Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1956-01/0070
Mannes ausgefüllt hätte. Wir begleiten mit wahrer Teilnahme diese einmalige Frau
von der einsamen Kindheit durch die Jahre einer reichen, aber opfervollen Ehe zur
Herrschaft der absoluten Fürstin und zu einem unendlich schweren Mutterschicksal. Wir
begleiten einen Menschen, dem nichts erspart blieb. Wie ihre bedeutendsten Zeitgenossen
ist Sibylla Augusta in ihrem Wesen bestimmt durch schrankenlose Hingabe an das
Leben und seine Freuden wie durch die leidenschaftliche Versenkung in religiöse Ideen
und ihre Ausdrucksformen, bestimmt aber auch durch das Wissen um ein verhängtes
Schicksal mit der Ahnung vom Tode mitten im Leben. Viele Fabeln hat die geschwätzige
Nachwelt um diese geheimnisvolle Frau gedichtet, nicht zuletzt, weil sie ihre selbstgewählte
Grabinschrift: Betet für die große Sünderin! nur in plattestem Sinne zu
deuten vermochte. In dieser Bitte enthüllt sich erst recht der wahrhafte Mensch, der
nicht eine unsühnbare Schuld zu verbergen hat, sondern der weiß, daß von dem, dem
viel gegeben ist, auch viel gefordert werden wird.

Wir wünschen dem gediegen ausgestatteten Werk die weiteste Verbreitung in den
Oberrheinlanden und damit der Verfasserin den wohlverdienten Erfolg. Dr. Glattes

F. Kabelac: „Beiträge zur Kenntnis und Entstehung des unteren Weißjuras am Ostrand
des südlichen Oberrheingrabens." — Ber. naturf. Ges. Freiburg i. Br. 45. 1955.
S. 5 bis 57. Herausgegeben von M. Pfannenstiel.

Schon vor Abschlug meiner Kartierungsarbeiten am Isteiner Klotz wünschte ich mir
dringend eine Spezialbearbeitung des „Weißen" Jura. Die oft nur bergsteigerisch zu
begehenden Felsflühen und die dekameterhohen Steinbruchwände waren im Rahmen
meiner Aufnahme nicht zu bewältigen; für die Kartierung selbst versprachen sie wenig.
So konnte ich das Profil der Kalkfolge nur an der Sohle und im Dach revidieren.

Schneller als erwartet wurde mein Wunsch erfüllt. F. Kabelac legt jetzt mit der
Kurzfassung seiner Freiburger Dissertation das Ergebnis mühevoller Geländearbeit vor.
Seine Revision der Gliederung geht aus von gründlichen, umfassenden Profilaufnahmen
an den hohen Steinbruchwänden und eingehenden Untersuchungen zur Gesteinswerdung
der Kalke. Diese ihrerseits basieren hinsichtlich des Chemismus auf der ehem. Analyse
von gegen 100 horizontiert aus der Steinbruchwand entnommenen Gesteinsproben,
in Bezug auf die Gesteinsstrukturen auf zahlreichen Schliffen, ja auf elektronenoptisch
bis 15 000fach vergrößerten Anschliffen, paläontologisch auf kritischer Überprüfung des
1 aunistischen Bestandes und seiner Verteilung im Profil.

Kabelac kommt dabei zu dem Ergebnis, daß von einem streng definierten
Riff nicht gesprochen werden dürfe, sondern die ökologischen Verhältnisse eines tropischen
Flachmeeres mit reicher Korallenfauna vorliegen. Die
dichten Splitterkalke sind so feinkörnig, daß ihre Strukturen erst unter dem Elektronenmikroskop
überhaupt sichtbar werden. Die Jaspisknollen sind Bildungen aus der
l'rühzeit der Gesteinsverfestigung. Die Fauna erweist sich, weil zu sehr von der Gesteinsausbildung
abhängig, als ungeeignet für die Gliederung. Diese wird vereinfacht,
die Mächtigkeiten genau belegt.

Ein Beitrag von G. Endriß im gleichen Band über „Oberbadische Dorfuntersuchungen
" gibt am Beispiel der sechs Dörfer Weisweil, Kadelburg, Görwihl, Eschbach,
Bischoffingen und Kappel am Rhein einen vorzüglichen Einblick in moderne, stark
aufs Einzelne gerichtete Methoden und Ergebnisse der Statistik und Landeskunde. Dabei
werden der Reihe nach bei diesen sechs Dörfern vergleichend besprochen die Siedlungsformen
, die Hausformen, die Verteilung der Wohnplätze, die geschichtliche Entwicklung
und in diesem Zusammenhang die konfessionelle Gliederung, Fragen politischer Grenzlage
, dann Probleme der Anthropogeographie, so die Bevölkerungsbewegung, die Gliederung
, auch in beruflicher Hinsicht, die Struktur von Landwirtschaft und Gewerbe,
Fragen der Industrialisierung, landwirtschaftliche Sonderkulturen, Einflüsse der Umlegung
auf das Landschaftsbild (dabei sehr beachtliche Hinweise auf die Gefahren der
Übertreibung bei der Rebumlegung, die auch in der Markgrafschaft zu beherzigen sind!).
Viele unserer Mitarbeiter, gerade auf dem Lande, werden Anregung und großen Gewinn
aus dem Studium dieser Arbeit ziehen; sie kann ihnen wärmstens empfohlen werden.
Der Literaturhinweis eröffnet ihnen den Zugang zu weiter führendem Material.

Ein 27 Seiten starkes Gesamtregister aller in den Berichten der
Gesellschaft erschienenen Arbeiten (1855—1954) gibt nicht nur einen
Uberblick über den Gang naturwissenschaftlicher Forschung an unserer Freiburger

68


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1956-01/0070