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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1956-02/0025
keine bedeutenden Veränderungen. Man kann sagen, daß auch hier bald nach
seinem Ende dieselben Zustände wieder eingetreten waren, wie sie zuvor be-
standen hatten.

Indessen erfuhren die Besitzverhältnisse auch unseres Gebietes eine gewisse
Erschütterung und Umstrukticrung durch den rund hundert Jahre später unser
Gebiet überflutenden dreißigjährigen Krieg und seine Nachwirkungen. Bis 1632
blieb Südwestdeutschland zwar vom Kriesr verschont, wurde dann aber stärk-

v. /

stens in Mitleidenschaft gezogen. Drückende Einquartierungen führten zum
Verlust ganzer Ernten und zum Wegtrieb oft des ganzen Viehbestandes der
Dörfer. Der dadurch entstehende Nahrungsmangel führte, zusammen mit Mißernten
und Münzverschlechterungen, zu einem rapiden Steigen der Preise21).
Nach den Kaiserlichen und Schweden kamen — nach einer kleinen Zeitspanne
relativer Ruhe — die französischen Heere, von denen berichtet wird, daß sie
teilweise noch schlimmer hausten. Das dritte und vierte Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts
waren wohl die schlimmsten Zeiten des Markgräflerlandes während des
großen Krieges. Dieser raubte dem Oberland etwa % seiner Bewohner; der
Rest verarmte völlig22). — Noch in den sechziger Jahren konnten Berains-
crneuerungen nur äußerst lückenhaft durchgeführt werden, da vielfach keine
Zeugen mehr lebten, die über die früheren Besitzverhältnisse Auskunft zu geben
vermocht hätten, und große Flächen Bauernlandes lagen brach, weil sich kein
Bebauer fand2''). Groß war auch die Verschuldung an Basler Geldherren.

Erste Ansätze einer Erholung des schwer heimgesuchten Landes, dessen
Bevölkerung vor allem durch Zuzug aus der Schweiz22) wieder merklich aufgefüllt
worden war, wrurden schon bald darauf durch die 1672 einsetzenden
Einfälle der Truppen Ludwigs XIV. wieder zunichte gemacht. Erst von 1714 an
konnte sich das so sehr heimgesuchte Land wieder einer langen Periode des
Friedens und ungestörter Entwicklung erfreuen.

Im badischen Oberland wie in ganz Baden herrschte die Landwirtschaft vor.
Im Vordergrund stand überall der Körnerbau: Hafer, Gerste und Dinkel. Die
Kultur von Handelsgewächsen, wie z. B. Hanf, spielte eine völlig untergeordnete
Rolle; ihr Anbau hat nie den Flurzwang durchbrochen, er ist immer nur im
Garten oder gesonderten Feld gepflegt worden24). Sehr erheblich war an vielen
Orten der Weinbau. Technisch ließ er allerdings vieles zu wünschen übrig; man
bevorzugte geringe Sorten von großer Ertragsfähigkeit. Die wirtschaftliche Lage
des Winzers war oft nicht günstig und nicht selten war sein Rebgut mit
Schulden belastet25). Die Wiesenkultur war häufig für die Viehzucht bei weitem
noch nicht hinreichend entwickelt; nur wenige Gemeinden verfügten über gutes
und ausreichendes Weideland, und vor allem fehlte es an geregelter Bewässerung,
so daß die Wiesen bald zu naß und bald zu trocken waren26). Durch den Mangel
an genügender Weidefläche waren der Viehzucht sehr enge Grenzen gesetzt:
es gab Gemeinden, die keinerlei eigenes Weideland besaßen und ihr Vieh ausnahmslos
auf fremde Gemarkung treiben mußten27), wo sie auf Grund alter
Privilegien oder von Pachtverträgen das Weiderecht besaßen.

Wenig entwickelt war auch das Dorfhandwerk, wohl nicht zuletzt durch
die Maßnahmen des Markgrafen Christoph, der dieses geradezu bekämpft hatte,
um die Städte und den Marktbesuch zu heben28). Mißwachs und Mißernten
bedeuteten daher immer sofort eine Katastrophe für die gesamte Bevölkerung
des Oberlandes.

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