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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1956-02/0066
die Äbtissin zu Säckingen Collatrix ist; die Beinutzung17) der Filiale steht
indessen dem „Geistlichen Kasten" Rötteln18) zu19)! Bei solchen Zuständen
nimmt es nicht Wunder, daß die Zehntherren, ja selbst der Markgraf und
seine Räte, keine genaue Übersicht behalten konnten. Hatten verschiedene
Zehntherren bzw. deren Beauftragte sich einmal Übergriffe erlaubt und beschwerten
die Betroffenen sich erst nach einigen Jahren oder wurden — was
auch vorkam — die alten Rechtsverhältnisse überhaupt erst durch eine Erneuerung
der Zehntberaine wieder geklärt, so berief sich die Gegenpartei gewöhnlich
auf „jahrelange possession". Bei einem Zehntstreit in Raitbach wurde
dann auch gefragt, warum denn der Markgraf, in dessen Rechte eingegriffen
worden war, nicht gleich Einhalt geboten hätte; dessen Beauftragte antworteten
nur die „gnädige Herrschaft" habe es nicht gewußt „und wären meistens die
Vögte und Zehend beständer daran schuldig, die gnädige Herrschaft zu prae-
judiz, ihnen aber zu eigenen nutzen zu weit gegriffen, seye also auß der
Usurpation keine rechtmäsige possession zuerkennen" 20).

Grundholden wie Zehntbeständer machten sich auch häufig den Unterschied
der Maßeinheiten der verschiedenen Eichorte zunutze, was
dadurch noch begünstigt wurde, daß die gleiche Bezeichnung keineswegs immer
der gleichen Menge entsprach21).

V. Ackerbau und Viehzucht

Für Ackerbau und Viehzucht im 16. und 17. Jahrhundert in der oberen
Markgrafschaft sind wir völlig auf Gefäll- und Zehntabrechnungen angewiesen.
Berichte oder Visitationsprotokolle, die näheren Aufschluß geben könnten,
iehlen für diesen Zeitraum in unserem Gebiet völlig. Aus den angegebenen
Quellen können nur annähernde und relative Ergebnisse gewonnen werden.

Im 16. und 17. Jahrhundert stand in der oberen Markgrafschaft der
K ö r n e r b a u im Vordergrund. Am häufigsten wurde Dinkel angebaut, dann
folgt — mit nur geringem Abstand in der Menge des Ertrages — der Hafer *).
Der Hafer war in weit höherem Maße als heute ein Nahrungsmittel für das
Volk. Vor allem die zu Frondiensten herangezogenen Untertanen bekamen
„Habermus", und zwar anscheinend bei jeder Mahlzeit, also bis zu dreimal
täglich, gereicht2). Flaier war auch die bei weitem billigste Frucht, Dinkel
kostete schon das 1X> fache3). Gegenüber diesen Hauptfrüchten trat der Roggenanbau
stark zurück. Er wurde anscheinend überhaupt nur in einigen bestimmten
Gegenden in nennenswertem Umfang betrieben; vor allem in jenem Gebiet,
das etwa durch die Eckpunkte Langenau, Weitenau, Endenburg und Bürchau
bestimmt wird, ferner um Efringen, Egringen und Wintersweiler. Gerste wurde
nur sehr selten angebaut. Erbsen, Linsen, Bohnen und Wicken wurden in
Bünden und Küchengärten last ausschließlich für den Eigenbedarf — einschließlich
der gelegentlich in diesen „Gemüsen" fallenden Gülten — gezogen.

Im westlichen Markgräflerland nahm allerdings der Weinbau eine überragende
Stelle ein und übertraf den Körneranbau beträchtlich. Das Hauptanbaugebiet
der Reben erstreckte sich zwischen dem Rhein und einer Linie,
die etwa parallel zum Rhein von Lörrach nach Norden verlief. Den Markgrafen
war an einer verbreiteten Weinbaukultur sehr gelegen; vor allem
bezogen sie vom Wein eine Anzahl Gefälle unter verschiedenen Titeln — vor
allem den Bannwein und den Kelterwein in fast allen Orten ihrer Herrschaft —

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