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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1956-02/0067
und überdies noch ein beträchtliches Umgeld für verkauften und in Wirtschaften
ausgeschenkten Wein. Dieser war in der Tat das einzige Gewächs,
von dem die Markgrafen auch dann unmittelbare Gefälle bezogen, wenn sie
weder als Grund- noch als Zehntherren irgendwelche Abgaben zu fordern
hatten. Der Weinkonsum scheint nicht gering gewesen zu sein. In Friedenszeiten
ließen sich gute Einnahmen durch den Rebbau erzielen. Die oft hohe
Belastung der Rebäcker war nicht etwa eine Folge von schlechten Absatzmöglichkeiten
oder unangemessenen Preisen — zumindest nicht in erster
Linie — sondern einer oft sehr unvorsichtigen Kreditaufnahme. Wegen des
im allgemeinen bedeutend höheren Grundstückswertes wurden auch bevorzugt
Rebäcker als Unterpfandgüter für Zinsen und Gülten von den Gläubigern
angenommen; selbst hochverschuldete Bauern konnten gegen Verschreibung von
Weingärten noch neue Darlehen erhalten. Die Bauern im Markgräflerland
bevorzugten für den Anbau ertragreiche Sorten, die aber meist von minderer
Qualität waren4).

Allerdings ging der Weinbau seit etwa 1630 rapide zurück. Die durch
den Krieg verwüsteten Weinberge hätten jahrelange Arbeit erfordert, bevor
sie wieder Erträge abgeworfen hätten; infolge der unsicheren Zeiten wollte
aber kaum jemand das Risiko auf sich nehmen, jahrelange Arbeit vielleicht
umsonst zu leisten. Hinzu kam, daß die Bebauung von Rebäckern mit Körnerfrüchten
unmittelbar den Hunger stillen half, wohingegen der Wein eben doch
noch eher entbehrt werden konnte. Nach dem Ende des Dreißigjährigen
Krieges fehlte es vor allem an Arbeitskräften und nicht weniger an Kapital,
um den daniederliegenden Weinbau wieder auf die alte Höhe zu bringen.
Die Franzosenkriege zerstörten dann die neuen Ansätze, die trotz aller widrigen
Umstände an manchen Orten gemacht worden waren, so daß zu Ende des
17. Jahrhunderts nur noch sehr wenig Wein mehr gebaut wurde.

Viel spärlicher noch als über den Ackerbau sind wir über die Viehzucht
in unserem Gebiet im 16. und 17. Jahrhundert unterrichtet. An Geflügel
wurden vornehmlich Hühner gehalten. Gänse werden nur sehr selten und
Enten fast gar nicht in unseren Quellen erwähnt.

Pferde wurden auch kaum in der Landwirtschaft verwendet; als Zugvieh
dienten in der Regel Kühe. Gewöhnlich hielten die Bauern auch einige Schweine,
wieviel, hing wesentlich von der verfügbaren Eckerichnutzung ab. An manchen
Orten wurde noch die Schafzucht betrieben. Im ganzen spielte die Viehzucht
eine untergeordnete Rolle.

Der hauptsächliche Grund für die verhältnismäßig geringe Viehhaltung wrar
der Mangel an nutzbarer Weidefläche; hatten doch manche Gemeinden keinerlei
eigenes Weideland und mußten ihr Vieh ausnahmslos auf fremde Gemarkungen
treiben5). Vor allem war auch die Wiesenkultur für eine ausgedehnte Viehwirtschaft
bei weitem noch nicht hinreichend entwickelt; mangels geregelter
Bewässerung waren die Wiesen bald zu trocken, bald zu naß und das Gras
sauer6). Aus diesen Gründen war der Viehbestand der markgräfler Bauern
auf das für den eigenen Betrieb unumgänglich notwendige Mindestmaß be-
schrän kt.

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