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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1957-01/0009
etwa 60 Jahren von Bernau nach Schönau gezogen. St. Blasien sei Grundherr,
aber leibeigen seien sie nicht.

Michel Cuntzelmann, gebürtig von Schönenbach7), Bruder
des obigen Conrad, hat, solang er in Schönau wohnte, nichts von Leibeigenschaft
gehört.

Anna Weinmännin, Frau des Hans Marder und Mutter der Frau
Verena Spindler, hat nie von Leibeigenschaft ihrer Großmutter gehört. Jakob
Köpfhardt (Köpfer) genannt „Schindelmeyer" in Schönau behauptet: Als er
von Bernau nach Schönau gezogen, nachdem er dem Abt den Freizug abgekauft,
worüber er Urkunde besitze, habe er in Schönau den sehr alten Jakob
Cuntzelmann noch gesehen. Von der Leibeigenschaft des Jakob Cunzelmann
weiß er nichts. Doch habe er gehört, daß unter den von Bernau oder da oben
herum Herabgekommenen und durch den Vertrag vom Gotteshaus abgekauften
30 Personen auch die Margareth Cunzelmann gewesen sei.

2. Am 4. 6. 1 5 7 8 wurde in Freiburg das Zeugenverhör fortgesetzt.
Gerade diese Zeugen zeigen uns den stolzen Freiheitssinn, der damals in
unseren Bergen daheim war.

Zuerst wird vernommen Matheis Mayer „auffm Plauen geboren
"8), wohnhaft zu Atzenbach. Er hat den Bauernkrieg als Hjähriger Bub
miterlebt, wohnt jetzt zu Atzenbach, ist ein Bauer mit Haus und Hof und
20 Tauen (Juchart) Matten. Niemand hat „ansprach an seinen Leib denn allein
der Lieb Gott, der Ihn erschaffen". Ohne Ahnung wurde er vom Zeller
Vogt bei Strafe von 1 Pfund Rappen zum Zeugen bestimmt. Er sagt: Die
Schönauer haben sich stets ihrer Freiheiten gerühmt und sie gebraucht z. B.
Jagdfreiheit. Schönau und die Höf aufwärts sind unterschieden von den gen
Zell gelegenen Höfen „zum Hoff, Deyttschwandt, Imcastel und dergleichen"
und einigen Höfen „zue Kunenberg", die leibeigen St. Blasiens seien9). Die
„Vogteyer" gehören zur Waldvogtei, die „Frönder" zu St. Blasien. Adam
Küeffer, ein gelernter Kübler, der aber Bauer geworden, sei vor 50 Jahren aus
dem Tal nach Altenstein gezogen und vor 20 Jahren dort gestorben. Ohne
„alles nachzuolgen" des Abts sei er freizügig gekommen und habe von ihm
selbst das Schönauer Kirchspiel hoch rühmen hören, daß die Vogteier daselbst
ganz frei seien und freizügig, wohin sie wollen, und haben auch Freiheit zu
jagen und zu fischen. Er habe von Schönauern und Todtnauern sagen gehört,
sie hätten vor ungefähr 100 Jahren von einem uralten Abt ihre Leibeigenschaft
abgekauft. Sein Stiefschweher Straus Hemnerlin verheiratete sich vor
20 Jahren zu Utzenfeld und starb vor 15 Jahren zu Schönau. Er war von
Utzenfeld nach Basel gezogen, nahm eine „feine Parschaft" mit, womit er
in Basel sich verpfründete, zog aber wieder zurück nach Schönau. Dem Abt
mußte er weder Abzug noch Fastnachtshuhn bezahlen. Hans Marder und Frau
seien Vogteier und nicht leibeigen.

Ulrich Stutzmann, geboren und erzogen zu Schönau, wohnt in
Zell, hat noch ein Haus in Schönau, wovon er an St. Blasien jährlich Abgaben
bezahlt, ist „Schenkh- oder trinckgeltenmacher"10) und hat „vil kleiner
kindlein", ist 40 Jahr alt und mit Hans Marder verwandt: Hat stets gehört
von besonderen Freiheiten der Schönauer und daß der Abt bis zu 3 Schilling

7) Schönenbach bei Grafenhausen bei Bonndorf.

8) Plauen ist Blauen bei Zell i. W.

9) „die gen Zell gelegenen Höfe" sind die rechte Fröhnd (Hof, Ittensclrwand, Kastel,
Ober- und Niederhepschingen) und die linke Fröhnd (Künaberg, Stutz, Vorder- und
Hinterholz).

10) „trinkhgelten" sind Trinkgeschirr aus Holz.

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