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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1957-01/0011
Hans Cunzelmann, Müller in Merzhausen, geboren zu
Bernau-Goldbach, Sohn von Martin Cunzelmann, der nach Todtnau gezogen
und dort Vogt geworden war und auch dort gestorben ist. Er war im großen
Landsterben nach Aussag seiner Taufgöttin Fida, Frau von Hans Burkhardt
im Lehen zu Bernau, 3 Jahre alt. Er besitzt ein Vermögen von 1000 fl. Vor
Jahren betrieb er das Bergwerk. Vor 50 oder 51 Jahren lernte er in der hintern
Mühle zu Todtnau bei Thiebold Hugelin, von Straßburg gebürtig, das Becken-
und Müllergeschäft. Der Junker Philipp von Hauenstein 14) sei in Todtnau eingeritten
zum Eidschwur der beiden Täler Todtnau und Schönau. Nach der
Besprechung auf der Ratstube seien am folgenden Morgen der Waldvogt, Ludwig
Neuwenackher, Vogt Othmar Sparhew, Peter Bosch von „Muckhen-
prunen", der alte Hans Klinglin, alle vom Rat, und andere Leute in der
Mühle zu Gast gewesen; er als Lehrbub habe Wein aufgetragen. Der Waldvogt
habe seinem Lehrmeister einen Becher Wein „gebracht" mit den Worten: „ich
bin Ewer Knecht vnd Ir Tottnawer sindt meine herren, dann Ir haben Kayserlich
Bullen, die sindt mehr dan ich; der ursach hab ich euch, von Ersten Müessen
schwüren, euch bey den Kayserlich Bullen zuo schützen vnd zuo schürmen,
vollgendts Ir mier, wegen deß jch in des Kayser's Namen das schwert in
Malefizisch sach füre". Oft hat er von den Freiheiten zu jagen usw. und von
der Freizügigkeit gehört. Diese Täler heißen die „freyen täler" und nehmen
nur Freizügige auf. Bei seinem Vater und bei seinem verstorbenen Bruder
Melchior Cunzelmann, Vogt, habe er oft die Freiheitsbriefe mit vergoldeten,
gar schönen großen Siegeln gesehen. Auch erinnere er sich noch, wie Abt Gall
nach Todtnau gekommen sei und wie ihm sein Meister erzählte, daß der Abt
zuerst ihnen geschworen habe, sie bei ihren Freiheiten zu lassen und ihnen
ein Vater zu sein und dann erst die Todtnauer dem Abt geschworen haben.
Ähnlich sei es in Schönau gehalten worden, wo die gleichen Freiheiten gelten.
Vor 21 Jahren habe er die Witwe des Balthasar Küenern von Rollsbach geheiratet
und sei dann nach 5 Jahren nach Burg bei Kirchzarten gezogen ohne
jede Abgabe. Er selber sei St. Blasien leibeigen. Als Fall für seinen Bruder
Melchior habe) er dem Probst in Krozingen 10 Schilling gegeben. Als er anno
34 sich mit „Ungnoßami" d. i. mit Dorothea Berin von Villingen verheiratet,
mußten für Loskauf und Freizug dem Abt 8 fl gegeben werden. Als die
Witwe Melchiors zu Au gestorben sei, habe der Abt als Fall eine Bettstatt
gefordert, doch habe man sich geweigert, da der Abt die Leibeigenschaft
der Verstorbenen nicht nachweisen konnte.

Mit sichtbarem Stolz rühmten sich und wurden von den andern die
Talleute von Schönau und Todtnau gerühmt und beneidet wegen ihrer großen
Freiheiten. Nie hat St. Blasien diese Freiheiten bestritten oder geschmälert.
Gerade auf St. Blasiens Anregung und unter des Klosters Mithilfe wurden sie
festgelegt schon im Talrecht von 1321. Nirgends aber war ausgesprochen, daß
Schönau und Todtnau nicht mit Leib und Gut dem Kloster eigen sei. An
dieser Tatsache der Leibeigenschaft, die zwar in ihren Verpflichtungen in den
Tälern beinahe ausgehöhlt war, nahmen die beiden Vogteien Anstoß, vermochten
aber nicht ihre Geburtsbefreiung zu beweisen, so sehr sie es auch wünschten.
Die freiheitliebenden Schönauer sprachen von einem uralten Abt, der vor
über hundert Jahren sie freigemacht15). Aber sie konnten weder den Namen
des Abtes nennen, noch eine Urkunde darüber vorlegen. So mußte denn der
Kampf um die Befreiung von der Leibeigenschaft weiter geführt werden. Der
Streit um die Leibeigenschaft der Frau Verena Spindler in Freiburg hatte

14) Junker Philipp von Hauenstein ist der damalige Waldvogt.

15) Abt Gallus von St. Blasien von 1532—1540.

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