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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1957-02/0007
vereine von Karlsruhe und Mannheim vom 6. Februar 1857 zur Bildung von
Lokalgewerbevereinen, auch in Baden nach dem Vorbild des in Hessen bestehenden
Landesgewerbevereins einen das ganze Land umfassenden
Gewerbeverein zu bilden unter Leitung einer mit Staatsbeamten besetzten
Zentralstelle. Die Anregung fand im ganzen Lande eine günstige Aufnahme,
nur nicht bei dem für die Gewerbeförderung zuständigen Ministerium des
Innern. Erst im Jahre 1878 kam die Bildung dieses Landesverbandes
nach Uberwindung von mancherlei Schwierigkeiten
zustande.

Aber am 10. Mai 1857 legte der Schlossermeister Friedrich Rupp einer
Anzahl Gewerbetreibender die Satzung des neuen „Gewerbevereins" vor, die
angenommen wurde. Die Gesellschaftsabende der Lesegesellschaft und des Gewerbevereins
wurden aber getrennt abgehalten, erst im Jahre 18 6 8
wurden diese im Lesezimmer der „Krone" zusammengelegt, wobei die
Lesegesellschaft ausdrücklich betonte, daß sie auch fernerhin ihr Vorrecht „eine
geschlossene Gesellschaft zu sein" erhalten wolle. Der Gewerbeverein erhielt
daher nur die Erlaubnis, „auf vorläufig unbestimmte Zeit seine Gesellschaftstage
jeweils Samstag in dem Vereinslokal der bürgerlichen Lesegesellschaft abhalten
zu dürfen".

Am 1. Januar 1836 war Baden dem preußisch-deutschen Zollverein
beigetreten. Damit fielen im Innern die Zollschranken, aber im Verkehr
mit dem Ausland traten verkehrshindernde Zölle in Kraft. Dies bewirkte
ungeahnte wirtschaftliche Umgestaltungen: die Textilindustrie weitete sich aus,
die Eisenwerke und Drahtzüge verkümmerten. Das ganze bürgerliche, soziale,
ökonomische, gesellige, finanzielle Leben des Tales wurde ein anderes und neues.
Neue Fabriken und Berufsarten hielten Einzug, die Lebensweise der Bevölkerung
änderte sich, der Ackerbau trat zurück, eine bisher unbekannte Bevölkerung
von Schweizern und Schwarzwäldern hielt Einzug, 1859—62 wurde die
Bahnlinie von Basel nach Schopfheim gebaut, 1862 kam durch die Aufhebung
des Zunftzwanges die Gewerbefreiheit, ein großer idealer Zug ging durch die
Massen des Volkes. Die Lehren von Schulze-Delitzsch fielen auf einen
fruchtbaren Boden; das deutsche Genossenschaftswesen, das auf
Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung aufgebaut war, hielt
seinen Einzug. Angesehene und weitsichtige Männer in Schopfheim traten mit
Begeisterung für die neuen Ideen ein. Wilhelm Krafft, der Kopf und Herz auf
dem rechten Fleck hatte, widmete seine vielseitigen Fähigkeiten mit Vorliebe dem
Gewerbeverein. Der Buchdruckereibesitzer Georg Uehlin schrieb schon in der
zweiten Nummer des am 1. April 1864 erstmals erschienenen „Statthalter", dem
Vorgänger des heutigen „Markgräfler Tagblatts":

„Das Bürsten und Reiben ist ein Mittel zum Wecken und die Bürste des
„Handspiegels" hat es versucht, den hiesigen Gewerbeverein zu reizen und dadurch
zu beleben. Er regte sich nicht und jetzt endlich verbreitet der untrügliche
Geruch die Gewißheit, daß wir es wirklich mit einem Toten zu tun haben.
Wir halten uns verpflichtet, diesem echten Schopfheimer Bürgerkinde einen
Nachruf zu widmen: Der Gewerbeverein, im Beginn zu groß, wurde von verhältnismäßig
wenigen in seiner Bedeutung erkannt. Um jeden Schein zu meiden,
als wollte er mit der Vergangenheit brechen und das Handwerk auf einen anderen
Boden stellen als den bekanntlich „goldenen", verließ man den Stoff und
sprach nicht mehr von Vorschußkassen, von Handwerkerbanken, genossenschaftlichen
Einrichtungen und Verkauflokalen, man schwindelte nicht mehr,
man legte sich auf die gemütliche Seite und die Sache schlief ein. Man tröstete
sich damit, es sei anderwärts auch so gegangen". — Es ging dem weitblickenden
Manne darum, auch in Schopfheim mit Hilfe des Gewerbevereins einen Vor-

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