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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1957-02/0009
übliche Silvesterfeier mit Ball wegen der schweren Schäden, welche das gewaltige
Hochwasser im Herbst 1882 angerichtet hatte, nicht abgehalten und den
Geschädigten eine Unterstützung bewilligt.

Seit Jahren schon beschäftigte sich die Gemeindeverwaltung mit der Frage
nach der besseren Unterbringung der im Jahre 1864 gegründeten Gewerbeschule
, aber der Gemeinde fehlten die Mittel zu einer gründlichen und
zweckentsprechenden Aenderung. Um hier einen kräftigen Schritt voran zu
kommen, beschloß die Generalversammlung des Lese- und Gewerbevereins am
3. März 1885, den aus der Gewerbeaussteilung 1880 erzielten Überschuß von 4000
Mark der Gemeinde zur Verfügung zu stellen zur Beschaffung eigener Räume
für die Gewerbeschule, durch Erstellung eines Anbaues an die höhere Bürgerschule
, wobei der dritte Stock derselben ausschließlich der Gewerbeschule vorbehalten
bleiben sollte. So kam es dann einige Jahre später zu dem baulich wenig
befriedigenden Anbau an den alten 1772 erbauten Kornspeicher, in dem sich
die Gewerbeschule bis zum heutigen Tag befindet.

In Sitzungen und Vorträgen wurden alle Fragen des Handwerkerstandes
eingehend behandelt, in jenen Jahren war es die Aussetzung von Prämien für
Lehrlingsarbeiten, Einführung des Befähigungsnachweises im Baugewerbe, die
Lage des Kleingewerbes, die Stellung des Handwerkers zu den Steuerfragen, insbesondere
aber war es das neue Handwerkergesetz und die Handwerkernovelle
aus dem Jahre 1897, die Gegenstand eingehender
Beratungen und Aussprachen bildeten. Die wachsenden Ansprüche, die an das
fachliche Können des Handwerkers gestellt wurden, bedingten auch ein stetiges
Anwachsen der fachlich ausgerichteten Bücherei, die alljährlich beträchtliche
Mittel erforderte. Um die Bücher rein fachlichen Inhalts aber dem gewerblichen
Nachwuchs übersichtlicher und gesammelter darzubieten, wurden diese aus der
gemeinsamen Bücherei des Lese- und Gewerbevereins herausgenommen und im
Jahre 1888 der Bibliothek der Gewerbeschule zugeteilt, wo sie
zweifellos nutzbringender benutzt werden konnten und insbesondere die Neuanschaffungen
anhand der Bedürfnisse der Schule zweckentsprechender vorgenommen
werden konnten.

Im Jahre 1900 war die Mitgliederzahl auf 162 angewachsen, darunter befanden
sich 82 Handwerker, 13 Kaufleute, 4 Gastwirte, 48 Beamte und Privatpersonen
, 10 Aerzte, Apotheker und Fabrikanten. Bei dieser Zusammensetzung der
Mitgliedschaft ist es nicht verwunderlich, daß immer wieder die Frage erörtert
wurde, ob es nicht zweckmäßig wäre, die beiden Teile, aus denen sich der Lese-
und Gewerbeverein zusammensetzte, wieder zu trennen. Naturgemäß spielte
hierbei die Frage nach der Herkunft und der Verwendung der Vereinsbeiträge
die Hauptrolle. Eine eingehende Aussprache hierüber fand am 27. Februar 1903
statt, in welcher allerdings auch nach mehrstündiger Beratung keine Einigung
erzielt werden konnte und beschlossen wurde, alles beim Herkömmlichen zu
belassen, d. h. eine Trennung nicht vorzunehmen.

Auf der am 27. März 1904 in Offenburg stattgefundenen außerordentlichen
Generalversammlung aller badischen Gewerbevereine, an welcher auch der Gewerbeverein
Schopfheim teilgenommen hatte, war der Zusammenschluß aller
badischen Gewerbe- und Handwerkervereine zu einem Landesverband
vollzogen worden.

Im Jahre 1907 feierte der Verein sein 75 -jähriges Bestehen.

Als erheiterndes Kuriosum vermerkte das sorgfältig geführte Protokollbuch
das Erdbeben vom 16. November 1911 während einer Vereinsversammlung
. Einige ängstliche und besorgte Ehemänner verließen, als der Boden
des Versammlungslokals zu schwanken begann, eilig die Versammlung, um
heimwärts zu eilen; die weniger ängstlich veranlagten Gemüter aber feierten

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