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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1957-02/0011
Gewerbevereins in den verderbenbringenden Strudel; die Massenarbeitslosigkeit
beherrschte das Bild der deutschen Städte und Gemeinden, die
Machtkämpfe der Parteien gegen den Staat und untereinander erreichten
den Höhepunkt, das Reich konnte nur mit Hilfe von Notverordnungen
regiert werden. In diesem alle bedrohenden wirtschaftlichen und
politischen Chaos feierte der Gewerbeverein sein hundertjähriges Bestehen
. Eine kleine Festschrift hielt die Geschichte der vergangenen hundert
Jahre fest. Ohne jenes bescheidene Heftchen, das heute wohl nur noch in wenigen
Exemplaren vorhanden sein dürfte, wäre es nicht möglich gewesen, heute
diesen geschichtlichen Rückblick zu geben, denn wenige Jahre später gingen
sämtliche Akten, die stets sorgfältig geführten Protokollbücher und alle sonstigen
Urkunden des Gewerbevereins restlos verloren. Trotz der Ungunst der Zeit
wurde das Fest am 15. Oktober 1932 durch einen Festakt im Pflugsaal begangen
, wobei der Gesangverein, die Stadtmusik und der Turnverein in kameradschaftlicher
Verbundenheit mitwirkten. Fräulein Erika Trefzer (heute Frau
Baumann in Radolfzell) sprach einen auf die Geschichte des Vereins und das
Handwerk bezüglichen Prolog, die Festrede hielt der damalige Direktor der
Gewerbeschule, Alexander Rusterer. Am folgenden Tag fand eine Festsitzung
des Landesausschusses des Verbandes badischer Handwerker- und Gewerbevereine
und eine Gauversammlung der Handwerker statt. In der alten
Stadtkirche wurde eine interessante Ausstellung von Dokumenten
, Urkunden, Zunft- und Gesellenbriefen des
Handwerkes sowie von alten Handwerksgeräten gezeigt.
Dann aber kam das Ende der selbständigen Handwerker- und Gewerbeorganisationen
.

Durch das Gesetz über die Gleichschaltung wurden die Vereine bald
nach der Machtübernahme durch die NSDAP im Jahre 1933 „gleichgeschaltet",
d. h. der Partei unterstellt und zu deren Befehlsempfängern herabgesetzt. Die
Scheinblüte jener Jahre endete, wie vorauszusehen war, im Ausbruch des 2.
Weltkrieges, dessen Ausgang vom Jahr 1942 ab nicht mehr zweifelhaft sein
konnte. Nach dem totalen Zusammenbruch blieben alle Vereine von den Besatzungsmächten
zunächst verboten. Aber als man im Jahre 1949 die Vorbereitungen
traf für das 700 -jährige Stadtjubiläum, wurde auch die
Frage der Wiedergründung eines Gewerbevereins auf der Grundlage der veränderten
Verhältnisse lebhaft erörtert, wobei es sich besonders um die Durchführung
einer Ausstellung handelte, jener Ausstellung, welche der Kriegsausbruch
1914 schon einmal verhindert hatte. Es wurde dann auch bei der Jubiläumsfeier
der Stadt eine geschickt zusammengestellte Leistungsschau für
Handel, Handwerk und Gewerbe gezeigt. Diese Schau fand nicht nur die weiteste
Beachtung und Anerkennung, sondern hatte auch einen guten finanziellen
Erfolg. Anläßlich einer Versammlung aller Gewerbetreibenden der Stadt kam es
denn auch unter der zielklaren Leitung eines erfahrenen Handwerksmeisters der
alten Schule, des Malermeisters Emil Wenger, am 8. März 1951 zur
Wiedergründung des selbständigen Gewerbevereins. Als willkommene Morgengabe
wurde dem Verein der Reingewinn der Leistungsschau mit 2 500 DM
übergeben. Den Vorsitz übernahm Sparkassendirektor Paul
Brendlin, 2. Vorsitzender wurde Schreinermeister Fritz Roeck, die Kassengeschäfte
wurden dem Bankvorstand Max Adolph übertragen. Diesem engeren
Vorstand trat ein Ausschuß zur Seite, bestehend aus 15 Mitgliedern, der die
einzelnen Fachrichtungen Holz, Steine und Erden, Metall, Ausstattungsgewerbe,
Nahrungsmittel und Handel, vertritt. Der nunmehr straffer als früher gegliederte
Verein macht es sich erneut zur Aufgabe, die Standesehre und das Standesbewußtsein
der Mitglieder zu stärken und zu heben, die Interessen von Handel,

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