Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1957-02/0016
Durchmarsch spanischer und anderer Truppen bedeutete von 1633 an eine
schwere Landplage. Markgraf Friedrich V., der sich den Schweden angeschlossen
hatte, gelang es vorübergehend, die Feinde zu vertreiben, doch konnte er nicht
verhindern, daß Schloß Rötteln und damit auch Lörrach abwechselnd von den
Kaiserlichen und von den Schweden besetzt wurden. Die mit Truppen belegten
Dörfer verödeten, so daß die Einwohnerzahl stellenweise um 70 bis 80 Prozent
abnahm, und was der Feind verschonte, das raffte die Pest dahin, die 1634 von
neuem ausbrach. Der markgräfliche Hof suchte und fand Zuflucht in Basel, wo
er bis zum Ende des furchtbaren Krieges verblieb, während die Untertanen der
Herrschaften Badenweiler, Rötteln und Sausenburg vorübergehend dem Hause
Habsburg huldigen mußten.

Lörrach und das Markgräflerland hatten erneut und in verstärktem Maße
unter der Geisel des Krieges zu leiden, als Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar,
der Kommandant der schwedischen Truppen, im Januar 1638 ins Wiesental
marschierte. In einer zeitgenössischen Chronik heißt es: „1638, Januar 30, . . .
ist hertzog Wimar ... ob Rhinfelden über Rhin gesetzt, hat Säckingen eingenommen
. . . und sich in der oberen herrschaft zuo Lorch mit 800
reyttern verschantzet" 1). Er besiegte die Kaiserlichen bei Rheinfelden und eroberte
mit seinen Schweden das Schloß Rötteln. Die Lörracher Wasserburg
wurde - wie schon bemerkt - in diesem Jahre niedergebrannt. Die schwedischen
wie auch die französischen Truppen hausten im letzten Jahrzehnt des Krieges
nicht minder furchtbar im Land als vorher die Kaiserlichen. Die gequälte Bevölkerung
flüchtete vor der Soldateska in die Wälder, in den meisten Orten
waren die Häuser durch Brand oder Einsturz unbrauchbar geworden, die Ställe
waren leer, Äcker, Gärten und Weinberge waren verwüstet, die Straßen waren
unwegsam geworden, die Menschen waren verwildert, aus den Wäldern drangen
Wölfe bis in die Dörfer vor. Es war in der Herrschaft Rötteln und im Dorfe
Lörrach nicht anders als im ganzen übrigen deutschen Land! 1645 zählte man
im Marktflecken Lörrach noch 454 Einwohner. Im Jahre 1628 bestand der Ort
aus 94 Wohnhäusern. Nach dem Krieg standen noch 75 Häuser, und auch diese
hatten schwer gelitten. In solchen Notzeiten konnte sicherlich nicht an eine
Verleihung der Stadtrechte an das ausgeplünderte Dorf gedacht werden!

Als 1648 der Krieg durch den Frieden von Münster endlich beendigt war,
ritten ein Trompeter und ein Herold durch das ganze Land, um den verzweifelten
Menschen diese frohe Botschaft zu verkünden. Die Bevölkerung der Markgrafschaft
nahm aber nur ganz allmählich wieder zu durch Rückwanderung der
in die Schweiz Geflohenen und durch Zuwanderung vieler Schweizer, die sich
hier niederließen. Markgraf Friedrich V. suchte die furchtbare Not durch außerordentliche
Verwaltungsmaßnahmen zu lindern und richtete sogar 1650 in
Rötteln eine sogen. „Landschule" ein, eine Lateinschule, aus der später das
Lörracher Pädagogium hervorging. Seiner großen Freude darüber, daß wieder
Friede geworden war, gab Markgraf Friedrich V. dadurch Ausdruck, daß er sein
Schloß Otlikon bei Weil in Friedlingen umbenannte. Es blieb jedoch nur der
Name allein bis zum heutigen Tag erhalten . . . das Schloß mit dem verheißungsvollen
Namen wurde schon 29 Jahre später, im Februar 1678, von
den Franzosen in einem neuen Krieg erobert und dem Erdboden gleichgemacht!

Nach dem Dreißigjährigen Krieg war den oberen Landen der Markgrafschaft
Baden-Durlach nur eine kurze Atempause von 24 Jahren beschieden, die natürlich
nicht hinreichte, das verarmte, ausgesogene, verwüstete und menschenleere
Land wieder zu innerer Ordnung und zu Kräften kommen zu lassen. Der
französische König Ludwig XIV. erklärte 1672 Holland, mit dem sich der

*) F. J. Mone: „Quellensammlung der Badischen Landesgeschichte": 2, 586.

78


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1957-02/0016