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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1957-02/0021
aber französiche Truppen in Schopf heim; das ganze Land um Weil und Haltingen
wurde geplündert und furchtbar verwüstet. Uber den 1682 zur Stadt
erhobenen Marktflecken Lörrach fehlen bestimmte Nachrichten; die durchziehenden
Truppen werden ihm aber gewiß kein anderes Schicksal bereitet
haben als den anderen Orten des bedauernwerten Landes, und von den einst
verliehenen Stadtrechten ist nicht mehr die Rede.

Das markgräfliche Oberamt hatte in diesen Kriegszeiten seinen Sitz in Basel.
Nach dem Abzug des Feindes richteten nun die Bürgermeister (Vögte) der so
schwer betroffenen Ortschaften ihre Berichte dorthin und gaben die Höhe des
Schadens an, den sie erlitten. Lörrach bezifferte ihn mit 12 960 Gulden. Tüllingen
hatte einen Schaden von 18 350 Gulden und berichtet dazu: „Daß die
Gemein Tüllingen mehr Schaden von den Feinden erlitten als andere Dörfer,
ausgenommen die Gemein Weil; in dem Rebberg die Reben mit samt den
Trauben abgeschnitten und verderbt, die Rebstecken verbrannt und den ganzen
Herbst verderbt. Der Hausrat ist weg. Die Häuser barbarischer Weis verderbt.
Keine Handvoll Heu und Stroh mehr; kein Stück Zugvieh mehr in unserer
Gemein, und ist der Schaden so groß in unserm Dörflein, daß er nicht zu
beschreiben ist." Tumringen, das im Jahr 1678 von den Franzosen so furchtbar
verwüstet worden war, daß nur noch 13 Häuser übrig blieben, beziffert seinen
Schaden auf 10 900 Gulden. „An Frucht, Wein, Vieh, Äcker, Reben, Rebstecken,
Gärten, Häusern, teils im Brand, die anderen sonst verruiniert." Von Rötteln
berichtet der Vogt von Tumringen, es sei in der Kirche allerlei Schaden angerichtet
und eine Glocke „verloren" gegangen. „Für das andere ist das Pfarrhaus
dergestalten zugerichtet, daß weder Tür noch Tor noch Fenster, auch alles
ausgebrochen und verschlagen!"

Auf die geschilderten Kriegsjahre mit all' ihren Leiden folgten endlich
ruhigere Zeiten, in denen die Markgrafschaft sich von den schweren Schäden
wieder erholen konnte. Wenn das Land auch nicht unberührt blieb von den
wirtschaftlichen Folgen des Polnischen Thron- und des österreichischen Erbfolgekrieges
(1733—38 resp. 1740—48), so wurde es doch wenigstens nicht zum
Kriegsschauplatz. Markgraf Karl Friedrich, der später beide badischen Markgrafschaften
vereinigte und der erste Großherzog wurde, dessen Grundsatz es
war, daß das Glück des Regenten von der Wohlfahrt seines Landes unzertrennlich
sei, bemühte sich nach Beginn seiner Regierung Ende der 40er Jahre um
die Förderung von Handel und Verkehr in seinen Ländern. Bald nach 1751
bereiste er die Teile seines Landes, die er noch nicht aus eigener Anschauung
kannte, um sich persönlich über deren Zustände und Bedürfnisse zu unterrichten
. Bei dieser Gelegenheit kam er auch, wie früher schon öfters, nach
Lörrach und mag dabei die Bedeutung des Ortes vor den Toren Basels erkannt
haben, sowie die Vorteile, die sich aus der Ansiedlung von Industrie im Wiesental
erzielen ließen. Das markgräfliche Oberamt unterstützte lebhaft jede industrielle
Unternehmung, die sich in Lörrach niederlassen wollte, besonders seit
nach dem mehr agrarisch eingestellten Landvogt Ernst Friedrich von' Leutrum,
der 1748 Lörrach verließ, der Geheime Rat Gustav Magnus von Wallbrunn
Landvogt der Herrschaften Sausenberg und Rötteln geworden war. Er suchte -
ganz im Sinne seines Markgrafen Karl Friedrich - entsprechend der Staats- und
Wirtschaftsauffassung des Merkantilismus die Ansiedlung von Gewerben im
Wiesental und insbesondere in Lörrach zu fördern. In einem markgräflichen
Patent, das vom 30. Oktober 1752 datiert ist, wurde zur Gründung von
Manufakturen und Fabriken aufgerufen. Am 27. August 1753 erhielt der
Berner Johann Friedrich Küpfer das Privileg, in Lörrach eine Indienne-(Baum-
wolle-)Manufaktur zu errichten, aus der später die große Firma Koechlin-
Baumgartner u. Cie. hervorging, und manche weiteren industriellen Unternehmungen
folgten nach.

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