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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1957-02/0030
1. Die meisten Manufacturiers und Professionisten gehen nicht gerne in
Orte, wo sie nur als Schutzbürger gelten oder sich gar leibeigen machen
müssen.

2. Die Lage des Orts und seitherige Erfahrungen (gemeint ist insbesondere
das letzte Jahrzehnt!) geben begründete Hoffnung, daß aus Lörrach ein
nahrhafter Ort würde, wenn fremde und Handelsleute leichten Zugang
fänden. Des Landvogts von Wallbrunn löblicher Eifer, Negotianten
dahin zu ziehen, müsse gefördert werden.

3. Durch den Wegfall von Frohnden werden allerdings die übrigen Oberamtsorte
durch onera mehr beschwert. Jedoch bringt die Vermehrung
der Bevölkerung und Herbeiziehung von Handel und Wandel den Landorten
wiederum große Vorteile, weil sie

a) ihre Producte bequemer, leichter und mit Nutzen an den Mann
bringen,

b) bei den Manufacturiers durch Handanlegung selbst ihr Brot verdienen
können.

4. Überdies kann die vermehrte Last der Landorte gemildert werden, indem
man

a) Bau und Erhaltung der Stadtmauer sowie die Straßenunterhaltung
der neuen Stadt gegen Befreiung von anderen Lasten überlasse oder

b) statt der Frohndienste in Person einen Geldanschlag eintreten lasse14).

Unschwer erkennt man in diesen Gegenargumenten Wallbrunns Gedankengänge
, dem nicht nur das Wohl Lörrachs, sondern des ganzen Oberamtes am
Herzen lag. Die Rentkammer aber beharrte auf ihrem Standpunkt und fügte
aus ihrer fiskalischen Schau noch hinzu, daß die neue Stadt auch an den herrschaftlichen
Strafgeldern, Salz-Regalien, Ohmgeld, Abzug usw. partizipieren
müsse. Unbekümmert ließ jedoch das Hofratskollegium aus dem Archiv das
Privileg von 1682 heraussuchen, kopieren und begann danach mit der langwierigen
Ausarbeitung der Statuten15). Schließlich einigte man sich, daß Lörrach
die Freiheiten und Begnadigungen genießen solle, der sich auch die anderen
badischen Städte erfreuten.

IL

Festliche Tage im Jahre 1756.

Am 3. Juni 1756 unterzeichnete Markgraf Carl Friedrich zu Baden in seiner
Residenz Carlsruhe die Urkunde, die der Gemeinde Lörrach das in schweren
Zeiten untergegangene Stadtrecht erneut bestätigte. Dieser freudige Anlaß, der
sich mit der Hoffnung auf eine dauerhaftere friedliche Zukunft und eine dank
des Privilegs mit Gewißheit erwartete wirtschaftliche Prosperität verband, vereinte
die Einwohnerschaft in einer mehrere Tage währenden Festlichkeit. Man
hatte schon längere Zeit Vorsorge getroffen. Das neue Rathaus (1869 leider abgerissen
) war rechtzeitig fertig geworden. Hier versammelte sich nun am
23. August 1756 die „gesamte Burgerschafft", um der Verpflichtung des neu
ernannten Bürgermeisters Wilhelm Roth, Stubenwirt, und der Ratsmitglieder

14) GLA 212/146, S. 26 f.

15) GLA 212/150, S. 7 ff. — Es gibt, soweit ich sehe, drei verschiedene Entwürfe
oder Entwurfsstadien des Privilegs, dessen endgültige Fassung bzw. Verabfolgung eine
Taxe von 100 fl. kostete (vgl. Höchstetter, S. 76). — Die sogenannte „Benachrichtigung
", ein Werbeschreiben für die neue Stadt, wurde bereits im Juni 1755 entworfen
und ein Jahr später in der Schaffhauser-, Augsburger- und Frankfurter Postzeitung,
der Cöllnischen Zeitung und der Ordinarien-Zeitung publiziert.

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