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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1957-02/0034
maßen überraschend, „daß in dem Ort, der zuvor kaum mehr denn ein Bauerndorf
gewesen, ein Buchbinder tätig sein konnte, dessen typographische Leistungen
ganz hervorragend sind und der nicht nur über ein herrlich geschnittenes,
sondern auch so reiches Schriftenmaterial verfügte, daß er 1748 eine Foliobibel
mit 998 Seiten herausbringen konnte"24). Soweit ich sehe, weisen die zahlreichen
gewerblichen Konzessionsakten des Generallandesarchivs aus dem 18. Jh.
einen weiteren Buchdrucker Kirchberger 1759 nach, wahrscheinlich den Nachfolger
Carrieres, denn er verkaufte nach dem Ableben seiner Frau an den
Stand Bern zur Regelung von Rechts- (Nachlaß-?) angelegenheiten 1500
Bibeln25). Dagegen wirkten seit mindestens 1770 zwei Buchbinder in der Stadt,
und 1774 meldete der Lörracher Paul Friedrich Heinzel die Erfindung einer
Buchdruckerpresse an26). Für das Jahr 1859 führt Fecht nur eine Buchdruckerei
auf, die weithin bekannte Firma C. R. Gutsch, die auch die älteste Lörracher
Zeitung, den „Oberländer Boten" (seit 1838) druckte; die Zeitung brachte es
bis 1935 auf 97 Jahrgänge27). Die Niederlassung einer Buchdruckerei seit 1743
bezeugt nicht nur bloß gute Absatzmöglichkeiten, sondern mehr noch das Vorhandensein
einer aufgeschlossenen, zumindest für gewisse Bereiche interessierten
Bevölkerung.

Ein anderes Zeugnis für wirtschaftliche Prosperität und Pflege der Geselligkeit
können die Gaststätten eines Ortes sein. Erstmals 1567 ist in Lörrach
eine Wirtschaft erwähnt; 1682 gab es schon deren zwei, von denen die eine
als „Taffern des gemeinen oder Rathhauses" bezeichnet wird28). Von 4 Gasthäusern
1687 stieg ihre Zahl 1750 auf 11 an. Im Jahre 1687 etwa trieb Friedrich
Wunder aus Nürnberg die Wirtschaft „zu den drei Königen" um; 1749 wird
das Tafernrecht „zum schwarzen Bären" dem Bäcker Jacob Sütterlin verliehen,
und 1758 eröffnete der Posthalter Giesendorfer ein Cafe, das 1759 der Zuckerbäcker
Haas übernahm29). Diese Zahlen berücksichtigen die Strauß- und bloßen
Schankwirtschaften nicht. Im Jahre 1859 zählte man in Lörrach 12 Gasthöfe,
3 Bierbrauereien und eine Branntweinbrennerei30); für 1880 sind dazu noch
13 Schankwirtschaften nachgewiesen. An sonstigen Geschäften und Handwerkern
gab es vor 100 Jahren 11 Bäcker, je 5 Metzger, Maurer, Kübler, Zimmermeister
und Schlosser, je 3 Sattler, Schmiede, Seiler und Weber, 11 Schneider,
8 Schreiner, 19 Schuhmacher, je 2 Uhrenmacher, Hafner und Wagner sowie
einen Kaminfeger, Gipser, Siebmacher, Stein- und Bildhauer. Auffallend groß
ist die Zahl von 38 Handelsgeschäften aller Art, von denen etwa die Hälfte
seit der Mitte des 18. Jh. in Lörrach ansässig ist. Hier wird die gegenseitige
Abhängigkeit und Befruchtung zwischen Märkten und ortsansässigem Handel
und Gewerbe beonders sichtbar.

24) Wilhelm, Julius, Buchdruckerkunst im alten Lörrach, in: Oberbadisches Volksblatt
Nr. 205 v. 3. IX. 1929.

25) GLA 212/Conv. 9.

26) GLA 212/Conv. 8.

27) Der „Oberländer Bote" entstand aus dem Verkündigungsblatt für die Gr.
Bezirksämter Lörrach, Müllheim und Schopfheim 1838—1849 bzw. 1862, vereinigt
mit dem seit 1845 als Beiblatt erschienenen „Oberländer Bote". — Weitere Presseorgane
waren „Die Stimme aus dem Wiesental" (1867), „Freisinniges Volksblatt"
(1885), „Lörracher Zeitung" (1906), „Arbeiterzeitung für Lörrach Stadt und Land"
(1907/08), fortgeführt als „Volkszeitung" (1909/11), 1912 in der Freiburger „Volks-
wacht" aufgegangen, „Der Statthalter" seit 1864, aufgegangen im „Markgräfler Tagblatt"
Schopfheim.

28) Höchstetter, S. 25; vgl. Anm. 9.

29) GLA 212/Conv. 18.

30) Fecht C. G., Die Gr. Bad. Amtsbezirke Waldshut, Säckingen, Lörrach, Schopfheim
, 1859, S. 382.

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