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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1957-02/0036
bei den Festlichkeiten des Jahres 1756 spielte die Schützencompagnie unter
Führung eigener Offiziere eine hervorragende Rolle.

Es ist also keineswegs übertrieben, wenn man der Lörracher Schützenvereinigung
, die durchschnittlich 115 Mann stark war und Namen und Organisationsform
öfters änderte, eine wichtige gesellschaftliche Funktion in der
Entwicklung Lörrachs zur Stadt zuschreibt. Anders wäre es wohl auch nicht
zu erklären, daß die Schützen immer wieder Rückschläge und völligen Niedergang
überwanden. Im Jahre 1794 rief der Landesherr zur kriegerischen Bewaffnung
auf, worauf die Lörracher eine Scharfschützencompagnie bildeten,
die ohne Zweifel mit der Schützengesellschaft identisch war. Die Uniform, die
sich die Schützen selbst beschafften, bestand aus einem schwarzgrün melierten
Tuchrock mit grasgrünen Aufschlägen und Futter, weißen Knöpfen, dreieckigem
Hut, schwarzer Cocarde und schwarzem Busch, grasgrünen Westen und Beinkleidern
sowie schwarzen Gamaschen mit weißen Knöpfen; als Waffen dienten
gezogene Büchsen mit gelben Beschlägen und Säbel. Leider erfahren wir über
die weiteren Schicksale der Scharfschützen nichts. - Es paßt durchaus in die
hier gezeigte große Linie, daß die Lörracher Schützen nur wenige Jahre nach
den Revolutionswirren 1848/49, im Jahre 1854 bereits wieder mit ihren Schießübungen
beginnen konnten, obwohl sonst die Gr. Regierung nach den gemachten
Erfahrungen mit diesbezüglichen Erlaubniserteilungen zurückhaltend war35).

Ihren sichtbarsten Ausdruck und Höhepunkt fanden Bürgersinn und Bürgerverantwortlichkeit
in den Reihen der Schützen im Jahre 1882. Nichts deutet
darauf hin, daß etwa die Stadtverwaltung oder sonst irgend jemand Vorbereitungen
für eine Jubiläumsfeier zum Gedenken an die vor 200 Jahren erstmals
verliehenen Stadtprivilegien getroffen haben. Da nahm Ende Juli 1882 die
Schützenvereinigung die Dinge in die Hand und brachte es mit einem Feuereifer
sondergleichen fertig, daß vom 20. bis 23. August - in knapp vier
Wochen! - ein umfangreiches Festprogramm abgewickelt werden konnte, für
das nun Stadt und Schützengesellschaft gemeinsam verantwortlich zeichneten.
Der „Oberländer Bote" berichtete ausführlich über die Festtage. Mehrere ausgezeichnete
Ansprachen wurden gehalten, vor allem von dem früheren 1848er
Revolutionär und jetzigen Reichstagsabgeordneten Markus Pflüger und Bürgermeister
Grether; die Festpredigt hielt Stadtpfarrer Wilhelm Höchstetter. Ein
großer, vielumjubelter Festzug zog am Sonntag punkt 12 Uhr mit Reitern,
historischen Schützengruppen, Bürgerwehr, Stadtmusik, Festjungfrauen in Mark-
gräfler Tracht und den örtlichen und zahlreichen Gastvereinen zum Schützenhaus
auf den Schedelberg (Tscheckelberg) hinaus, wo ein viertägiges Preis-
schießen und Preiskegeln anhub. Das Jugendfest am folgenden Tage war „des
Festes Krone"; rund 1000 Kinder versinnbildlichten die vier Jahreszeiten. Den
Schluß des ganzen Festes bildete ein Abendessen und der Ball der Schützengesellschaft
auf dem Schedelberg. Nach einstimmigem Urteil war die Jubiläumsfeier
„gelungen in allen ihren Teilen"36).

V.

Von der Landvogtei zum Landkreis.

In gewisser Beziehung erinnert die Geschichte Lörrachs an jene der größeren
Schwester Karlsruhe. Beide Städte verdanken ihre Entwicklung den durch einen
fürstlichen Willensakt in sie gelegten Behörden und der bewußt geförderten
Ansiedlung von Gewerbe und Industrie. Während Karlsruhe eine Residenz

35) Stadtarchiv Akten XI. 3/1.

36) a. a. O. IV/64; Höchstetter S. 165 ff.

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