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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1957-02/0041
Vor und nach den Gefechten vom 19. bis 24. Oktober 1796 zwischen Emmendingen
und Hüningen quälten und schädigten die französischen und österreichischen
Heere die oberländische Bevölkerung um die Wette58), und als Ende 1796
österreichisches Militär einquartiert wurde, zeigte es sich geradezu „barsch, ja
grausam gegen die Markgräfler"59). Die schweren Drangsalierungen endeten
erst mit dem Abschluß des Friedens von Campo Formio im November 1797.
Von Basel kamen nun aufrührerische Schriften ins Land, welche namentlich die
Oberländer zum Aufstand und zur Ausrufung der Republik aufwiegelten; 1798
brach in Basel die Revolution aus. 1799 wurde das neutrale Baden wiederum
von österreichischen und französischen Truppen überschwemmt. - Nach dem
badisch-französischen Allianz vertrag vom 1. Oktober 1805 nahmen
badische Truppen an allen militärischen Unternehmungen Napoleons teil
und zogen bis nach Spanien und in den russischen Winter; im Februar
1813 kehrten von 6200 badischen Soldaten gerade noch 400 aus diesem unglücklichen
Feldzug zurück60). Nun wandte sich das Blatt. Im November 1813
unterschrieb Großherzog Karl einen Aufruf an das badische Volk „zur Verteidigung
des Vaterlandes und deutscher Freiheit" und rief die Landwehr
auf61). Am 1. Dezember 1813 rückte die Vorhut der Armee des Fürsten
Schwarzenberg in Lörrach ein, vornehmlich Kosaken und Ungarn.
Über 70 000 Russen zogen in den folgenden Monaten über Lörrach und das
neutrale Basel nach Frankreich. Die 1400 Einwohner des Amtsstädtchens und
das ganze Wiesental beherbergten „Myriaden von russischen Soldaten.
Es waren lauter gutmütige Leute, die mit Schnaps und Sauerkraut selig wurden
, stets mit den kleinen Kindern spielten und sie auf ihre Pferde setzten.
Sämtliche Potentaten (d. h. Kaiser Alexander I. von Rußland, Kaiser Franz I.
von Österreich und König Friedrich Wilhelm III. von Preußen) logierten in
Lörrach, wo sie im Gasthof zur „Krone" den Neujahrstag 1814 feierten. Im
Gasthof zum „Hirschen" lagen 14 Generäle auf Stroh am Boden in einem
einzigen Zimmer. Der Chef des Schwarzenbergischen Generalstabes, Radetzky,
damals 48 Jahre alt, wohnte im Hause des Fabrikanten Peter Köchlin" 62).

Man schätzt, daß von 1813 bis 1815 wohl 480 000 Mann und 50 000 Pferde
in Lörrach allein verpflegt wurden. Ganze Waldungen und alle Rebstecken
wanderten im Winter 1814 in die zahllosen Lagerfeuer. Über 100 Menschen
starben 1814 in der Stadt am Thyphus, den die Russen und Österreicher eingeschleppt
hatten. 1816/17 herrschte eine ungemein verbreitete und hartnäckige
Krätze. Die kriegerischen Ereignisse im Oberland endeten 1815 mit der Belagerung
von Hüningen durch Erzherzog Johann63). Eine zeitgenössische Quelle
berichtet ergänzend weitere bezeichnende Einzelheiten: „Im Jahr 1816 schien
die Sonne selten und der Sommer war so naß, daß fast gar nichts wachsen
konnte; darauf folgte eine solche Teuerung, daß im Sommer 1817 das Malter
Kernenfrucht 66 Gulden, das Malter Erdäpfel 15 Gulden kostete. Die armen
Leute mußten ganz ohne Brot leben und es wurden ihnen täglich 100 Suppen
von Reis und zerstoßenen Knochen bereitet, vom April bis Oktober 1817 abgegeben
und so wurden diese Armen auf Rechnung der Reichen vom größten
Hunger gerettet. Der Sommer des Jahres 1817 brachte Früchte und allerhand

58) von Weech, S. 453.

5Ö) Busse Hermann Eris, Kandern, in Bad. Heimat 1923, S. 79.

60) von Weech, S. 505.

61) Hof mann, S. 120 ff.

62) Kaiser Eduard, Aus alten Tagen. Lebenserinneruns;en eines Markgräflers 1815—
1875, 1908 (?), S. 10 f.

63) a. a. O., S. 13 f.

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