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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1957-02/0044
den Mittelstand am schwersten. Durch das lange Zusammensein mit der revolutionär
gesinnten ärmeren Bevölkerung wurden die Soldaten undiszipliniert
und aufsäßig. Beinahe ohne jedes Vorzeichen brach am 11. Mai 1849 eine
Meuterei aus, als die Soldaten mit Gewalt einige inhaftierte Kameraden
befreien wollten. Eigentlich wider Willen wurden sie dabei in die Rolle von
Freischärlern gedrängt. Die Bevölkerung, aber auch der revolutionär eingestellte
Teil, war über dieses Soldatenunternehmen ohne und gegen die Offiziere bestürzt
und verwirrt. Am 12./13. Mai marschierte die Lörracher Garnison nach
Kandern und von da über Müllheim und Freiburg nach Rastatt. -
Basel war in diesen unruhigen Zeiten für alle Parteien von besonderem Wert,
weil man sich hier zuverlässig orientieren und notfalls in Sicherheit bringen
konnte. Schon Ende Juni suchten die ersten Revolutionäre hier Asyl. A m 5. J u 1 i
zog das Blenker'sche Korps mit etwa 1500 — 2000 Mann und
13 Geschützen durch Lörrach und überschritt bei Riehen die
Grenze. Gegen den 10. Juli rückten von Binzen her die preußischen
Besatzungstruppen unter General von Weebern in Lörrach ein, die bis
zum November 1851 blieben. Wieder ängstigte eine Springflut von politischen
Prozessen die Bevölkerung. Die Revolution war ohne jedes Ergebnis zu Ende
gegangen. Noch lange Jahre aber belastete die „Liquidation der durch den
Maiaufstand verursachten Kosten" — wie es in der amtlichen Terminologie
hieß —aufs schwerste die Finanzen der Gemeinden72). Nicht weniger Sorge und
Not brachten die „Standgerichte" über viele Familien unseres Oberlandes
. Der bekannteste Blutzeuge ist der Rümminger Friedrich Nef, der am
9. August in der Frühe in Freiburg erschossen wurde. Sein Grab befindet sich
auf dem Friedhof seines Heimatdorfes Rümmingen.

VII.

Aus Kindern werden Leute ...!

Wenn wir im Jahre 1956 Rückschau halten, finden wir, daß sich die sinnvollen
, hoffnungsfrohen Worte auf der vor 200 Jahren geprägten Gedenkmünze
ganz und gar bewahrheitet haben. Aber doch währte es Jahrzehnte, bis
die junge Stadt ernste Schwierigkeiten und Krisen überwunden hatte. Manchmal
sah es beinahe so aus, als ob die Gegner der Wiederverleihung der Stadtprivilegien
Recht behalten sollten. Es waren jedoch nicht — wie bisher — äußere Umstände
, die das Wachstum der Gemeinde hemmten oder zu ersticken drohten;
als die Koalitionskriege begannen, waren die ökonomischen Verhältnisse der
Stadt schon hinreichend gekräftigt, um Verheerungen und Drangsale überwinden
zu können.

Das leidige Kapitel der Geldnöte begann eigentlich schon vor dem Festakt
des Jahres 1756. Die Gemeinde mußte 1753 ein Darlehen von 3000 fl aufnehmen
, um den Bau des Korn- und Rathauses durchzuführen. Im
Jahre 1757 erbat sie sich die Erlaubnis, zur Abtragung dieser Schuld die sogenannten
gemeinen Matten verkaufen zu dürfen; sie brachten bisher nur etwa
120 fl Nutzen pro Jahr, während man vom Kornhaus etwa 300 fl erwartete.
Der Antrag wurde genehmigt73). Noch lange Jahrzehnte achtete die Regierung
streng darauf, daß nichts geschah, was ihrer Meinung nach dem städtischen
Vermögen abträglich sein könnte. So kam es etwa dem Markgrafen zu Ohren,
daß die Ausmärker einen beträchtlichen Teil der im Lörracher Bann ge-

72) Die Kriege von 1864, 1866 und 1870/71 haben Lörrach nicht berührt.

73) GLA 212/231.

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