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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1957-02/0045
legenen Matten an sich gebracht haben. Darauf dekretierte er am 31. August
1758, daß dadurch die „dasige Bürgerschaft" das nötige Vieh nicht mehr halten
könne und daß auch die Bebauung des Ackerfeldes und der Reben Beeinträchtigung
erleide. Zum Besten der Bürgerschaft befehle er daher, „daß fürohin keinem
Ausmärker weiters vergönnt seyn solle, einige Mattenstücke weder
bey vorgehenden Privatverkäuffen noch bey öffentlichen Versteigerungen in
dem Banne der Stadt Lörrach zu erkauffen oder auf irgend eine andere Art
an sich zu bringen" 74).

Im Jahre 1756 beliefen sich die Gemeindeeinnahmen auf 3647 Pfd., 8 Schillinge
und 9 Pfennige, dazu an Naturalien 6 Malter Kernen, 3 Malter Mischleten
und 125 Bund Stroh; der Pachtzins für Allmenden wurde zum Teil in natura
entrichtet, und auch die Gemeinde bezahlte teilweise mit Naturalabgaben. Die
Ausgaben waren etwas höher, durchaus begreiflich in diesem denkwürdigen
Jahr: Rechnungen für das Rathaus, die Bezahlung der Stadtrechtstaxe (192 Pfd.
10 Schillinge), Bewirtung der Stadtcompagnie mit Wein und Brot (19 Pfd.
3 Schill. 4 Pf.), bei Verkündung des Stadtrechts wurde für 40 Pfd. Pulver verschossen
u. a. m. Außer Bürgermeister und Stadtschreiber gab
es nur wenige Gemeindebedienstete, nämlich den Baumeister (= Stadtrechner
), zwei Feuerbeschauer, den Wachtmeister, Nachtwächter
, Wald- und Feldbannwart, Kornhausaufseher,
Schermausfänger und Stadttambour sowie mehrere Geschworene,
d. h. F r o n b i e t e r und Fronaufseher. Die wenigsten von ihnen bezogen
ein festes Gehalt, so der Kornhausaufseher jährlich 12 Pfd. 10 Schill.,
der Wachtmeister oder Bettelwächter 32 Pfd. und der Stadtrechner — bezeichnenderweise
! — jährlich nur 9 Pfd.! In der Regel wurden lediglich Gebühren
und Spesen vergütet je nach Arbeitsleistung und Zeitaufwand; der Bürgermeister
bekam 1756 etwa 37 Pfd. 11 Schill. 5 Pf., der Baumeister neben seinem
Gehalt 21 Pfd. 4 Schill. 6 Pf.75). Das Pfund entsprach etwa einem Wert von
8 Gulden (fl); demnach betrug allein die Darlehensaufnahme für das Korn-
und Rathaus ungefähr die Gesamtsumme des städtischen Haushaltsplanes für
1756.

In Karlsruhe legte man jedenfalls eine Akte „Schuldsachen der Stadt Lörrach"
an70). Ein besonders kennzeichnendes Beispiel der Geldnöte und Verschuldung
sei hier dargelegt. Auf Betreiben des Landvogts von Wallbrunn waren der Stadt
am 5. Juli 1756 für die Schützencompagnie 200 Flinten und Bajonette (a 2% fl)
mit Patronentaschen, Bajonettkuppeln und 8 Kurzgewehren (auch für Spieße
verwendbar) zum Preis von 678 fl geliefert worden. Serenissimus hatte die Forderung
von sich aus auf 600 fl und ein Jahr später auf dringendes Ansuchen
der Stadt sogar auf 300 fl ermäßigt, „gestalten wir mit so vielen Schulden be-
hafftet sind, daß wir uns allschon genöthiget sehen, Euer Hochfürstl. Durchlaucht
um einen starken Geld Vorschuß unterthänigst anzugehen . . .". Nur mit Mühe
und Not gelang es im Laufe von 14 Jahren, die Schuld um 150 Gulden zu verringern
. Schließlich wollte der Landschreiber Obermüller 1770 das Betreibungsverfahren
einleiten, nachdem der Magistrat immer neue Ausflüchte vorgebracht
habe; 1766 etwa sei das „Communaearium wegen dem damals zu bestritten gehabten
Schulhaußbau ganz erschöpfet" gewesen! Wir wissen nicht, wie
der im ganzen bezeichnende Handel ausging; wahrscheinlich wurde der Rest
der Schuld ebenfalls erlassen77).

74) GLA 212/146, Bl. 36.

75) Höchstetter, S. 75/6.

76) GLA 212/407 und 366.

77) Vgl. Höchstetter S. 77, der angibt, die neuen militärischen Requisiten seien der
Stadt unentgeltlich überlassen worden.

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