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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1957-02/0047
zustehende „gehässige und odieuse" Abgabe des Blutzehnten — zwei bis drei
Spanferkel pro Jahr — in ein Geldsurrogat umzuwandeln82) und 1818 den dem
Stift St. Alban zu Basel (Deputaten-Amt) zustehenden Zehnten auf der Gemarkung
mitsamt den Zehnthäusern um 22 000 fl zu erwerben. Aus Freude
hierüber ernannte der Stadtrat den Gr. Bad. Kreis-Steuer-Peräquator und Ober-
zoller Franz Columban Maier von Eimeidingen, der sich um
das Zustandekommen des Zehntkaufs besonders verdient gemacht hatte, zum
Ehrenbürger von Lörrach83). Infolge dieses Kaufes und der noch nicht
getilgten Kriegslasten befand sich die Stadt in jenen Jahren in so drückenden
Umständen, daß man noch nicht einmal in der Lage war, nach Beendigung der
Stadtpfarrkirchenrenovation den Armen das sonst bei solchen Gelegenheiten
übliche Mahl auf dem Rathaus zu verabreichen. So legte Oberbürgermeister
Johann Georg Grether84) im Namen des Stadtrates am 24. Dezember 1818
einen Brief in den Turmknopf mit der Bitte an jene, die ihn dereinst zu Gesicht
bekommen mögen, dann den Armen zur Ehre Gottes ein Mahl
zu geben; „gerne würden wir solches jetzt getan haben, allein die allzu
große Schuldenlast verhinderte uns daran". Im Jahre 1828 waren noch 15 800 fl
zu tilgen. Die Stadt erwog, den 84 Jauchert umfassenden Homburgwald — bei
einem Gesamtwaldbesitz von 420 Jauchert — zu verkaufen, aber das Direktorium
des Dreisamkreises verweigerte die Genehmigung85). — Die Ablösung der
ärarischen, städtischen, Kirchen- und Schulzehnten bzw. die Tilgung der aufgenommenen
Zehntablösungskapitalien war in der Hauptsache 1858 abgeschlossen86
). —

Alle statistisch-topographischen Beschreibungen rühmen die schöne Lage
der Stadt am Ausgang des Wiesentales und die reizende, angenehme Umgebung.
Im Jahre 1759 besuchten zwei junge ungarische Grafen Teleki von Basel aus,
wo sie studierten, die neu etablierte Stadt und berichteten in ihrem Tagebuch,
wie sie nach der Visite beim Landvogt von Wallbrunn in den Keller des Markgrafen
gingen. „Ich sah schrecklich große Fässer in diesem Keller. Das größte
faßt 46 Fuder; ein Fuder enthält 8 Saum, 1 Saum 96 Maß von der Größe eines
siebenbürgischen Seidels, so daß etwa 4486 (= 35 328 lt) siebenbürgische Seidel
in dieses Faß gehen" 87). Das Riesenfaß gehörte zu den Sehenswürdigkeiten der
Stadt; in den drei markgräflichen Kellern wurde der Weinzehnten verwahrt.

Lörrach zählte 1756 rund 1300 Einwohner; man schätzt die Einwohnerzahl
um 1610 bei rund 110 Haushaltungen auf 500, 1682 auf etwa 900. Kolb berichtet
in seinem Lexikon des Großherzogtums Baden von 1814, daß in der
Stadt 1748 Bürger wohnten und 8 herrschaftliche, 4 zu Kirchen und Schulen
gehörige, 198 Wohn- und 235 Nebengebäude vorhanden waren. „Die Gassen

82) GLA 212/337; Akten Stadtarchiv IV, 3/2. Die Abgabe führte dazu, daß die
Schweinehalter in der Regel die Mohren (— Muttertiere) abchafften, um der verhaßten
Abgabe zu entgehen.

83) Stadtarchiv Akten IV, l/65a, S. 5 ff.

84) Der Titel „Oberbürgermeister" war auch in mindestens 7 anderen badischen
Städten gebräuchlich, u. a. in Baden-Baden, Kenzingen, Oberkirch, und beruhte offenbar
auf besonderen Privilegien; vgl. Windelband, S. 288. — Grether gehörte dem
ersten und den folgenden badischen Landtagen an, trat aber nicht besonders hervor.
Siehe: Müller Leonhard, Bad. Landtagsgeschichte, Verl. Rosenbaum St'gt-Berlin, 4 Bde.,
1900—1902.

85) GLA 212/165.

86) Stadtarchiv Akten IV. 3/2—11; C. IX/6 ff.

87) zit. nach Oberbad. Volksblatt Nr. 114 v. 16. V. 1936, Tagebücher der ungarischen
Grafen Teleki, hg. von O. Spieß. Vgl. ferner: Kolb, Hist.-Statist.-topographisches Lexikon
des Gr. Baden, 1814, S. 231 ff.; Fecht, S. 380.

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