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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1957-02/0048
der Stadt sind breit, laufen meistens gerade und stoßen auf einem schönen,
regulären viereckigen Platze zusammen, auf welchem die Frucht- und Wochenmärkte
gehalten werden". In fast allen Straßen und Gassen plätscherten im
18. Jh. Brunnen, wo das Vieh getränkt, die Wäsche geschwenkt, die Küchengerätschaften
an Samstagen geschrubbert und im Herbst die Fässer vorgeschwellt
wurden; sogar die Metzger reinigten da die Eingeweide der geschlachteten Tiere.
Noch im 17. Jh. standen die meisten (Reb- und Feld-) Brunnen außerhalb des
Ortsetters; 1812 wurde das Wasser der Stettener Quelle mit Deichein auf den
Marktplatz geleitet. Die Klagen über die unzureichende und vor allem unhygienische
Wasserversorgung rissen nicht ab, bis endlich 1886/1887 eine zentrale
Wasserversorgungsanlage allem Übel abhalf88). Fecht nennt
in seiner bekannten Beschreibung von 1859 als Charakteristika die städtische
Knaben - und Mädchenschule, die Fabrikschule, Pädagogium
und höhere Bürgerschule bei 2479 evangelischen, 747 katholischen
und 171 israelitischen (= 3397) Einwohnern. Die in der Hauptsache dem
Mittelstand angehörenden bürgerlichen Einwohner ernährten sich von Feld-,
Wiesen- und Weinbau, Viehzucht, Gewerbe und Handel, während die zahlreiche
nichtbürgerliche Bevölkerung, meist Franzosen und Schweizer
, in den hiesigen und umliegenden Fabriken arbeitete89). In den 80er und
90er Jahren (1860: 6716; 1890: 8122 Einwohner) hatte Lörrach etwa 20 Straßen
, 430 Wohnhäuser und 16 Brunnen; allein in der Wallbrunnstraße aber
standen 87, in der Baslerstraße 66 vorwiegend ländliche und niedere und in der
Teichstraße 65 Wohnhäuser90). Noch um die Mitte des 19. Jh. murmelten
muntere Bächlein in den meisten Straßen; bei starken Regenfällen und Wolkenbrüchen
vermochten sie jedoch das Wasser nicht mehr rasch genug zu fassen
und abzuführen. Petroleumlampen sorgten für eine dürftige Beleuchtung; der
Stadtbote mußte sie abends herablassen und anzünden. Nach der Erbauung
eines Gaswerks (1866) unterhalb der Tuchfabrik wurde die Gasbeleuchtung eingeführt
. Die Bahnhof Straße wies um 1888 nur 8 Häuser auf. Der heutige
Hebelplatz diente von 1610 bis 1 864 als Friedhof; 1870/71 wurde
die Hebelschule erstellt und 1875 die Anlagen gestaltet91). Der schlanke Spitzturm
der katholischen Kirche ragt erst seit 1867 in die Höhe; damals war
dort die Tumringerstraße zu Ende und lief als Landstraße über ein fast unbebautes
Gelände weiter. Bei vielen Geschäften mußte der Kunde einige Stufen
in die Verkaufsräume hinuntersteigen; andere Geschäftslokale hatten an der
Ladentüre ein Fensterchen, durch das die Ware hinausgereicht wurde. Im
unteren Teil der Wallbrunnstraße lagen sogar die Erdgeschosse der kleinen
Häuser unter der Straßenoberfläche. Auf dem Rümpel, einer Stätte voller
Romantik, standen längst abgebrochene alte Häuschen mit malerischem Holzfachwerk
und mit von Ruß und Rauch geschwärzten Wänden; ein Kupferschmied
übte da sein Handwerk aus. Der massive Gefängnisturm, dessen
Bogen die Turmstraße überspannte, wurde 1867 abgebrochen. Er paßte
nicht mehr in die neue Zeit, doch dachten nicht alle so. Zum Fest der
Eröffnung der Wiesentalbahn 1862 überraschte ein heimlich am Turm angebrachter
Spruch die braven Lörracher:

88) Herbster, Von Lörracher Quellen und Brunnen, Oberbad. Volksblatt Nr. 42, 47,
59, 65, 82 und 101 des Jhrg. 1931. Vgl. Anm. 81.

89) Fecht, S. 367 f.

90) Wirsig Erich, Lörrach gegen Ende des 19. Jh., Oberbad. Volksblatt Nr. 253
vom 26. X. 1940.

91) Weiß August, Aus Lörrachs alter und neuer Zeit, Oberbad. Volksblatt Nr. 288
vom 8. XII. 1920.

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