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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1957-02/0049
Mein hoher güt'ger Herr,
Hier steh ich in der Quer,
Bin nicht am rechten Ort,
Man wünscht mich täglich fort!
Es wird auch allgemein bedauert,
Daß ich so fest hier angemauert.
Mög' diese Bitte, güt'ger Fürst,
Euch nicht verletzen:

Geruhen Sie, mich gnädigst zu versetzen!92)

Zum Abschluß möge der 1898 schon 27 Jahre amtierende Bürgermeister
Johann Joseph Grether, ein Enkel des Oberbürgermeisters J. G. Grether,
zu Worte kommen. Im Namen der Stadt verfaßte er am 15. September 1898
einen Bericht, dessen Original im Knopf des Kirchturmes bei der schon erwähnten
Urkunde von 1818 ruht93). „Die warmen Segenswünsche, welche die Schrift
des Oberbürgermeisters Grether in der schweren Noth der damaligen Zeit der
Zukunft unseres Gemeinwesens widmet, sind in Erfüllung gegangen; heute
steht unsere liebe Stadt blühend in Kraft und mit Gottes Hilfe in froher
Aussicht eines stetigen ferneren Gedeihens. Bis Anfang der 1860er Jahre ist
das Wachstum der Stadt nur in geringem Maße fortgechritten, dagegen brachte
die im Jahre 1 862 eröffnete Wiesentalbahn auf allen Gebieten ein
reges Leben, so daß heute die Einwohnerzahl das zehnte Tausend überschritten
hat. Das Verhältnis der Einwohner nach Konfessionen stellt sich zur
Zeit auf 62% Evangelische, 36°/o Katholiken und 2% sonstige. In dem großen
Kriege 1870/1871, in welchem viel theures Blut geflossen, waren 85 Mann von
hier ins Feld gezogen, die Stadt selbst aber blieb wie im tiefen Frieden und
hatte sogar keinerlei Einquartierung zu tragen. Während des nun bald 30-jährigen
Friedens sind Industrie, Handel und Gewerbe in glücklichem Gedeihen;
insbesondere ist der Industrie durch die Zuleitung elektrischer Kraft von den
Rheinfelder Werken Aussicht auf eine noch weitere günstige Entwicklung
eröffnet. Dagegen hat die Landwirtschaft sich keiner guten Zeiten zu rühmen;
so hat hauptsächlich der Rebbau durch neu aufgetretene Krankheiten, die
„Blattfallkrankheit" und der „Aescher" empfindlich gelitten, so daß das Rebgelände
sich von Jahr zu Jahr in unserer Gemarkung verringert. In der Stadt
selbst sind die Werthe von Bauten und Gelände ganz bedeutend gestiegen;
es werden beispielsweise bis zu 70 Mark für den Quadratmeter bezahlt.
Gelände, welches vor 5 Jahren noch zu 15 bis 20 Mark verkauft wurde, gilt
heute 60 bis 100 Mark und darüber pro Quadratruthe. Es ist das wohl die
Folge der durch zeitgemäße Einrichtungen wie Gaswerk, Schlachthaus, Versorgung
mit Wasser und Elektrizität, Kanalisation usw. sich fortwährend bessernden
gesundheitlichen und ökonomischen Zustände des wirthschaftlichen Lebens.
In geistiger Hinsicht sorgen gute, gerade jetzt wieder in Erweiterung begriffene
Schulen. Als eine erfreuliche Erscheinung darf es ferner angesehen werden, daß
die Vorbereitungen zur Erbauung einer zweiten evangelischen Kirche ihren
ungehinderten Fortgang nehmen; bereits ist ein Bauplatz im Norden der Stadt,
heute noch inmitten grüner Wiesen gelegen, von der evangelischen Gemeinde
erworben. Möge auch in Zukunft unserem teuren Vaterlande der Frieden
erhalten bleiben und in demselben unser liebes Loerrach unter Gottes gnädigem
Schutze fortfahren, einer stets glücklichen Zukunft entgegen zu gehen, zum
Segen seiner Bewohner und des ganzen Vaterlandes!"

92) zit. nach Weiß a. a. O., Nr. 301 vom 23. XII. 1920.

93) Stadtarchiv Akten IV. 1/65 a, S. 15 ff.

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