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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1958-01/0017
ihn verständigt zu haben, zog Reichenbach am 10. Jan. 1690 mit 150 Mann zu
Fuß und zu Pferd durch den Stettener Bann nach Inzlingen. Es gelang, der meisten
Rädelsführer habhaft zu werden. Man holte sich 14 Stück Vieh aus den
Ställen, 4 Pferde und anderes, und führte die Verhafteten gefesselt zusammen
mit der erbeuteten Habe nach Schopfheim über Steinen. Die Differenz
mit Reichenstein wurde durch eine Entscheidung des Markgrafen am 20. Februar
1690 zu Ende geführt Damit war der Stoff der Aufregung entzogen, der
ins landesherrliche Lehensrecht eingriff. In Schopfheim aber ging die Untersuchung
, Verhör der Gefangenen, Verstellung und Versteigerung des Viehes
und am 18. Februar die Bestrafung der beiden Haupträdelsführer vor sich.
Sie wurden nach ihrer Haft Vi Stunde auf dem Marktplatz an den Pranger gestellt
, nachher mit Ruten vom Scharfrichter gestäupt und für immer des Landes
verwiesen. Sie mußten Urfehde schwören und versprechen, daß sie sich nie mehr
diesseits der Donau wollten sehen lassen. Während der Aufregung, die in Inzlingen
durch die Exekution vom 10. Jan. im ganzen Dorf entstanden war, war
eine Frau sofort nach Rheinfelden geeilt, um vor dem dortigen Oberamt Hilfe
gegen die Markgräflichen zu erflehen. Eine Supplikationsschrift ging von Inzlingen
aus an den Generalfeldzeugmeister Songers, die mit eindrucksvollen und
wirklich bewegten Worten ihn um Hilfe gegenüber der Markgräflichen Vergewaltigung
und zur Linderung ihrer schweren Not bat. Damit wurde jetzt die
österreichische Generalität in den bestehenden Streit hineingezogen. General
Songers residierte damals zu Hüfingen. Einige Zeit vorher waren der Vogt und
Stabhalter in Möhlin gewesen, um wegen der Aufnahme eines Darlehens zu
verhandeln. Die österreichischen Militärbehörden verhafteten sie wegen Spionageverdacht
und als Markgräfler Freunde der Franzosen. Man entließ sie nach
einigen Tagen. Schon am 13. Jan. 1690 kam ein österreichischer Rittmeister mit
einigen Mann Begleitung von Möhlin her, um die Angelegenheiten der Inzlinger
Exekution zu untersuchen. Es ist an sich erfreulich, mit welcher Vornehmheit
schon 1610 bei den Differenzen mit Ensisheim und jetzt wieder die schwierigen
Verhandlungen und schriftlichen Berichte auf beiden Seiten geführt wurden und
zur Beruhigung führten. Diese Angelegenheit wurde damit erledigt, daß Reichenbach
entlassen wurde, weil er ohne eingeholte Instruktion und Genehmigung die
Exekution von 10. Jan. durchgeführt hatte. Man beruhigte sich bei den österreichischen
Stellen bei der Erklärung, daß es sich in Inzlingen um eine Revolte
starrsinniger Untertanen gehandelt habe. Da man jedoch den Stettener Bann
durchquert hatte mit bewaffneter Hand, also eine militante Verletzung österreichischen
Gebietes vorgenommen hatte, dafür verlangte man Genugtuung. In
den österreichischen Protesten spielte damals die Behauptung als Gegenargument
die Hauptrolle, daß nämlich Inzlingen ein freies ritterständisches Dorf sei, das
der Landeshoheit des Hauses Österreich unterstehe. An der starren Haltung der
Inzlinger bzgl. der vom Oberamt Rötteln neuerdings verlangten Fuhren von
Faschinen und Lieferung von Holzpfählen nach Hüningen änderte sich nichts.
Neue Drohungen richteten ebenfalls nichts aus. Nun ließ Reichenbach 200—300
bewaffnete Markgräfler Bauern von Steinen aus über Hüsingen nach Inzlingen
marschieren. Diese Truppe muß nun schrecklich gehaust haben. Diese Bauern
hätten gehauen und geschossen, selbst schwangere Frauen seien mißhandelt worden
. Die späteren Berichte darüber erklären, daß selbst der Feind es nicht hätte
schlimmer treiben können. Die Kirche sei geschändet worden, der Pfarrhof wie
auch das Vogtshaus seien ganz übel demoliert und zugerichet worden. Es wurde
geraubt und geplündert. Dieser Überfall erfolgte am 30. Jan. 1690. Der Vogt
wurde mit dem Stabhalter und mehreren Männer, die man gefesselt transportierte
, nach Schopfheim geführt. Nachher wurden die Inzlinger mit Gewalt zum

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