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werk zwischen Haus Baden und Sehringen. An den Hängen des „ H ö r n 1 e "
über den grünen Wiesen von L i p b u r g erschürfte man Eisenerz (Doggererz
aus der Juraformation), kurzum, es herrschte bergmännischer Hochbetrieb
auf der Gemarkung Lipburg-Sehringen, zu der auch Haus Baden gehört. Bergwerksdirektor
Reith, ein Mann mit großer Erfahrung und mit dem Optimismus
, der den Bergleuten eigen ist, schuf durch die verschiedenen Betriebe vielen
Familien Arbeit und Brot. 1923 war Schluß, nur Gips, wird bis heute
gewonnen, und im größten Doggererz-Stollen hat sich eine — Champignonzucht
eingerichtet.
Wir wollen nun das ganze Revier von Süd nach Nord durchstreifen. Eine
aussichtsreiche Straße führt von Badenweiler nach dem freundlichen Dorf S e h -
ringen. Südlich davon, im Waldgewann „Finsterholz", wurde schon vor mehr
als 100 Jahren nach Erz geschürft; der erzführende Gang, der von Süden
kommt, splittert sich bei Sehringen in 16 Einzelgänge auf, die man mittels der
schon genannten Stollen anzuschürfen suchte. Es laufen diese Stollen von West
nach Ost in den Berg hinein, in nächster Nähe der Häuser, doch schon weitgehend
verschüttet. Die Mächtigkeit der Gänge schwankt zwischen 25 und
120 cm; die Gangmasse ist ein Gemenge von Quarz und Schwerspat, worin
Nester und Schnüre von schwach silberhaltigem Bleiglanz eingesprengt sind.
Nach der Tiefe wird die Erzführung besser; in einem Gang fand sich auch Zinkblende
.
Vom Gasthaus zum Grünen Baum wandern wir jetzt an neuen Villen vorbei
zum Waldgewann „Rotläubli" (schöne Stechpalmenbestände) und sehen bald
im Abwärtssteigen den Eingang zum Gipsstollen. Die G i p s 1 a g e r liegen in
der Keuper-Formation, hinter ihnen ist sehr deutlich die Rheintal-Verwerfungsspalte
sichtbar, wo man die Erzgänge wieder findet. Aber Quarz, Schwerspat
und Flußspat überwiegen hier so mächtig über den Bleiglanz, daß man sich lediglich
auf die Gewinnung von Gips beschränkt und diesem Mineral auch unterhalb
der Landstraße zu Leibe geht. Das dortige Gewann heiß „Gfäll" nach den trichterartigen
Erdfällen, die dort entstehen, wenn Gips (oder der darunter liegende
Muschelkalk) durch Wasser ausgelaugt wird und die oberflächliche Erdschicht
nachstürzt (die Erdtrichter nennt der Geologe „Dolinen", sie sind sehr schon
zu sehen zwischen Lipburg und Niederweiler im Walde). Gips zwischen Sehringen
und Haus Baden wurde schon im Jahr 1747 gewonnen, zunächst als
Düngegips; jetzt wird das Gipsgestein dem Portland-Zementwerk
Kleinkems zugeführt.
Nun betritt der Spaziergänger die Gartenanlagen des Sanatoriums „Schloß
Haus Baden". Kurze Namenserklärung: Haus Baden nach dem badischen Fürstenhaus
, weil nämlich mehrere badische Markgrafen den Bergbau hier sehr
eefördert haben. „Schloß" ist eine spätere Beifügung; an Stelle der jetzieen
Kapelle stand nämlich ein Gebäude mit Lauben und Türmchen, erbaut von den
einstigen Pächtern des Werkes: man nannte es Schlößchen oder Jagdschlößchen.
Wir wollen uns in bezug auf die Geschichte der alten Bergbaustätte kurz fassen.
Es ist so gut wie erwiesen, daß die Römer hier schon nach Blei und Silber
suchten (mit kundigen keltischen Hilfskräften). Dann hörten wir oben schon
von der Verleihung der Gruben ans Hochstift Basel. Badenweiler hieß damals
nur Baden, und wenn wir von „Silberadern und -gruben" bei Baden hören,
so wird unser Haus Baden und so wird ein Bergwerk dicht über dem Kurort
gemeint sein, das wir gleich beschreiben werden. Im 17. Jahrhundert wurde
unsere örtlichkeit „das Zechenhaus bey Badenwiller" genannt. Wir haben aber
vom Jahr 1028 bis zur Zeit des Markgrafen Georg Friedrich (1584—1622) nur
eanz wenig Kunde von Badenweilers Bergbau, doch ausgeräumte Erzgänge, z. B.
die Schwefelhöhle über Haus Baden, zeigen, daß gewaltige Mengen von Erz
ohne Anwendung von Sprengpulver gefördert worden sind. Und bei Britzingen,
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