http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1958-01/0047
II. Geschichte der Waldprozesse zwischen Schönau, Geschwend und
Präg einerseits und Bernau-Hof und -Dorf anderseits
1732 bis 1787 (bis zum Urteil in erster Instanz)
Am 28. Juli 1732 wurde ein strittiger Waldbezirk zwischen Bernau und
Hinter-Präg/Geschwend durch den St. Blasianischen Hofmeister und Kaiserl.
Flußinspektor Jos. Heinrich Hildebrand, nachdem er ihn mit dem Jäger von
Oberried besichtigt hatte, den Geschwendern zugesprochen, weil er zu weit von
Bernau entlegen sei und keinen Nutzen für sie hätte. Diese machten dann im
genannten Waldstück etwa 900 Klafter Holz und flößten es nach Basel.
Die Bernauer waren damit nicht zufrieden und ließen keine Ruhe.
Am 9. September 1764 kamen der Waldvogt von Spaun von Waldshut und
der Obervogt und Hofrat von Mayersburg von St. Blasien in einer Kutsche von
St. Blasien her und fuhren an den Platz bei der „Wacht", wo 1604 der „hohe
Baum" gestanden haben soll, wo, wie die Präger behaupteten, die Grenze durchgehe
. Leute von Bernau, Präg und Schönau waren dort versammelt. Man
schaute zuerst nach alten Urkunden. Da kam der St. Blasianische Dingrodel
vom Jahr 1467 und dann das Umrittprotokoll von 1596 in Frage, wo jedoch
die Grenze nur unbestimmt angegeben war mit den Worten „und von demselben
Markstein über den Blösling und zum Blösling-Graben, die Egg
hinein . . . ." Es entstand nun ein Streit, welches der Blösling-Graben sei. Die
Schönauer und Präger behaupteten, es sei hier beim „hohen Baum", während
die Bernauer der Ansicht waren, das weiter unten liegende „Krayenbächlein"
sei der Blösling-Graben. Bis dorthin hätten die Bernauer im Jahre 1604 beim
Durchzug spanische Truppen begleitet. Dort sei das Ende ihrer Gemarkung. Sie
gingen nun miteinander zum Krayenbächlein hinunter und dann zu einer Stelle,
von der man aus die Eck sehen konnte. Die Schönauer und Präger gaben nun
an, die Höhe im Westen gegen Bernau zu sei die Eck, über welche die Grenze
gehe, während die Bernauer behaupteten, die Eck sei weiter unten zu suchen,
wo eine etwa gleich hohe Erhebung ist. Damit war der Augenschein beendet
ohne bestimmtes Resultat, und der Waldvogt und Obervogt aßen beim Bernauer
Vogt in Riggenbach ihre mitgebrachten „Küchle" und fuhren heim.
Der Streit war unentschieden und dauerte weiter. Beide Parteien machten
Holz auf den strittigen Gebieten und verklagten einander.
Die Akten über die Zeit bis 1768 gingen beim Klosterbrand 1768 in St.
Blasien zugrunde, und der nach Bonndorf versetzte frühere Obervogt gab seinem
Nachfolger Schalber in etwa schriftlich Auskunft über das bisher Geschehene
.
Am 13. und 14. August 1781 untersuchten Forstmeister Christian Merk von
Grafenhausen und Waldmeister Joh. Sybold von Hartschwand das strittige Gebiet
, und letzterer sandte das Protokoll hierüber an das Waldvogteiamt in
Waldshut und auch an die Kanzlei in St. Blasien.
Am 13. August begannen besagte Untersuchungen beim „schwarzen Bronnen
". Schon bezüglich der Grenzen gegen das Herzogenhorn war eine Einigung
sehr schwer. Die Geschwender beriefen sich auf den Vertragsbrief vom 26. April
1663. Als Zeugen führten sie den 75-jährigen Josef Schmid von Geschwend an,
der behauptete, er sei schon dabei gewesen, als 5 Männer von Präg und Geschwend
und 5 von Bernau (alle lebten nicht mehr) die Grenze erneuert hätten,
was seitdem zweimal geschehen sei. Die Hofer dagegen behaupteten, ihre Voreltern
seien nie beim Aufmachen der Grenze dabei gewesen.
Die Geschwender und Präger bezeichneten sodann einen südlich von Hof
auf dem Berg gelegenen Brunnen als: St. Johannesbrunnen, der schon in alten
Urkunden als Grenzpunkt bezeichnet worden sei. Die Hofer dagegen nannten
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