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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1958-02/0005
werden können." Er übersieht, daß von den Egringer Schenkungen drei am
Ort selbst geschrieben werden und eine in Fischingen. Es sind für die Wahl
des Ortes sicher andere Gründe maßgebend gewesen. Wichtiger aber ist uns
an dieser Urkunde eine andere Tatsache: unter den Zeugen werden an erster
Stelle genannt Brunico centenario und alio Brunico,Tancolf. Was bedeutet uns
dieser Brunico centenario?

Die römische Regierung hatte schon im 3. und 4. Jahrhundert Germanen,
teils kriegsgefangene, teils freiwillig gekommene, in entvölkerten Landstrichen
Galliens und Oberitaliens angesiedelt. Die Franken hatten dieses System in
Gallien übernommen. Die fränkischen Quellen heißen diese Leute gewöhnlich
„liberi", freie Leute, oder „Franci homines", Franken. Ihren Anführer nannte
man „centenarius". Wir sehen also eine fränkische Militärsiedlung, deren Leute
persönlich frei sind. Ihr Landbesitz gehört dem König und ist belastet mit
Kriegsdienst und dem Königszins. Sie können diesen Besitz vererben, aber nicht
an Fremde verkaufen, weil mit dem Besitz die Wehrpflicht verbunden ist.

Auf diesen Königsfreien beruhte zu einem großen Teil die Wehrkraft des
Reiches. „Diese Freien, welche die Heere der fränkischen und karolingischen
Könige bildeten, waren in politischer und militärischer Hinsicht von größter
Bedeutung. Sie wurden auf Königs- oder allgemein gesagt — Fiskalgut angesiedelt
", schreibt Th. Mayer. Zu diesen Freien gehört also der genannte Brunico.
Daneben haben wir aber auch sogenannte Urfreie, Leute, die ihre Freiheit nicht
vom König erhielten sondern schon hatten. Und dann gab es noch Rodungsfreie
, Leute, die Land rodeten und dadurch frei wurden. Nun ist es sehr schwer,
wenn nicht unmöglich, im einzelnen Falle festzustellen, um welche Art Freie
es sich handelt. Daß alle Schenkenden frei über ihren Besitz verfügen können,
setzt voraus, daß sie Freie sind. Bei der vorhin genannten Schenkung in Kirchen
erscheint neben dem Brunico centenario ein Brunico-Tancolf. Der Name ist
im St. Galler Urkundenbuch nicht sehr häufig. Als 786 in Maulburg ein Ecan-
pert seinen Anteil an den Kirchen in Brombach und Weil an St. Gallen überträgt
, ist der erste Zeuge Brunichoni centenari. Im Jahre 800 lesen wir am
Schlüsse einer Schenkung „actum in villa qui dicitur Hacanpahe (Hagenbacher
Hof) puplice. Signum Prunchi, qui ista epistola fieri rogavit". Brunicho hat
also diesen Brief mit der Schenkung im Hagenbacher Hof ausstellen lassen.
807 schenkt dann Himini, wie schon erwähnt, in Binzen dem Kloster St. Gallen
Besitz in Schopfheim. Unter den Zeugen wieder ein Brunico. Hier heißt er
Brunico vicario, es handelt sich also um denselben Mann, da vicarius und centenarius
hier gleichbedeutend sind. Zwischen der ersten Nennung eines Brunico
786 und der letzten 815 liegen rund 30 Jahre. Außerdem haben wir 815 zwei
deutlich getrennte Namensträger. Aber da alle Schenkungen in der näheren
Umgebung erfolgen, kann man vermuten, daß es sich um dieselbe Person oder
um nahe Verwandte handelt.

Vergegenwärtigen wir vms noch einmal: die Güter, die Graf Ruthard an
St. Denis verkauft, liegen von Wollbach an das Kandertal vorwärts in Wollbach
, in Rümmingen, in Binzen, in Oedingen, in Tumringen, in Hauingen
und in Eimeidingen. Daran schließt sich Kirchen an, das im Besitz der Krone
blieb. Vermutlich war dort in Kirchen vorher ein alemannischer Adelssitz. Von
Kirchen aus, wo Königssiedler angesetzt waren, wurde die Umgegend besiedelt.
Wir könnten uns denken, daß Urfreie hier Land bekamen — ich denke an
Strachfrid, der 758 seinen Besitz in Egringen, in Innighofen und in Müllheim
schenkt. Ich könnte mir auch denken, daß das Kloster Land bekam und
Siedler hinsandte. Jedenfalls hören wir durch diese Urkunde von 758 erstmals
von unserem Ort Egringen.

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