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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
21.1959, Jahresband, Ortsgeschichte von Egringen.1959
Seite: 69
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ein und erpreßt 2% Saum alten Wein und 77 Gulden. An der Ezelbrücke ist ein
kaiserliches Lager, und den 8 Offizieren muß das Essen geliefert werden. Von 1794
bis 1796 hat die Gemeinde über 769 fl aufwenden müssen.

1799 kommen die Franzosen an die Reihe: Im Ort liegt eine Besatzung, und auf
dem Läufelberg stehen ihre Vorposten. Sie fordern Wein, Branntwein, Kirschwasser
, Brot und Fleisch; der Vorpostenkommandant verlangt zu etlichen Malen
Tauben, Enten und junge Hähnchen. Französische Reiter mißhandeln die Vorgesetzten
, da sie Geld erpressen wollen. Mitgegebene Weinfäßchen und Säcke
werden nie zurückgegeben. Es müssen viele Fuhren geleistet werden: hinein nach
Zürich und hinauf nach Schaffhausen und Stockach, hinüber nach Beifort und
Altkirch, immer auf mehrere Tage. Und das trotz der Neutralitätserklärung vom
Jahr 1796!

Der Feldzug verlief ohne Erfolg. Preußen trat 1795 im Frieden von Basel vom
Bündnis zurück; 1796 besiegte der General Moreau die Österreicher bei Renchen,
wurde aber von Erzherzog Karl bei Schliengen geschlagen. Baden schloß daraufhin
einen Sonderfrieden mit der französischen Republik durch den Röttier Oberamtmann
Freiherrn von Reit^enstein am 22. August 1796. Über den Herbst 1799
hörten die Heimsuchungen durch die kriegführenden Mächte nicht auf. Für
19 Jahre erfüllten sich die Geschicke des badischen Landes im Anschluß an den
übermächtigen westlichen Nachbarn.

Von 1799-1801 verlief ein neuer Krieg zwischen Österreich und Frankreich
abermals erfolglos für Wien. Frankreichs Ziel war die Rheingrenze, auf die es hartnäckig
zustrebte. Im Frieden von Luneville und im nachfolgenden Reichsdeputationshauptschluß
(1803) erhielt Baden den Ersatz für die verlorengegangenen
linksrheinischen Besitzungen (Spanheim, Grävenstein, Rodemachern, Beinheim
u. a.), das weltliche Gebiet des Hochstifts Konstanz, die rechtsrheinischen
Teile der Bistümer Basel, Straßburg und Speyer, die Reichsstifte Petershausen
bei Konstanz, Salem, Gengenbach, die Herrschaft Lahr, die hessen-darmstädti-
schen Ämter Lichtenau und Willstätt im Hanauerland, die kurpfälzischen Ämter
Heidelberg, Ladenburg und Bretten nebst den Städten Heidelberg und Mannheim
, die Reichsstädte Überlingen, Pfullendorf, Gengenbach, Offenburg, Zell am
Harmersbach samt dem Freien Reichstal Harmersbach; außerdem den klösterlichen
Besitz von Konstanz bis Frauenalb im unteren Albtal. Von 25000 Einwohnern
schnellte das badische Land auf 262000 Einwohner hinauf. Der Markgraf
nahm nunmehr den Titel eines Kurfürsten an. Er hielt sich im Streit der Mächte
neutral. Sein Land war seit 1796 von Freund und Feind gleicherweise ausgesogen
und übel behandelt worden. Vielleicht ist der Grenadier Friedrich Schelker, der
1797 in Karlsruhe starb, dort an einer Verwundung oder den Folgen der Strapazen
verschieden. Von 1794-1802 hatte Egringen 20 827 fl. Kriegs- und Militärkosten
aufzubringen.

Ein neuerlicher österreichisch-französischer Krieg, der mit dem Frieden von
Preßburg im Jahre 1805 endigte, brachte Baden neue Erwerbungen: den größten
Teil des Breisgaus, die Ortenau, die Deutschordenskommende Mainau, die Stadt
Konstanz. Infolge seines Beitritts zum „Rheinbund", den Napoleon gegründet
hatte - das unselige Angedenken an den ersten Rheinbund vom Jahre 1658 -,
erhielt es u. a. die Fürstentümer Heitersheim, Fürstenberg, die Landgrafschaft
Klettgau, die Grafschaft Bonndorf, die Herrschaften Hagnau und Tengen,
weitere Teile des Breisgaus, große Teile im Unterland, und die Besitze der Reichsritterschaft
. Baden zählte jetzt 920000 Einwohner. Nur kleine Herrschaften traten
später noch hinzu, nämlich 1810 die Landgrafschaft Nellenburg und der größere
Teil des württembergischen Amtes Hornberg, 1819 das Fürstentum Leyen mit
der Grafschaft Hohengeroldseck. Sein Beitritt zum Rheinbund brachte ihm die
Anerkennung seiner Souveränität und die Würde eines Großher^ogs.

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