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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
21.1959, Jahresband, Ortsgeschichte von Egringen.1959
Seite: 266
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schaft alljährlich gegen 1000 Sack Zins und Zehntenfrucht, so auch über 50 Saum
Wein". 3 Jahre später schritten dann die Egringer zur Selbsthilfe: bei günstiger
Witterung wurde ohne vorherige Genehmigung das Bauholz geschlagen, „weil
bei solchen Umständen zu besorgen ist, daß großer Schaden und Unglück entstehen
könne und der ganze Glockenstuhl samt den Glocken und der Uhr in
Gefahr stehe, nicht nur nachzulassen, sondern endlich gar herabzustürzen, indem
er durch eindringenden Regen immer schadhafter wird". Als sich aber das
Oberamt „an den Regierungsstatthalter des Cantons Basel, Bürger Schmidt"
wandte, erhielt es vom Spital den ebenso liebenswürdigen wie klassischen Bescheid
: „Wir haben nicht ermangelt, in unseren Dokumenten nachzusehen, was
für eine Verbindlichkeit der Spital in Ansehung dieses Begehrens habe, aber nicht
die geringste Spur einer Schuldigkeit entdecken können". Nochmals bot man an,
„aus purem gutem nachbarlichem Willen und Freundschaft" das Bauholz zum
neuen Glockenstuhl zur Verfügung zu stellen. (18. 7. 1798.) Am 22. August
wurden sodann die Egringer Vorgesetzten trotz ihres Widerstrebens vom Oberamt
angewiesen, die vom Basler Spital angebotenen 6 bis 8 Eichbäume einstweilen,
jedoch unter Vorbehalt ihrer Rechte, anzunehmen, nachdem sie am 30. Juli erklärt
hatten: „Das Holz, das ihnen die Basler gegeben, könnten sie zum Glockenstuhl
nicht brauchen, sondern sie müßten das Holz, das sie hauen lassen, dazu verwenden
und das Basler zum Schulhaus nehmen, was aber übrig, verkaufen". Am
13. 11. 1798 wurde nun eine Befragung der Alten von Egringen über die bisherigen
Bau Verhältnisse an Kirchturm und Glockenstuhl vorgenommen. Sie
bestätigten fast alle, daß es „bisher immer geheißen habe, gnädigste Herrschaft
habe die Kirche und das Spital Basel den Kirchturm mit Glockenstuhl zu unterhalten
". Aber der Glockenstuhl verwitterte weiter von Jahr zu Jahr, und wie sah
er nun nach wenigen Jahren schon aus, während die Parteien sich zankten!
Architekt Rebstock schildert ihn nach seiner Besichtigung am 5. 12. 1802 mit
folgenden drastischen Worten: „Von unten herauf sind alle Gebälke der Stockwerke
verfault, kein Boden mehr als nur mit einzelnen beweglichen Brettern belegt
, sämtliche Stiegen so unbesteigbar, daß der Schulmeister mit Lebensgefahr
die Uhr und Glocken besorgen muß, und dann endlich das Gebälk des Glockenstuhls
samt dessen Schwellen, Pfosten ... so verfault, daß man bei jeder Bewegung
der Glocken das Herabfallen derselben und den Einsturz des ganzen inneren
Baues zu erwarten hat, der dann um so gefährlicher werden könnte, weil der
unterste Raum des Turms zugleich das Chor der Kirche ist". Rebstock erhielt auf
seinen Bericht hin vom Oberamt den Auftrag, einen Kostenvoranschlag von
Zimmermann Bühler einzufordern. Dieser belief sich auf 696 fl. 32 krz, und der
neue Glockenstuhl kam noch im selben Jahre in Arbeit. Aber er konnte nicht eingezogen
werden, bevor das Spital das obere Turmgebälk erneuern ließ! Dieses
erteilte aber auf Anfrage wieder in klassischer Freundlichkeit eine erneut die
Egringer Köpfe erhitzende Antwort: „Belieben sich Hoch- und Wohldieselben
eine Zuschrift von uns vom 12. Februar 1794 zu lesen, und Sie werden erkennen,
daß unsere Baupflicht stets beschränkt sei: Bloß das Chor scheint uns zu berühren,
mitnichten aber der ansehnliche Turm dabei, an dessen Baulichkeit wir unseres
Wissens wenigstens anders als aus Gefälligkeit nie keinen Anteil genommen
haben". Wieder gab's zu Egringen eine Befragung der Alten - mit demselben Ergebnis
wie einst, das dem Spital mitgeteilt wurde. „Sollten jedoch all diese Gründe
nicht hinreichen so schöben sie Vorgesetzte dem löbl. Spital den Eid darüber
zu, daß sie schwören sollten, aus ihren älteren und neueren Rechnungen und
anderen Schriften sich von der Wahrheit ihres Vorgebens zu obiger Baupflicht
vollständig überzeugt zu haben". Der Streit fand dann am 7. März 1803 ein gutes
Ende, als das Spital dem Oberamte mitteilte, man habe den Zuschriften entnommen
, daß „die jeweiligen Spitalmeyer in Egringen an derlei Baulichkeiten

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