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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1960-01/0028
Seilfahrt hinunter zum Füllort auf der 793-m-Sohle. In kaum zwei Minuten
legen wir dabei einen Weg zurück, der uns durch etwa 30 Mill. Jahre heimatlicher
Erdgeschichte führt. Zuoberst lagern, 32 m mächtig, die Sande und Kiese
des Rheins. Sie gehören dem jüngsten geologischen Zeitabschnitt, dem Quartär,
an. Darunter folgen in der Hauptsache Tone, sodann Mergel und schließlich
bei 786 m das Kalisalzlager. Es wird dem Unteroligozän und damit dem älteren
Tertiär zugerechnet. Ein leichter Ruck beim Anhalten des Förderkorbes. — Die
Gittertüre öffnet sich. Wir befinden uns im Füllort am Eingang zur Haupt-
förderstrecke, etwa mannstief unter dem Kalisalzlager.

Einem mächtigen Tunnel gleich, von elektrischen Lampen erhellt und durch
kräftige Stahlträger gegen Gebirgsdruck geschützt, zieht sie, fast endlos scheinend
, durch das 1 km lange und 2,5 km breite Grubenfeld. Ziemlich parallel
folgen ihr in einem Seiten- und Höhenabstand von rund 100 m die Haupt-
und Zwischensohlen. Mit den einfallenden, d. h. in der Neigung des Lagers
ziehenden Strecken ermöglichen sie den Abtransport des losgeschossenen Materials
und die Zuführung des Versatzes. Wettertüren sorgen für eine geregelte
Wetterführung. Wie alle elektrischen Einrichtungen sind auch die Kabelleitungen
schlagwettergeschützt. Bald begegnen uns die ersten Förderwagen. Sie kommen
vom Bunker, wo sie mit frisch gefördertem Material beladen wurden. Zu kleineren
Gruppen zusammengestellt und von Dieselloks gezogen, rollen sie auf der
zweigleisigen Strecke an uns vorüber zum Füllort.

Obwohl immerhin die Hälfte der Belegschaft unter Tag arbeitet, treffen
wir wenige Leute an. Bis jetzt waren es einige Jungknappen, die mit leichteren
Arbeiten beschäftigt werden. Sie sind munter bei ihrer Sache und grüßen freundlich
mit dem alten Bergmannsgruß „Glück auf". Nun folgen wir zwei Hauern.
Schon über 25 Jahren arbeiten sie unter Tag. Durch Zwischensohlen und geneigte
Strecken bringen sie uns an ihren Arbeitsplatz, den Abbau. Mit seinen
über hundert 1—10 cm mächtigen Bändern von abwechselnd dunkelgrauem
Ton und Flugsand, kristallweißem Steinsalz und fleischrotem Chlorkalium, auch
Sylvin genannt, ist jetzt das Kalisalzlager gut zu erkennen. Das Liegende ist
Ton, das Hangende eine 1 m mächtige Kalisalzbank, die nicht abgebaut werden
kann, da das darüber sich befindliche Gebirge zu brüchig ist. Ursprünglich
horizontal gelagert, zerfiel das Lager bei der Unruhe des Rheintalgrabens im
Laufe der langen Zeiträume in zahlreiche Schollen. Das Einfallen der Schichten
von O und W schwankt dabei zwischen 2—35 °. Mit kräftigen Armen bedienen
die Hauer ihre elektrischen Bohrmaschinen, um das Absprengen des nächsten
Abschlags vorzubereiten. Bei dem etwa 100 m langen und 4 m breiten Abbaustreifen
ist dieser 5 m lang und 3,6 m hoch. Die Hauerleistung je Mann und
Schicht liegt zwischen 28—40 t bei einem Donaritverbrauch von 400 g/t.

Der Abtransport des zu einem Berg vor uns aufgetürmten Haufwerks ist
zunächst Aufgabe des Schrappers. Gleich einer halb nach unten geöffneten
Riesenhand zieht er das grobe Material in die 3 bis 4 m lange und am oberen
Ende trichterförmig erweiterte Schüttelrutsche. An deren entgegengesetzten
Ende übernehmen Gummitransport- oder die noch solideren Stahlgliederbänder
das Fördermaterial und schaffen es zum Bunker in der Hauptförderstrecke. Den
Weitertransport bis zum Füllort am unteren Eingang des Schachtes besorgen
die Förderwagen. Immer sechs finden im Förderkorb Platz. Mit einer Geschwindigkeit
von 12 m/sec geht es bei der Materialfahrt hinauf zur Hängebank
, von da bei der geringen Neigung der Laufbühne zur Mühle und schließlich
auf Transportbändern zur Kalifabrik.

Die letzte halbe Stunde unseres Aufenthaltes unter Tag verbringen wir bei
den Versatzleuten. Mit der Masse des bei der Gewinnung des Feinkalis anfallenden
Steinsalzes füllen sie die durch den Abbau entstandenen Hohlräume aus.

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