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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1960-02/0009
tales, trotz öffentlichen Einspruchs aus Unverstand 1918 zu Kriegszwecken abgeliefert
und in der Bleihütte Call in der Eifel zu Kanonenmaterial eingeschmolzen
.

Begründet wurde die Ablieferung mit dem durch einen Sprung verursachten
geringen Mißton der Glocke. Der Sprung aber war schon Jahrhunderte alt und
wie die Glocke durch die Legende verklärt.

Von Alters her rankte sich um diese ehrwürdige Glocke die Sage des Volkes.
Man legte der Glocke die Worte in den Mund:

„Susanna heiß i.

Die schwere Wetter weiß i.

Zieh mi bi Zitte a,

Daß i die schwere Wetter vertribe cha!"

Diese Schönauer Glocke habe eine Schwester gehabt im Basler Münster mit
Namen Luzia. Beim großen Basler Erdbeben sei die Basler Glocke im Rhein
versunken. Da beschlossen die Basler, die den vollen Klang ihrer Luziaglocke
vermißten, die Hosannaglocke zu holen, deren Schall sogar in Basel zu hören
gewesen sei. Auf ihrem Raubzug hatten sie aber kein volles Glück. Sie trugen
die Glocke zwar heil vom Turme der Schönauer Kirche. Aber beim letzten Hause
von Schönau, wo einst das „Rote Kreuz" und zuvor eine Wegkapelle stand,
war' die Glocke trotz aller Anstrengung nicht mehr weiterzubringen. Die Basler
sahen dies wohl als ein Zeichen des Himmels an und kehrten ohne Glocke
heim. Die Schönauer hingen ihre Hosanna mit Freude wieder auf ihren Turm.

Die Glocke aber läutete den abziehenden Baslern nach:

„Mi Schwester Luzi

Lit z'Basl im Ri,

Sie wird nümmi usse cho

Bis Basl katholisch wird si."

Das Volk übersprang damit 2 Jahrhunderte und dachte an den Weggang
Basels von der katholischen Kirche in der Reformationszeit (1529).

Auch um den Mißton der Hosanna rankte sich der Efeu der Sage. Im 30-
jährigen Krieg kam ein Trupp Schweden nach Schönau. Beim Anblick der
Schönauer Kirche soll der Schwedenführer gerufen haben „Pfifer pfif us, Bioser
blos us, über's Schönauer Gaisehüs". Die große Glocke rief die Mannen zur
Gegenwehr. Es kam zu einem Gefechte wie in der Armagnakenzeit in der
Enge von Schönenbuchen. Die darüber ergrimmten Schweden stiegen auf den
Turm und vernagelten die große Sturmglocke. Seitdem „schätterte" die einst
so klangvolle Hosanna, Aber gerade darum war die alte große Glocke dem
Volke trotz des Mißtons lieb und teuer.

Vielleicht handelte es sich bei diesem Scharmützel um das Gefecht des
tapferen kaiserlichen Reitergenerals Johann von Werth bei Schönau im Dreißigjährigen
Krieg.

*) Hist. Nigr. Siv. III. 88

2) Ebendort

3) Conscriptiones historiam utriusque parochiae Schoenau et Todtnau specanteres
von Pater Gebel. Schönau, Pfarrarchiv.

4) Privatakten des Verfassers.

5) FDA. Bd. 64, S. 104.

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