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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1960-02/0012
Die jetzige Pfarrkirche stammt aus dem Jahr 1741. Aus gotischer
Zeit her rührt lediglich ein Teil des nördlichen Mauerzugs. Eine Pfarrkirche
wird aber schon um das Jahr 1100 erwähnt. Der alte Friedhof um die Kirche
ist verschwunden. Nur einige wenige Grabtafeln an der Außenmauer des
Gotteshauses weisen auf den früheren Zustand hin. Heute hat dieser Platz
um die Kirche eine würdige Neugestaltung und Bepflanzung erfahren. Wenn
die Linden hochgewachsen sein werden, dann wird der Ehrenraum der Gefallenen
der Weltkriege erst zur vollen Wirkung kommen.

Seuchen und Kriegszeiten

sind an Steinen nicht spurlos vorübergegangen. Insbesondere ist es das Pestjahr
1593/94, das von dem Einwohnerstamm der 4 Orte des Kirchspiels (mit
Höllstein, Hägelberg und Hüsingen) schwere Opfer gefordert hat. Im Durchschnitt
betrug die jährliche Ernte des Schnitters Tod 27 Personen. Diese Zahl
schwoll durch die Pest in den beiden letzten Monaten des Jahres 1593 auf
68 an und erreichte im folgenden Jahr mit 104 Gestorbenen den Höhepunkt.
Wer diese Prüfung überstanden hatte, war schon einigermaßen kerngesund.
1595 belief sich der Abgang auf 13 Personen. 1596 schieden 16 Menschen. Auch
das Pestjahr 1629 ließ klaffende Lücken im Bevölkerungsstand zurück; dazu
kamen zwischen 1633 und 1644 die furchtbarsten Heimsuchungen des 30jähri-
gen Kriegs, die Pfarrer und Bauern oft und lange Zeit nach Basel oder in den
Wald gescheucht haben. Basel blieb auch die große Zuflucht in den folgenden
Franzosenkriegen. So starb beispielsweise 1675 in Basel Rebekka Volz,
eine geborene Föckler, die 39jährige Ehefrau des Vogts und Ausschußmitglieds
Johann Friedlin Volz, an einer Art Grippe, wurde aber herausgeführt und in
Steinen begraben. Dagegen verstarb 1689 am Osterabend, ebenfalls in Basel,
der 65jährige Schulmeister von Steinen, Johann Sebastian Sturm; er wurde
auf dem Gottesacker des Klosters Klingental begraben. Andere fanden ihre
Ruhestätte zu St. Eisbethen, zu St. Klara oder zu St. Joder, oder gar draußen
am Siechenhaus zu St. Jakob. 1678 erfuhr die Kirche in Steinen eine arge Verwüstung
— eine Folge der Eroberung der Burg Rötteln durch die Franzosen.
Auf der anderen Seite bedrängte im Bund mit den Franzosen der Türke das
Reich, so daß am 8. Sonntag nach Trinitatis 1683 auch in Steinen „wegen
unbeschreiblicher Türkennot, als die kaiserliche Residenzstadt Wien von dem
türkischen Bluthund hart belagert gewesen", ein großer Büß- und Bettag gehalten
wurde. Ein großer Jammer war es auch, als am Sonntag, den 25. August
1689, als die Einwohner sich anschickten, in die Kirche zu gehen, eine
starke Abteilung der Hüninger Garnison das Dorf überfiel, die ganze Viehherde
wegtrieb, das Dorf ausplünderte und etliche Männer als Gefangene mitnahm
. So hat Steinen als deutsches Dorf die Geschicke des Reiches auch in
seiner Schwäche miterlebt und mitgetragen.

Um 1700 hat sich das Bild des Einwohnerstammes stark verändert.
Viele Schweizer aus den Gebieten von Basel, Schaffhausen, Zürich, Solo-
thurn, Appenzell, Bern und Thurgau sind eingewandert und seßhaft geworden.
Sie kamen nicht nur als Knechte und Mägde, Taglöhner, Hirten oder Pächter,
sondern auch als Steinbrecher, Maurer, Müller, Schmiede, Schreiner und Küfer.
Ein Savoyarde betreibt um 1657 auch hier seinen Kramladen; es ist Jakob
T r u 11 i. Seine Witwe mit ihren Kindern bleibt. So mancher aus dem guten
Dorf hat aber auch in diesen unruhigen Zeiten seine deutsche Haut für die
Händel fremder Herren zu Markte getragen. So kämpfte Michel Schöpflin
12 Jahre in Ostindien, wohl in holländischen Diensten.

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