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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1960-02/0038
marsch nichts besonderes. Man war froh um den Verdienst, denn zu verkaufen
hatte man wenig.

Von Kriegseinwirkungen blieb man verschont, wenn auch mancher nicht
mehr heimgekommen ist. 1945 kamen nur einmal vier Franzosen vorbei,
wollten aber nichts. Aber damals, als die Schweden im Land waren, da sei
einmal in Holz vornen ein Reiter auf seinem Roß durch die Haustüre und
sogar bis in die Stube hineingeritten. Ab und zu habe man auch einmal zwei
Reiter auf der Straße droben am Hochgescheid, Herrenschwand zu, reiten sehen.
Heute finden die Männer bei Waldarbeiten Verdienst im Wald, der zur Gemeinde
Ehrsberg gehört und haben auch Bürgernutzen.

Im Jahre 1850 war Stadel noch eine selbständige Gemeinde mit eigener
Gemeindekasse und um 130 Einwohner; heute leben hier nur noch 50 Menschen
. Damals hatte Stadel auch noch eine eigene Schule, und der Großvater
des bekannten Komponisten Professor Franz Philipp war hier Lehrer. Der verstorbene
Professor Grass, der viele Jahre an der Lender'schen Anstalt in Sasbach
gewirkt hat, ist hier geboren, wie auch der Arzt Dr. Asal hier daheim ist.

In unmittelbarer Nähe der Klopfsäge steht eine alte Mühle, die aber auf
Turbinen umgestellt ist. Beide treibt der Künabach, der durch sein steiniges
Bett zu Tal rauscht und beide gehören zur Gemeinde Hepschingen, werden
aber von zwei Bauern von Vorderstadel betrieben. Diese bewohnen gemeinsam
einen großen Hof, der 1756 gebaut und später geteilt worden ist.

Hier in Vorderstadel sind die klimatischen Verhältnisse viel günstiger, und
um die Höfe stehen Obstbäume aller Art. Es wächst Roggen, Hafer, Gerste
und auch Weizen und Kartoffeln. Oft richten die Wildschweine großen Schaden
an. Besonders schwierig ist überall die Bestellung der Felder, doch kann das
Gras mit den für die Berge gebauten Motormähern großenteils gemäht werden
. Mit Jochochsen muß immer wieder die Erde vom unteren Teil der Äcker
hochgezogen werden. Neben Traktoren sind die Jochochsen hier nicht zu entbehren
. So ringen diese besinnlichen und gastfreundlichen Bergbauern alle den
Hängen ihren Lebensunterhalt ab. Sie haben sich einen gesunden und treffenden
Humor bewahrt, lieben ihre Heimat und sind darin verwurzelt. Trotzdem
sind schon so viele ausgewandert aus diesem Tal, weil seine Abgeschiedenheit
harte Anforderungen an die Bauern stellt. Da wo einst Höfe, Äcker und Matten
waren, ist jetzt Aufwuchs und Wald. Die Jungen gehen ins Tal den Fabriken
zu, nicht um leichteren aber um sicheren Verdienst. Es ist alles weitläufig, und
man hat z. B. über eine Stunde Wegs, um über den Berg nach Häg zur Kirche
zu kommen.

Wie in diesem Tal leben auch die Bauern von Ehrsberg drüben am Berg,
wohin 1938 Stadel eingemeindet worden ist, und zu welchem diesseits auch
Waldmatt und Wühri gehören, in der Hauptsache von Viehzucht. Der Wald
gehört hauptsächlich der Gemeinde, und die Bauern finden darin das ganze
Jahr hindurch einen Nebenverdienst, denn es sind nur wenige Höfe um zwölf
Hektar groß. Eine gute Straße führt von Marnbach bei Zell im Wiesental über
Häg hinauf nach Ehrsberg. Da werden die jungen Leute mit Omnibussen abgeholt
hinab in die Fabriken und wieder hinaufgebracht Es ist eine andere Zeit,
aber die Menschen sind dieselben geblieben, denn in Ehrsberg steht in einem
alten Hause der Spruch über der Stubentüre:

Wer Böses von mir spricht,
betrete meine Wohnung nicht;
denn jeder hat in seinem Leben
auf sich selber acht zu geben.

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