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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1960-02/0040
Südwärts von Untermünstertal kommt man auf der steilansteigenden gewundenen
Straße über die Rotte Neuhäuser, die Münsterhalde mit ihren stattlichen
Höfen und mit dem schönen Beichenblick zum Haldenhof. Zu Anfang
des Waldes sieht man plötzlich Rauch aufsteigen und steht bald vor einem
mächtigen Kohlenmeiler, dem einzigen noch im südlichen Schwarzwald. In
früheren Zeiten haben manche solcher Meiler im ganzen Schwarzwald gebrannt
, denn Holzkohle war damals unentbehrlich. Besonders die Schmelzen
der Bergwerke waren ständige Abnehmer der Holzkohle, und auch heute
noch hat der Köhler guten Absatz für seine Erzeugnisse in bestimmten Industrien
. Bis vor dem 2. Weltkrieg wurden auch noch in Wieden, in Ettenheim-
münster und in Freudenstadt Kohlen gebrannnt, und wie der Köhler erzählt,
sind auch im Odenwald und im Harz noch je ein Kohlenmeiler in Betrieb.

Der Köhler von Untermünstertal heißt Pius Riesterer, ist noch jung und
mit viel Fleiß und rechter Freude bei seinem heute so seltenen Beruf, den
keiner mehr ausüben mag. Ein Kohlenmeiler ist so kunstvoll gebaut, daß der
Aufbau wie auch der Abbau wirklich gekonnt sein müssen. Vor allem muß
der Köhler wissen, wie er Holzkohle ohne große Verluste gewinnt. Das hat
er von seinem Vater gelernt, und auch sein Großvater und Urgroßvater waren
Köhler hier, denn die Riesterer waren auf dem Ramersbacherhof, einem früheren
Klosterhof, daheim.

Der Rauch hüllt den Meiler ein. Der Köhler ist gerade dabei, ein neues
Loch für den Rauchabzug in den Meiler zu stoßen. Der nahe Wald liefert
Holz genug, und im Winter ist der Köhler mit seinem Bruder an den steilen
Berghängen des Münstertals zu finden. Dort schlagen sie zusammen das Holz
und bereiten es so auf, wie es für den Meiler gebraucht wird. Im Sommer
wird das Holz mit dem Holzschlitten herabgeschafft. Da steht der Köhler
selbst auf den rauhen geradeabwärts führenden Schlittwegen vornen im großen
Schlitten. Dazu braucht es große Kraft und viel Geschick, um an den hegen
Hängen nicht vom Schlitten überrannt zu werden, der beladen um 20 Zentner
wiegt.

Oft muß noch Holz dazu gekauft werden, alles Buchenholz von einem
Meter Länge, Brennholz, Scheiter und Rollen. Vor dem Aufbau braucht es
bestimmte Vorbereitungen. Zuerst muß auf dem Meilerplatz die Erde „uus-
geschort" werden, d. h. von dem runden Platz von 26 Fuß Durchmesser wird
die Erde abgenommen und rundum angesetzt. Darum wird das Holz im Kreis
angefahren, damit es der Köhler beim Aufbau an der Hand hat.

Zu Anfang des Aufbaus kommen zuerst drei Pfähle in der Mitte des Platzes
aufrecht in den Boden. Diese sind 2,30 Meter lang, und auf ein und zwei
Meter Höhe kommt je ein Eisenring darum. Diese drei Pfähle nennt der
Köhler „das Mittel". Mit dem dicken Ende abwärts werden die ersten Scheiter
aufrecht darum gestellt. Darum werden Bengel auf den Boden gelegt und
darüber kommen Schwarten. Darunter muß die Luft Zutritt haben und man
nennt das deshalb „den Rost". Nun werden um das Mittel Rollen und Scheiter
auf den Rost gestellt, und zum Schluß hat der Meiler einen Durchmesser
von sieben Meter und ist zweieinhalb Meter hoch.

Schließlich wird der Meiler bis zum Boden dicht mit Stroh bedeckt und
darüber kommt 10—15 cm hoch die zuerst abgehobene Erde. Im Abstand
kommen nun Pfähle, die „Bankstibber", darum, welche mit Brettern belegt
die Erde auf dem Meiler stützen helfen. Der Steg, eine aus zwei Stangen
und Brettern verfertigte Leiter, läuft vom Boden bis zur Mitte des Meilers
hoch. Hier befindet sich noch eine Öffnung von 25 cm Durchmesser, eben
das Mittel, und nun ist der Aufbau beendet.

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