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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1960-02/0041
An der Seite des Meilers macht jetzt der Köhler ein Holzfeuer. Die glühenden
Kohlen aus diesem Feuer werden mit Gabeln oder Schaufeln in die obere
Öffnung, in das Mittel, getragen, und bald brennen die Pfähle und die Scheiter
darum. Sobald die Flammen aus dem Mittel schlagen, wird das Loch mit den
unverkäuflichen Holzkohlenresten aufgefüllt. Das Loch wird mit quer darübergelegten
Scheitern abgedeckt, die ebenfalls mit Erde bedeckt werden. Jeden
Morgen muß das Mittel wieder abgedeckt und mit Holzkohle neu gefüllt
werden, damit es darin keinen Hohlraum gibt. Diese obersten Querholzscheiter
über dem Mittel dürfen nicht durchbrennen, sonst verbrennt das ganze Holz
und es gibt keine Kohlen.

Wenn am ersten Tag oben zugedeckt worden ist, werden unter dem Meiler
und unter dem Rost drei Löcher durchgestoßen, damit die Luft zum Feuer
kommt. So brennt es ungefähr drei Tage. Wenn der Köhler nun oben um
das Mittel herumgeht, hört er ein leichtes Knacken: Der Verkohlungsprozeß
hat begonnen!

Im Anfang brennt das Feuer ganz unten und zieht dann in der Mitte
hoch. Jetzt macht der Köhler drei Rauchlöcher in der Mitte des Meilers und
zieht so das Feuer herab. Jeden Tag müssen nun neue Löcher unter der Bank
in den Meiler gemacht werden, bis es zum Schluß um dreihundert sind und
der ganze Meiler raucht. Je wie es nötig ist, werden die Zuglöcher über der
Bank vermehrt bis zu zwanzig, manchmal müssen auch alle zugemacht werden
. Da wo das Holz brennt, kommt der Rauch weißgrau aus dem Rauchloch
heraus; wo die Holzkohle bereits fertig ist, kommt der Rauch blau und
das betreffende Loch wird zugemacht. Unter der Bank sackt schließlich der
Meiler ein, der bereits flacher geworden ist. Das Holz verliert beim Brennen
die Hälfte an Volumen und vierfünftel an Gewicht.

Wenn überall der Rauch blau ist und alle Löcher zugemacht sind, wird am
Tag darauf mit dem Abbau begonnen. Angefangen damit wird unten am Fuß.
Zwei Meter breit und ein Meter hoch wird immer rundum die Holzkohle
freigemacht, und jeden Tag kommt der Köhler einmal herum. Die gute Holzkohle
wird in Papiersäcke abgefüllt, aber was durch eine gewöhnliche Steingabel
fällt, wird beim nächsten Meiler wieder gebraucht.

Auch die Frau des fCöhlers hilft bei seiner schweren Arbeit. Sie achtet mit
auf die Farbe des Rauches und löscht da, wo beim Abbau die Holzkohle
noch brennt, vorsichtig mit Wasser.

In einem Kohlenmeiler verbrennen achtundvierzig bis zweiundfünfzig Ster
Holz, und sie geben ungefähr fünf Tonnen Kohle. Sechs Tage braucht der Köhler
zum Aufbauen des Meilers, achtzehn Tage dauert die Brennzeit und zehn
Tage braucht er zum Abbauen.

Die Holzkohlen kommen im Südbadischen in Eisengießereien, in Elektro-
werke, Maschinenfabriken, Kupferschmieden und Werkzeugfabriken, und sie
werden auch von Feilenhauern gebraucht. Im Winter, wenn die Erde zum
Zudecken gefroren ist, ruht die Arbeit am Meiler. Die Nächte sind lang und
dunkel, das Risiko ist zu groß, weil man die Farbe des Rauches nicht erkennen
kann. Wenn es möglich ist, werden bis vor Weihnachten Kohlen gebrannt,
dann muß ausgesetzt werden bis zum März. In dieser Zeit, auch bei Schnee
und Kälte, wenn es irgend geht, ist der letzte Köhler im Schwarzwald in den
großen Bergwäldern seines heimatlichen Münstertals beim Holzfällen für seine
Kohlenmeiler im nächsten Jahr zu finden.

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