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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 23
(PDF, 52 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-01/0025
Im Westen war eine weitere Gefahr aufgestanden, verursacht durch den habs-
burgischen Kaiser selbst. Er hatte den alten Plan des Hauses wieder aufgegriffen,
die schweizerischen Lande durch Gewaltanwendung dem Reich und für Habsburg
wieder herzuholen, um die Landverbindung von Österreich zu seinen Besitzungen
im Elsaß und Breisgau vollenden zu können. Da seine Kräfte nicht ausreichten und
die Landesfürsten sich nicht allzu willig bereitfinden ließen, für den stärksten Teil
des Reiches Waffenhilfe zu leisten, griff er zu einem verwerflichen Mittel: Sein
Landvogt in Ensisheim, der Markgraf Wilhelm von Hochberg-
Sausenberg, hatte im kaiserlichen Auftrag beim französischen König Unterstützung
durch ein bewaffnetes Aufgebot von 4000 Mann zu bitten. Es kamen aber
40 000 der verrufensten Horden, die durch das Ende des hundertjährigen Krieges
zwischen England und Frankreich „arbeitslos" geworden waren und sich durch
Plünderung und Beraubung in Frankreich selbst zu einer Landplage entwickelt hatten
. Vom Namen ihres ersten Anführers her nannte man sie die „Armagnaken". In
den grenznahen deutschen Gebieten hießen sie in grimmigem Hohn die „armen
Gecken" — in niederdeutschen Landen aber nach ihren Mordmethoden „die
Kehlensnyder". Diese kamen 1444 vor Basel an, um von dort aus in das Gebiet der
Eidgenossen einzufallen. Durch den Opfertod eines Vortrupps der Schweizer, die
sich bei St. Jakob an der Birs zu weit in der Verfolgung einer Armagna-
kenvorhut hatten hinreißen lassen, - am 26. August - erhielten die Horden einen
Vorgeschmack eines Kampfes auf Leben und Tod, der sie erwartete bei weiterem
Vordringen. Der französische Kronprinz verlegte sich im väterlichen Auftrag darauf
, zuerst in Basel, dann in Straßburg vor dem Rat zu erscheinen, um „die der
Krone Frankreichs geraubte Stadt" wieder zurückzuholen. Er stieß auf unverhohlene
Ablehnung, da seit Menschengedenken die Stadt immer bei Kaiser und Reich
gestanden sei und niemals sich in irgend einer Abhängigkeit von Frankreich befunden
habe. Nun aber zerfiel das welsche Heer in einzelne Trupps und Haufen, die in
die Schwarzwaldtäler einzufallen suchten. In Talengen aufgehalten durch Ast- und
Baumverhaue wurden die meisten von den wütenden Schwarzwaldbauern erschlagen
, da sich ihre grauenhaften Mordtaten im Nu über die Dörfer und Höfe des Waldes
verbreitet hatten. Bei Schönenbuchen bei Schönau und auch auf
der „Wacht" waren solche Verhaue angelegt und im Vorfeld durch ausgeworfene
Skorpione gesichert. Ein Versuch der Bauern aller umliegenden Herrschaften,
in der angelegten Schanzlinie bei Schwörstadt die herabziehenden
Mordbrenner zu vernichten, wurde von den adeligen Herren verboten und die Anführer
mit scharfer Strafe bedroht, so daß viele die Heimat verließen.

b) In jenen Jahren tagte das Konzil zu Basel von 1431 —1449. Es war zusammengetreten
infolge des stürmischen Verlangens nach einer Reform des Reiches
an Haupt und Gliedern und einer Beseitigung der kirchlichen Mißbräuche
.

Ein Reichsreformationsentwurf Kaiser Siegmunds griff vor allem die Frage
nach dem „gerechten Preis" auf - hier bereits eine wirtschaftliche Frage, die brennend
war.

1422 kamen die Zigeuner ins Land mit Frauen, Kindern und fünfzig Pferden
, „ein ungestalt swartzes Volk", lagerten auf dem Feld und niemals unter einem
Dach. Sie hatten Geleitsbriefe von Papst, König und anderen Herren, so daß sie
freien Zug hatten. Mit der Zeit bekamen auch die Müllheimer diese Gäste zu spüren;
mit scheuer Verwunderung werden sie das braune Volk betrachtet haben, sahen sie
sicher lieber gehen als kommen.

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