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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 176
(PDF, 52 MB)
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weg, die Alte Gaß. Der Z i e g 1 e w e g beim Schwimmbad hieß 1496 z i b e 1 -
gasse und hängt mit einem alten Wort für Quelle zusammen: 1492 wird ein
z u b 1 i erwähnt (ahd. z u b e , lateinisch t u b a die gefaßte Quelle). Der Ziegle-
weg ist also der Weg, der zum Züble führt. Der Wechsel von b zu g ist auf Fernassimilation
zurückzuführen. In vielen Orten gibt es einen Spielweg, der
Müllheimer wird 1513 erstmals erwähnt und führte die Wilhelmstraße hinauf zur
alten Kirche. Die ursprüngliche Bedeutung von spielen ist musizieren (Spiel-
mann), vor allem auf dem Hochzeitsweg zu und von der Kirche. Der Stein-
buck wird 1369 steinbuchs geschrieben, der Name bezieht sich auf das
Geröll, das der Klemmbach bei Überschwemmungen in der Zeit vor der Kanalisierung
über die Wiesen legte: Steinbüchse. Weiter oben liegt der Steingarten
und das Grien mit gleicher Bedeutung. Mit B u c k Anhöhe hat der Name nichts
zu tun.

Der Volkswitz läßt es sich natürlich nicht nehmen, auch in diesem Bereich
schöpferisch tätig zu sein. Ein ganz altes Beispiel ist an dem Tobende rün-
s e 1 i n (1280): was mag das dünne Rinnsal getobt haben! Ein ganz modernes der
Babylon, wie der Pavillon (Dragonerhäuschen) auf dem Zielberg
genannt wird. Und in all den Jahrhunderten, die dazwischen liegen, sind unsere
Vorfahren nicht immer ernst geblieben. Zwei Wassergräben in Untermüllheim
heißen Suezkanal und Panamakanal, der Ausdruck Türkei für
die Alte-Post-Straße ist bekannt, Balkan ist das Gebiet um die Schloßmattei.
Ich vermute, daß sich in all diesen Namen geschichtliche Ereignisse spiegeln und
niedergeschlagen haben. Weil das Gelände außerhalb der Bahn umgelegt und bereinigt
wurde, als die Namen Bismarck und M o 11 k e in aller Munde
waren (um 1870), benannte man einige Wege Bismarck- und Moltke-
s t r ä ß 1 e. Eine Siedlung zwischen Oberweiler und Schweighof, die zur Zeit des
Koreakrieges gebaut wurde, heißt heute Korea; natürlich spielt ein abwertender
Sinn mit hinein. Das trifft auch bei Chalampe zu, die Häusergruppe an der
Mühlenstraße. Aber der Name Chalampe ist nicht nur als Übername interessant
, er zeigt auch, daß Übernamen früher nicht anders entstanden als heute die
vielen Amerika und Korea. Bei Chalampe läßt sich die Entstehung in
Urkunden verfolgen, bei Türkei und Balkan nicht; aber grundsätzlich muß
der Vorgang bei allen der gleiche gewesen sein, durch Überlegung müßte man dahinterkommen
können, wann etwa diese Namen entstanden. Nach einer Schlacht
im Jahre 1709 ließen sich einige französische Soldaten auf der anderen Rheinseite
nieder und bauten ein paar ärmliche Hütten. 1729 erhielt die neue Niederlassung
den sonderbaren Namen Chalampe, den niemand erklären kann. Der deutsche
Name für dieses Dorf ist E i c h w a 1 d. Schon von jeher gilt es als arm (Ban-
zene isch e grosi Schdat, Schalampi isch e Bettelsack)
Im gleichen Jahr, in dem das Dorf den Namen Chalampe erhielt, war der Bau des
neuen Amtshauses in Müllheim beendet, der den Anstoß zum Wachsen des Ortes
gab. In den folgenden Jahrzehnten wurden die Dörfer Ober- und Untermüllheim
zusammengebaut, damals entstanden auch die Häuser an der Mühlenstraße. Natürlich
kannten die Müllheimer die Geschichte der Siedlung Chalampe, sie übertrugen
den Namen auf die neue Straße, um die Leute zu hänseln. Geschrieben wird es erstmals
1800 (im Charlampe).

Sehr beliebt ist die Umdeutung eines vorhandenen Namens durch kleine Buchstabenumstellungen
(Volksetymologie), um so einen neuen Sinn zu erhalten. Die
Erngupfe wird zu Erntgupfe (Erndtgupffen 1439) und er d-
güpf (1492), der Diebpfad zu Tiefpfad (1655), der Reckenhag
zu Regenhag, Rückenhag (1637), Roggenhag und Heckenhag
, der Waisenhof zu Weizenhof (Waitzen-Hof 1747), der
Warmbach zum Wahren Bach, der H u m b e r g zum Hundberg

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