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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
23.1961, Heft 1, Müllheim Baden.1961
Seite: 194
(PDF, 52 MB)
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anderem: „Das für unser Vaterland so wichtige Gewerbe des Weinbaues würde
offenbar eines viel größeren Aufschwunges fähig, viel regelmäßigerer und größerer
Erträge sicher sein, wenn sich zur Förderung des Weinbaues die Wissenschaft und
die Praxis ebenso planmäßig in die Hände arbeiteten, wie dies bei anderen Zweigen
des landwirtschaftlichen Gewerbes geschieht, wenn beide mit gleichem Eifer, - die
eine mit Ergründung der natürlichen und wirtschaftlichen Bedingungen einer gedeihlichen
Fortentwicklung des Weinbaues, - die andere mit der Erprobung der von der
Wissenschaft zutage geförderten Resultate und rückhaltlosen Mitteilung ihrer Ergebnisse
beschäftigten." Für den Praktiker schuf er die Zeitschrift „Der Weinbau",
gleichzeitig als Organ für den Deutschen Weinbauverein (Jahrgänge 1875 - 1883).
Im Jahre 1870 habilitierte sich Blankenborn als Privatdozent für Weinbau an der
Technischen Hochschule in Karlsruhe.

Ganz aus eigenen Mitteln — der Staat lehnte eine Unterstützung ab - baute er
in den Jahren 1872- 1875 in Karlsruhe ein Oenologisches Institut, das erste dieser
Art in Deutschland. Mit diesem Laboratorium, das den eigentlichen Anfang der
Arbeit eines Weinbauinstitutes bedeutete, wollte er nicht etwa Geschäfte machen,
sondern allein dienen zum Wohle des Weinbaues. Sein Grundsatz war: „Wir
reichen Leute haben kein Recht, den Reichtum für uns zu gebrauchen; der Reichtum,
der wohl auch erarbeitet worden ist, muß für die Allgemeinheit verwendet werden."
Für die Sache des Weinbaues hat er so den größten Teil seines Vermögens geopfert.

Seine soziale Gesinnung ging soweit, daß er einem bedürftig aussehenden Mann
auf der Straße einen Gutschein für einen vierwöchigen Aufenthalt auf dem Blan-
kenhornsberg am Kaiserstuhl in die Hand drückte. Auf diese Weise ist manch einer
ein tüchtiger Kerl geworden. Seine Angestellten betrachtete er als zur Familie gehörig
. Güte und Humor waren der Grundton seines Wesens. Wenn er an einem winterlichen
Sonntag einen Pelz trug und von Menschen, die ihn sonst wenig beachteten,
gegrüßt wurde, konnte er fuchsteufelswild werden. Denn nichts war ihm so verhaßt
wie die Auffassung, der Rock mache den Menschen.

Blankenborns mitunter fast übermenschliche Arbeit, besonders in seinem Institut,
war begleitet von vielen Erfolgen und Anerkennungen; aber auch an Enttäuschungen
fehlte es nicht. Vielfach wurde er in seinem Streben verkannt und angefeindet,
insbesondere in seiner engeren Heimat. „Doch durch nichts ließ er sich abbringen,
seine Wege zu gehen, die er in der Wissenschaft für die richtigen hielt."; so lesen wir
in der von seinem Sohn, Erich Blankenborn, verfaßten Familienchronik.

Mit der ganzen Welt stand Blankenborn in einer Arbeitsgemeinschaft; vielen
wissenschaftlichen Gesellschaften in Ungarn, im Kaukasus, in der Schweiz, in Italien,
in Algier, in Belgien, in Frankreich und so weiter gehörte er als korrespondierendes
Mitglied an. Besondere Auszeichnungen wurden ihm zuteil in Wien 1873, Philadelphia
1876, Sidney 1879, Kaschau 1880, Lissabon 1881, Madrid 1881. Unter all den
hohen Auszeichnungen schätzte er besonders die Goldene Medaille, die ihm 1878
auf der Weltausstellung in Paris von der Societe d'agriculture zuerkannt worden
war. Seit der Gründung des Deutschen Weinbauvereins im Jahre 1874 war er dessen
Präsident und von 1893 bis zu seinem Tode dessen Ehrenpräsident.

Im Jahre 1881 wurde Adolph Blankenborn zum außerordentlichen Professor an
der Polytechnischen Schule in Karlsruhe ernannt.

„Der Platz, auf dem er in seinem Element war, wie er zu sagen pflegte, war sein
Laboratorium und die Natur, in der er alles, was in ihr gedieh und lebte, mit größtem
Interesse verfolgte. Er war ein Freund der Tiere und konnte ihnen, auch wenn
er die Jagdflinte zur Hand nahm, kein Leid antun. Heftig konnte er werden, wenn
er auf die oberflächliche Art und das Gehaltlose der modernen Geselligkeit zu sprechen
kam."

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