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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-02/0020
Früher waren schöngeschmückte Leiterwagen mit Schulkindern weiter abliegender
Orte eingefahren. Pferde und Fuhrleute ließen sichs im Dorfe wohl sein, während
Lehrer und Schüler den Aufstieg zum Belchen unternahmen, und die Aussicht auf
dem Berg machte die Geographiestunde lebendig und anschaulich. Drunten lag die
dorfübersäte Rheinebene, zog der Rhein seine silberglänzende Bahn, erhob sich
jenseits das Schwestergebirge der Vogesen und noch diesseits das Inselgebirge des
Kaiser Stuhls.

Aus eigenen Mitteln erbaute sich die Gemeinde im letzten Jahr ein schönes und
gut eingerichtetes Rathaus, um das manche Gemeinde das Dorf Neuenweg beneiden
dürfte. Mit einem Alters-Flüchtlingsheim hat die Gemeinde seit Jahren ein menschenfreundliches
Werk unterstützt und hat im Gesangverein und dem Musikverein
die Möglichkeit, kultivierte Freude zu bereiten. Sportliche Freude erleben die
Skifahrer, wenn sie über die Halden flitzen.

18. Johann Peter Hebel in Neuenweg und auf dem Belchen

Wenn wir uns in die Geschichte des Dorfes Neuenweg versenken, dann sehen
wir einen jungen Mann mit seinem Freunde von Lörrach über Wieslet, Tegernau
und Neuenweg herkommen, um den Belchen zu besteigen. Es sind die befreundeten
Wanderer Johann Peter Hebel und Friedrich Wilhelm Hitzig. Im Jahr 1791
erklimmen sie zweimal den königlichen Berg, das andere Mal von Schönau her. Die
großartige Natur und die Schau von der Höhe der Kuppe, die hohe Himmelskugel
über sich, die reine Luft um sich erhob dem jungen Hebel die Seele, und daraus
entstand sein frühestes Gedicht, das aber nicht ganz ausgereift war und an manchen
Stellen den Schwung verlor und nicht so geraten wollte, wie es der dichtende
jugendliche Mann fühlte, um seinem tiefsten Empfinden Ausdruck zu geben. Aber
aus späteren Briefen erfahren wir die Nachwirkung des großen Erlebnisses der
beiden Beichenwanderungen. Auf dem Berg wohnte der Berggeist Proteus, und
dem Proteus weihten die beiden Freunde ihren Bund; sie waren die „Proteuser"
und ihre Religion war der „Belchismus", eine Naturreligion, die zu Lust und Scherz
und zur Freundschaft anregte und hinführte. Auf dem Heimweg wurde beim
Bläsischaffner in Wieslet eingekehrt und ein Schöpplein getrunken; von dort war
der junge Steinebrunner ihnen als Führer und Begleiter auf den Belchen gefolgt.17

Noch in den Jahren des Professors Hebel in Karlsruhe steht ihm die Landschaft
von Neuenweg, Heubronn und der Sirnitz klar vor Augen, und als im Jahr 1800
der von Knielingen bei Karlsruhe neuernannte Diakonus Sebastian Engler nach
Schopfheim versetzt wurde und sein Hausrat über die Sirnitz befördert worden
war, da schreibt Hebel an den ihn bekannten von Britzingen stammenden Landsmann
in launigen und schalkhaften Worten jenen heiteren Brief, den wir mit
stillem Schmunzeln lesen:18

„Mein lieber teuerster Angeliko!

Also sind Sie wirklich in Ihrem Eldorado angekommen? und über die Sirnitz?
Es ist mir für Sie und Ihre Gemeinde ein werter Gedanke, daß Sie Ihren Weg über
die Sirnitz genommen haben. Denn Sie sind, so viel ich weiß, der erste und einzige
Pfarrer von Hausen und Helfer von Schöpfen, der über diesen Granitbuckel

17 Wilhelm Altwegg, Johann Peter Hebel, Frauenfeld und Leipzig, 1935, S. 53 ff.

18 Wilhelm Zentner, Hebel Briefe, I. Bd., Karlsruhe 1957, S. 85.

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