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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-02/0032
das Fleisch im Rauch haltbar gemacht. Wild lieferte Flur und Wald genug,
Hirsch und Bär waren Leckerbissen, wie Tauben, Rebhühner u. a., und auch die
Fische bereicherten den Speisezettel.

Zwischen zwei Steinen wurde mit der Hand die Frucht zu Mehl gerieben,
und davon wurden in der heißen Asche Fladen, das Brot, gebacken. Mit diesen
Mitteln ließ sich schon ein Vorrat schaffen, um in ruhigen Zeiten die Küche auf
ganz annehmbarer Höhe zu halten. Die Bereitung von Butter, Dickmilch und
weißem Käse, als „Bibelichees" heute noch beliebt, dürfte damals schon bekannt
gewesen sein. Salz war in jener Zeit ein sehr teueres und seltenes Handelsgut
und wurde sehr sparsam verwendet. So ist es ein Irrtum zu glauben, daß die
Menschen, die in frühester Zeit am Rande des Schwarzwaldes an den unteren
Flußeinschnitten lebten, keine Kultur in ihrer Küche kannten, wenn es auch
nur aus Holz geschnitzte Löffel oder solche aus Bronze oder Eisen gab und
man sich gewöhnlich zum Essen der Hände bediente. Auch wußte man nichts
von einem Tischtuch, da der Flachs wohl gepflanzt, gesponnen, aber zunächst
zu groben oder feinen Gewändern gewoben wurde zum eigenen Bedarf. Flachs
oder Lein wurde durch Jahrtausende zu Garn verwendet und zu Leinwand
gewoben. Das vorbereitete Gespinst wurde mit der Handspindel gesponnen. Erst
um das Jahr 1530 wurde das Spinnrad erfunden, das seit hundert Jahren immer
mehr von den Spinn-Maschinen verdrängt worden ist, wie auch der Handwebstuhl
den mechanischen Webstühlen gewichen ist. Die Baumwolle verdrängte später den
Flachs, dessen Anbau und Handel besonders im Hanauerland noch vor hundert
Jahren blühte, und der bei uns auf den Höfen zum eigenen Gebrauch stets gepflanzt
worden war, wie auch der aus Mittelasien gekommene Hanf. Aus dem
besten Flachs wurden feine Tischtücher, Servietten, Leintücher, Hemden und
Handzweien gewoben, aus dem weniger feinen grobes Bettzeug, Zwillich und
Drillich, mit zwei oder drei schräg verlaufenden Fäden, auch zu Hosen und
Jacken. Vom Abfall, dem „Werch", gab es Seile und Stricke und aus Lumpen
von Leinen das beste Papier. Leinöl war in der Küche besonders wichtig. Schafwolle
wurde ebenfalls zu warmer Kleidung gewonnen, wie durch Jahrtausende
Felle aller Art mit zur Bekleidung und zu wärmenden Decken, wie auch zu
sandalenähnlichem Schuhwerk verwendet worden sind.

Das Fleisch der Tiere gab von jeher reiche Abwechslung der Speisen, wie
gekochtes Rind- oder Schweinefleisch, das auch gebraten oder gepökelt wird,
wie des Schafes, Kalbs, Zickleins, Stallhasens, Spanferkels, und manches davon
wird zu Wurst verarbeitet. Dazu kamen Hirsch, Reh, Wildschwein, Feldhase,
Rebhuhn, Fasan, Hausgeflügel, Fische und andere. Das meistverbrauchte Fleisch
lieferten die Haustiere. Rindvieh, Schaf und Schweine wurden früh als Haustiere
gehalten. Das Schaf ist über den ganzen Erdboden verbreitet wie das Rind.
Beide nützen durch ihr Fleisch, Milch und Dünger, das Schaf vor allem durch
die Wolle, das Rind durch Häute und als Zugtier. Das Hausschwein ist wahrscheinlich
asiatischer Herkunft, dessen Knochen wurden schon in Pfahlbauten
gefunden. Noch im letzten Jahrhundert hatte jeder Bauer einen Schafstall eingebaut
. Die Ziege, die Kuh des armen Mannes genannt, wird der Milch wegen
gehalten. Schweine, Rindvieh, Schafe und Ziegen wurden auf die Weiden getrieben
. Esel nutzte man als Tragtiere, und auch ihre Milch wurde getrunken. Das
Pferd genoß von jeher der besonderen Wertschätzung als Reit- und Zugpferd,
wenn auch sein Fleisch heute noch nicht jedermanns Sache ist. Einst wurde es
verehrt und heilig gehalten. In den letzten Jahrzehnten ist es aus den bäuerlichen
Höfen durch die Zugmaschinen fast ganz verschwunden.

Die Eiche nahm den größten Teil des belaubten Hochwaldes ein. Das Holz
ergab Bau- und Brennholz, ihre Früchte lieferten den Schweinen Futter zur
Mast, während die Eichenrinde als Gerberlohe verwendet wird. Deshalb stand

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