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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-02/0033
die Eiche in hohem Ansehen, wenn auch die Linde einst der beliebteste Baum
gewesen sein mag. Ihre Blüten gaben den Bienen Honig und heilsamen Tee für
die Menschen. Ihr Holz wurde zu Schnitzereien, die Kohle zum Zeichnen verwendet
. Auch die Früchte der Buche sind, früher oft in Notzeiten, wie in der
Gegenwart in den zwei Weltkriegen, zur ölbereitung gesucht worden. Die Kiefer
oder Föhre war in nördlichen Ländern überall daheim. Ihr Harz fand vielfache
Verwendung und das Holz gab den „Kienruß" als schwarzen Farbstoff. Eibe,
Mispel, Erle und Esche, Espe, Eberesche und Weißdorn wurde vielfach zu Heilzwecken
verwendet. Gern verwendete Früchte gibt der Haselnußstrauch, der zu
den Birkengewächsen gehört, wie die Birke und Hagebuche, deren Holz zu
Schnitzereien und zu Geräten verwendet werden und die hier zu Hause waren.

Nicht zu vergessen ist der Hollunder, dessen Blüten Tee und in Pfannkuchen-
teig eingetaucht, die feinen „Holderchüechli" ergaben. Seine reifen Früchte wurden
zu Mus, zu Holdersaft und auch getrocknet gebraucht. Jedes Haus hatte seinen
Holderbaum oder -Strauch, der es vor Unglück schützen sollte, wie die drei
Blüten, die an Dreifaltigkeit geschnitten und in der Stube aufgehängt wurden,
gegen Blitzschlag. Als Brotfrucht kannte man zunächst den Buchweizen, der selbst
auf Ödland gedeiht, seine kantigen Körner wurden zu Mehl gemahlen. Auch
Spelz oder Dinkel, eine Weizenart, wurde durch Jahrhunderte hier angepflanzt.
Die Stammpflanzen des Weizens wurden in Nordpalästina gefunden, der weitverbreitete
Roggen, das Korn, kam aus dem Mittelmeergebiet zu uns wie die
Gerste aus Nordafrika und aus Ostasien. Hafer gab es schon früh und Haferbrei
bildete einen Bestandteil der Mahlzeiten. Auch die Hirse scheint früh aus
dem mittleren Asien hierher gebracht worden zu sein, wie der Rapskohl, Rapsoder
Kohlrüben, aus Südeuropa. Seine späteren Spielarten sind die gezüchteten
Kohlarten, die heute bekannt sind. Manche der vor der Eiszeit nach Süden gedrängten
Nutzpflanzen und Unkräuter kamen in der anbrechenden wärmeren
Zeit wieder langsam zurück, wie durch Zuwanderungen von Völkern und Volksstämmen
manche Nutzpflanzen mitgebracht und hier angebaut worden sind.

Süßkirschen wuchsen wild. Erst viel später kamen andere Steinobstarten aus
Süd- und Mitteleuropa, aus Vorderasien, Persien und Rumänien, aus dem Orient
die Quitte, zu uns. Dagegen gab es Holzäpfel und Holz- oder Steinbirnen, die
bis in unsere Zeit noch hie und da zu finden waren und die ausgereift sehr süß
waren. Walderdbeere, Himbeere, Brombeere, Heidel-, Preisel-, Stachel- und Johannisbeeren
wuchsen wild. Wachholder galt als Heil- und Räuchermittel wie
als Küchengewürz, und aus den Beeren wurde der Wachholderschnaps angesetzt.
Auch die Weinrebe muß früh bekannt gewesen sein, wie Traubenkerne in aufgefundenen
Grabgefäßen nachweisen. An Gewürz- und Heilpflanzen bot die
Natur Salbei, Majoran, Pfefferkraut, Liebstöckel, Knoblauch, Schnittlauch, Boretsch
, Kümmel, Kamille, Pfefferminze, Baldrian, Eibisch, Enzian, Thymian, Tausendguldenkraut
u. a. Isländisch Moos wird gegen hartnäckigen Katarrh bis heute
verwendet. Fingerhut, Königskerze und Malve waren von jeher ein Schmuck der
Waldränder und Gärten und dienten ebenfalls zu Heilzwecken.

Um die Zeitwende müssen die hier im vorderen Wiesen-, Kander-, Klemmbach
- und Münstertal seßhaften Helvetier, ein Stamm zu den Kelten gehörend,
auf ihren Einzelhöfen ganz geordnete häusliche Verhältnisse gehabt haben. Dieses
mächtige Volk besetzte gegen 600 v. Chr. einen großen Teil Südwesteuropas
und war mit Waffen aller Art aus Eisen, das es in Eisenwerken gewann, und
mit Geräten und Gewandnadeln aus Eisen (Eisen- oder Latenezeit!) sehr reich
ausgestattet. Sie wurden später in die heutige Schweiz abgedrängt. Spärlich aber
rühmend gibt von ihnen Tacitus in „Germania" (1. Jahrh. n. Chr.) Kunde. „Sie
verstanden es neben den Geräten Schmuckstücke und selbst kleine tellerförmige
Goldmünzen anzufertigen und hatten eine beachtliche Kultur".

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