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Nachdem die Römer schon früher das Land aufgesucht und nach harten
Kämpfen erobert hatten, brachten sie manche Neuerungen in unseren Landstrich
am Rande des „Abnoba mons". Von ihnen erzählen die Uberreste des römischen
Bades in Badenweiler, Aquae villarum, das schon die Kelten benutzt, und das
die Römer mit Kabinen zu mancherlei Zwecken ausgestattet hatten. Die Anlagen
der Hauptstadt der Rauraker, der Nachbarn der Kelten, Augusta Rauracorum
(Basel-Augst), welches die Römer ebenfalls in Besitz genommen und ausgebaut
hatten, gaben von ihrer hohen Kultur ein anschauliches Bild. Mit den ausgegrabenen
Funden jener Zeit wurde dort ein römisches Wohnhaus ausgestattet.
Die Küche und ihre Geräte sind vielseitig und kunstvoll angefertigt und manche
davon sind bis in unsere Zeit gekommen. Diese „moderne" Einrichtung mag zwar
den unterdrückten Einheimischen manche Anregungen gegeben und sie zur Nachahmung
bewogen haben, wenn sie auch, wie die nachfolgenden Alemannen, an
ihrer Eigenart und Sprache festhielten. Die Römer ließen hier auch die Reben
in Kulturen anpflanzen, und so verschmolzen schließlich die Reste der römischen
mit der alemannischen Lebensweise und Kultur.
Mit dem Eingang des Christentums wirkten die Mönche segensreich als Pioniere
. Langsam wurden die Täler immer höher aufwärts besiedelt, und Jäger,
Köhler, Harzer und Holzmacher, wie auch Bergleute suchten neue Wege und
Gründe. Bauernhöfe wurden abgeschieden an den Höhen gebaut und mit Hilfe
der Familienangehörigen und Knechten das Land gerodet und mit Eigennamen
benannt. Der adelige Stand der Herren sonderte sich ab mit seinen Dienstmannen
aus den Freien und den Hörigen, den Leibeigenen. In ihren Ländereien siedelten
sie Freie und Hörige an, die auf ihrer Burg alle in kriegerischen Zeiten Zuflucht
fanden, die sie aber auch zu verteidigen hatten. Wir finden die Breisgaugrafen
aus der karolingischen Zeit, von welchen die Zähringer hier, besonders aber auf
der Baar als begütertes Geschlecht genannt werden, unter welchem der Silberbergbau
blühte. Kriegszeiten waren Notzeiten durch die vergangenen Jahrhunderte
, und das muß erwähnt werden, weil die Küche, Speise und Trank, ganz
davon abhängig waren. Selbst auf den großen Höfen war einst oft bittere Not,
wie auch eine alte Geschichte vom Hotzenwald erzählt, wie in Gersbach eine
„Markgräfin" um einen Laib Brot nach und nach ihren ganzen Besitz verschenkte
und dann fortzog und nie wieder kam. So sollen die Gersbacher Bauern zu ihren
großen Höfen gekommen sein.
In schlechten Jahren, wenn die Ernte verdarb durch Nässe, Kälte, Hitze oder
Hagel, litten die Menschen Hunger und Not und hatten oft nur von dem zu
leben, was übrig geblieben war. Kein Handelsnetz spannte sich wie heute über
die ganze Welt. Trotzdem litten viele Menschen in der Stadt in den jüngsten
zwei Weltkriegen noch sehr unter Hunger. Damals, wenn die Menschen in den
Kriegszeiten bei Gefahr Zuflucht in den unzugänglichen Wäldern suchten, aßen
sie Wurzeln und Beeren; Baumrinde mahlten sie und backten sie mit Kleie zu
Brot. Konnten sie Wild erlegen oder in den Bergbächen Fische fangen, so waren
es Glücksfälle. Durch die vergangenen Jahrhunderte waren bei uns die Bauern
oft ganz verarmt soweit sie die Kämpfe im Land lebend überstanden und nicht
von Seuchen, die in manchen Jahren die Menschen hinwegrafften, heimgesucht
wurden. Da war Schmalhans Küchenmeister und nur langsam erholte sich das
Land mit seinem Bauern- und Gewerbestand. Der Spruch: „Wenn der Mark-
gräfler sieben Jahre Frieden hält, fährt er mit silbernem Pflug ins Feld!" bewahrheitete
sich schon lange vor der Zeit der Markgrafen. Der Wein — Rotwein
wurde hier mehr gepflanzt wie heute — spielte durch die vergangenen
Jahrhunderte die größte Rolle im Markgräflerland, da er nicht allein gerne und
oft getrunken wurde, sondern weil er Bauern, Landesherren und Klöstern Geld
brachte und die Keller füllte. Von seinem Gedeihen oder Versagen hing der Wohl-
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