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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-02/0035
stand, wie vor allem das Essen und Trinken unseres Landstrichs ab, wie auch von
guten und schlechten Fruchternten. Wein und Frucht bestimmten, was die Küche
bieten konnte.

Schnaps wurde in eigenen Brennereien gebrannt wie heute noch, wo auf
vielen Höfen ein Brennrecht ruht. Bauer, Knechte und Taglöhner, Handwerker
und Handlanger, Bergleute und jedermann tranken vor Beginn der Tagesarbeit
ein Gläslein „Brennts". Es war der Ruin mancher Taglöhner- und anderer armer
Familien, wenn der Mann alles, was er verdiente, vertrank. Ein Schuldenbuch
eines großen Bauern um 1800 weist nach, wie manche seiner vielen Taglöhner
und Knechte oft viertelliterweise laufend Schnaps bei ihm holten und deren
Frauen und Kinder um kleinsten Lohn oder um das Essen die Schulden abarbeiten
mußten. Wie oft traf der Fluch der Frauen und Kinder solcher Familien
einen Bauern, der rechnen konnte und es verstand seinen Branntwein zu Geld
zu machen. Wie es in solchen Haushalten ausgesehen haben mag, kann man sich
vorstellen und oft kam so eine arme Familie um alles was sie hatte. Einst hatte
jeder große Hof seinen eigenen großen Brunnen. Die übrigen mußten an gemeindeeigenen
Brunnen oder Wasserlöchern ihr Wasser holen und dieses verzollen (Zollloch
). Man trank Milch, Wasser, Wein, Säfte, auch Esels- und Schafsmilch, später
den Kornkaffee, ausnahmsweise auch Bohnenkaffee.

Das Notwendigste für die Küche brachte von jeher der Gemüsegarten am
Haus. Jede Bauern- und Bergmannsfrau wie alle andern gaben sich Mühe um ihr,
wenn auch manchmal kleinstes Krautgärtlein, oft dazu noch um einige Stücke
Feld und Reben, denn in Notzeit hatte sich das immer wieder bewährt. Denn
immer wieder stand das Land unter dem Druck von Mißernten, Krankheiten
und Seuchen und von furchtbaren Kriegseinflüssen, die Hungersnöte zur Folge
hatten. Mancher Chronist weiß davon zu berichten, und der Küchenzettel mag
in solchen Jahren bald gemacht gewesen sein. Von den guten Jahren hing ganz das
Leben der Menschen ab. So sollen einige Jahreszahlen von verschiedenen hervorstechenden
Jahren durch die vergangenen Jahrhunderte folgen, wie sie Fecht,
Sachs, Wurstisen, Herbst u. a. aufgezeichnet haben: Im Jahre 763 soll der
Winter sehr kalt, der Sommer sehr heiß gewesen sein, so daß alle Quellen eintrockneten
. 940 bis 942 war eine große Viehseuche in ganz Deutschland, und
988/89 und 1004 bis 1006 starben hier viele Menschen durch „grausamen" Hunger
und Krankheit. 1043 war der Sommer naß und der Winter kalt und es gab
sehr wenig Früchte und Wein. Durch die folgende große Hungersnot dazu getrieben
, aßen die Menschen allerlei Tiere, die sie sonst verabscheuten. Die Reben
erfroren zum großen Teil im Winter des Jahres 1057, und im Sommer darauf
fielen „wundersam große Hagelstücke vom Himmel und Blitzstrahlen sengten
Menschen hinweg". Darauf wütete der Tod fünf Jahre, wie auch in den Jahren
1092/94 allein in Basel 13 000 Einwohner beerdigt wurden. 1098 bis 1100
herrschten strenge Winter und die Pest wie 1125, und 1099 wird als „ewiger
Winter" bezeichnet; doch 1130 vertrocknete der Rhein vor Hitze. Als im Jahre

1146 am Mittwoch nach Pfingsten alle Reben, Bäume und Früchte erfroren, folgte

1147 eine große Hungersnot. 1154 gab es viel Wein und ein Wunder jähr
war 1186. „Im Januar blühten die Bäume und brüteten die Vögel, und im
Mai schnitt man das Korn, im August trank man süßen Wein". Aber das Jahr
darauf, an Pfingsten am 11. Mai lag tiefer Schnee. 1196 war sehr große Teuerung
und Hungersnot; Wurzeln und Fleisch von stinkenden Tieren wurden gegessen
. 1223/24 herrschte wieder die Pest, 1228 blühten im April die Reben,
um Johanni wurde schon geherbstet und 1232 war es so heiß, daß man im
Juli und August Eier im Sande kochen konnte. Aber 1258 faulte das Korn auf
dem Feld vor Kälte und Nässe, und aus den harten geernteten Trauben „floß
der Wein mit dem Eis" beim Trotten heraus. 1268 nahm der Rhein alle Brücken

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