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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-02/0038
meistens, bei schwerer Arbeit gab es Speck oder "Wurst, für die Frauen vor- und
nachmittags bei leichter Arbeit oft Eingekochtes (Marmelade). Zum „z'Oben neh"
gab es Wein, Brot, Butter und selbstgemachter „Bibelichees" oder „fuule Chees",
im Winter oft Nüsse und Brot. Fuule Chees wird von weißem Käse gemacht. Wenn
die Molke sich von der dick gewordenen Milch geschieden hat, wird diese in einem
Leinensäckchen zum Trocknen vor das Fenster gehängt. Darauf wird der trockene
Quark auf einer irdenen Platte ausgebreitet, mit Salz und Pfeffer bestreut, mit
einem weißen Papier und einem Deckel zugedeckt, mit einem Tuch fest umwickelt
und an warmer Stelle - die Alten stellten die Platte oft in den warmen Strohsack
im Bett — reifen lassen. Sobald die Edelreife eintritt, kann er gegessen werden. Genauso
beliebt ist auch der „Zieger". Der weiße Käse wird mit Salz, Kümmel und
Rahm verrührt, so daß er streichfähig ist. Nach Belieben wird auch Schnittlauch
oder Zwiebel hinein gegeben.

Zum Nachtessen wurde früher ein Mus und zuvor eine Suppe auf den Tisch
gegeben, bis die Kartoffeln „geschwellt" mit Salz zu der süßen oder im Sommer zu
der „dicken" Milch verzehrt wurde. Manchmal gab es Kartoffel-„brägel£C zum Salat
oder zur Milch. Aber jeden Abend gab es eine Suppe, vor allem „Schweizisuppe",
das ist gebrannte Mehlsuppe, oder abwechselnd diese oder Kartoff elrahmsuppe oder
Rahmsuppe. Zu diesen Suppen wurde Brot in feine „Dünkli" geschnitten und stets
mitgekocht. Geröstete Haferflocken- oder Grießsuppe gab es zum Mittag, wenn es
gerade keine Fleischsuppe gab. In diesen waren Suppennudeln und Reis im Alltag
beliebt. Am Samstag gab es gewöhnlich Bohnen- oder Linsensuppe mit Speck. Nach
alter Überlieferung gab es früher am Donnerstag Erbsen mit Speck, weil die Erbse
schon dem Gotte Donnar geweiht worden sein soll. Auch Waffeln wurden gerne
zur Suppe gegessen.

Nun wenden wir uns wieder dem Zeitgeschehen vom 16. Jahrhundert an und
seinem Einfluß auf die menschliche Ernährung zu. Der Bauernkrieg, eine allgemeine
Volkserhebung, lief wenigstens für unsere Gegend ziemlich glimpflich ab, bis am
16. Oktober 1527 in Neuenburg ein Vergleich zum Nachteil der Bauern zustande
kam. Aus jener Zeit sagt ein Vers: „Wer im 1523ten Jahr nicht stirbt, im 1524ten
Jahr nicht im Wasser verdirbt und 1525 nicht wird erschlagen, der mag wohl von
Wundern sagen!" 1538 erfroren im April Reben und Bäume und der Wein wurde
teuer; aber 1539 und 1540 waren sehr gute Jahre, doch der Wein war sehr billig.
Durch diese guten Jahre wurde die mehr als zehnjährige Teuerung aufgehoben.
Doch 1545 war wieder ein großes Sterben im Land, das meist der Hungersnot
folgte. Einen überaus reichen Herbst gab es auch 1553. Die Reformation 1556
brachte keine bedeutsame Umwandlung in den Lebensverhältnissen. 1563 war ein
böses Jahr und 1564 herrschte Hunger und Pestilenz. Im Winter 1565 froren in
Deutschland sämtliche Flüsse ein. Der Basler Gelehrte Sebastian Münster beschreibt
im Jahre 1567 das Elend der Bevölkerung: „Der dritte Stand ist der Mensch, die
auf dem Felde sitzen, in den Dörfern, Höfen und Weilern und werden Bawern
genannt, darumb daß sie das Feld bauwen und das zur Frucht bereiten. Die führen
gar ein schlecht und niederträchtig Leben. Ihre Häuser sind schlechte Hütten von
Kot und Holz gemacht, auf das Erdreich gesetzet und mit Strew gedeckt. Ihre Speis
ist schwarz rokken Brod, Haberbrei oder gekochte Erbsen mit Linsen. Wasser und
Molken ist fast ihr Trunk. Eine Zwilchgippe, zwen Bundschuh und ein Filzhut ist
ihre Kleidung. Früw und spat hangen sie der Arbeit an, sie haben fast keine Hand-
werksleut bei ihnen sitzen. Ihren Herren müssen sie oft durch das ganze Jahr hindurch
dienen." 1571 bis 1576 und 1587 bis 1591 waren wiederum Notjahre. Nur
im Jahre 1583 gab es soviel Wein wie 1502. 1593 bis 1599 und 1604 bis 1607 waren
verhältnismäßig gut. 1608 erfroren im kalten Winter Reben und Bäume wie auch
1616, als es deshalb wenig, aber guten Wein gab. 1617 war ein so gutes Jahr wie
seit „menschengedenken" keines war und auch 1623 gab es köstlichen Wein. Aber

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