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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-02/0046
auch mit der Burgfrau sagen: „Manchen treibt nicht die Notdurft, sunder der
Schleck!" _

Vorbei sind zum Glück die schlechten und bösen Zeiten, als die Kinder der
Armen am Hoftor der Bauern standen, bis ihnen ein Stücklein Brot, die Ortsarmen
, bis sie in ihr kleines Schüsselein etwas zu essen bekamen. Der alte Weber
und seine Frau aßen meistens Suppe und Mus oder geschwellte Kartoffeln. Diese
tauchten sie, in kleine Stücke geschnitten, aus Sparsamkeitsgründen in den „Dun-
kis", einer Salatsoße mit Zwiebeln, bevor sie diese zum Munde führten. Armen
alten und kranken Menschen wurden von mitleidigen Bauern oft Essen gebracht.
Wer weiß noch, wie schwer es einst die Alten des vorigen Jahrhunderts hatten ohne
Hof, die manchmal drei bis vier Stunden hin auf Arbeit um geringen Lohn liefen
und solange zurück. Im Rucksack hatten sie für den ganzen Tag ein paar „Gschwell-
te", gekochte Kartoffeln, und unterwegs rupften sie Sauerampfer und Habermark
in den Wiesen und aßen dies dazu. Die Knaben sammelten Kirschen und Trauben,
die oft wild wuchsen, und die Kinder sammelten Beeren, die verkauft wurden. Als
Zehnjährige oft schon wurden die Kinder gewöhnlich zu Bauern gegeben. Die Buben
wie die Mädchen mußten überall mithelfen, Kinder hüten und Botengänge
machen und bekamen das Essen, abgelegte Kleider und Schuhe, die ein Luxus für
sie waren. Die Schule fiel früher im Sommer aus. Die Geißen gaben Milch zu Milch-
mus und für das Schwein zur Mast, für das Eicheln gesammelt wurden, wie man
auch mit den Geißen auf Grasplätze in den Wald oder an Feldwege zur Weide

Die Zeit, als man den Pfennig umdrehen mußte, scheint weit zurückzuliegen,
wie auch die schlimmen Kriegsjahre unserer Zeit, in welchen so manche in den
Großstädten jahrelang hungern mußten, obschon wir uns rühmen, in der „modernen
Zeit" zu leben. Möchten unseren Kindern und Kindeskindern solche Notzeiten erspart
bleiben, und möchten die Menschen die Dankbarkeit nicht vergessen und die
Achtung vor einem Stück Brot, das die reiche Erde zu schenken - und zu versagen -
vermag. „Danket dem Herrn, denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich
", war einst das tägliche Tischgebet. Früher dankte der Hausvater vor und nach
dem Essen; und jeder Bauer wußte, warum er vor dem ersten Sensenschnitt in der
Ernte den Hut abnahm und mit seinen Leuten ein Vaterunser betete. Möchten wir
es in diesen „guten" Jahren doch nicht vergessen, dankbar zu sein für das tägliche
Brot, für Speise und Trank.

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