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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1962-01/0033
Energie besser eingearbeitet hatte, gar manchmal die Stellung wechseln. Dabei lernte
er die Schweiz in den verschiedensten Teilen kennen. Vom Aargau aus kam er nach
Bern, dann ins schöne Emmental und nach weiterem Hin und Her nach Genf, wo
er als Chaiseschmied arbeitete, bis er zum „Spielen" in die Heimat zurück mußte.

Die Schweiz mit ihren Bergriesen hatte auf Vollmer einen mächtigen Eindruck
gemacht und den Wunsch in ihm erweckt, möglichst viel von der Welt kennen zu
lernen. Durch größte Sparsamkeit während seines Aufenthaltes in Genf hatte er
ein hübsches Sümmchen beisammen und als ihm nun das Glück wohlwollend beim
„Spielen" eine hohe Nummer in die Hand drückte, er also nicht Soldat zu werden
brauchte, ergriff er nach kurzem Aufenthalt in der Heimat den Wanderstab wieder.
Uber Basel nach Genf und von dort nach Frankreich nahm er Kurs auf Paris.
In der französischen Hauptstadt findet er Arbeit. Anfänglich fällt es ihm recht
schwer, sich zu halten, da er die französische Sprache nicht beherrscht. Aber er
überwindet die Schwierigkeiten und es gelingt ihm sogar, noch eine Nebenbeschäftigung
zu finden. Er wird in einem Theater Statist und verdient sich zu
seinem nicht allzuhohen Lohn als Schmiedgeselle noch täglich einen Franken. Seine
freie Zeit benützt er dazu, sich die Sehenswürdigkeiten von Paris anzusehen. Aber
nur solche werden besichtigt, die nichts kosten, denn er will nicht immer in Paris
bleiben, er möchte weiter gehen, und dazu möchte er Geld sparen. Paris mit seiner
großen Zahl von Palästen, Kirchen und sonstigen öffentlichen Gebäuden und
Anlagen bietet ja Gelegenheit genug. Die beste Erinnerung hat er noch vom Invalidendom
. Die erbeuteten Kanonen und Fahnen, der Sarkophag Napoleons, die
Kronen der Könige, Rüstungen und Waffen sind es, bei deren Anblick er sich
„amüsiert und erbaut".

Drei Jahre verweilt er in Paris; er hat es nun zur Genüge kennen gelernt.
Weiter zieht es ihn in die Ferne. Diesmal geht es über den Kanal hinüber nach
London. Nur kurz ist der Aufenthalt hier, obgleich er Arbeit findet. London sieht
er sich aber doch gut an. Die Westminsterabtei, den Tower, der in der Geschichte
Englands eine wechselvolle Rolle gespielt als Festung, Residenz, Gefängnis, Schatzkammer
und Zeughaus, die Häfen und Docks, die Themse mit ihren Brücken. Aus
einer Zeitungsnachricht erfährt er, daß zwei deutsche Schiffe, eines von Hamburg
und eines aus Le Havre, mit Bestimmung nach Amerika im Hafen von Southamp-
ton anlegen werden. Sie bringen deutsche Auswanderer nach Amerika. Rasch ist
der Entschluß gefaßt: Jetzt geht es nach Amerika! Zwei Tage lag die „Germania",
das Dampfschiff, mit dem Vollmer im Jahre 1864 die damals noch riskante Fahrt
nach Amerika antrat, im Hafen von Southampton. Die Passagiere waren alles
Deutsche. Lustig sei es während dieser Zeit zugegangen; viel wurde getanzt. Das
Schiff war vollgestopft. Mit einer bequemen Überfahrt wie das heute möglich ist,
konnte man zu jener Zeit noch nicht rechnen. Das Schiff hatte schwere Stürme zu
bestehen, kam aber doch glücklich hinüber. Im Hafen angekommen, wurden die
neuen Ankömmlinge stürmisch begrüßt. Die Deutschen waren dort begehrt. Vollmer
kam in die Nähe von Neuyork in ein Gasthaus. Seine Haupttätigkeit bestand im
Herbeischaffen des Weines. Nach kurzer Zeit fand er Stellung als Chaiseschmied
in Neuyork. Die Handwerksleute waren besonders begehrt und es wurde Geld
verdient. Wieder hatte er mit Schwierigkeiten zu kämpfen, weil er die englische
Sprache nicht beherrschte. Aber verhältnismäßig leicht lernt der 25 jährige das
Englische. Seine Tätigkeit als Statist in Paris kommt ihm zugue; er tritt jetzt in
Neuyork abends als Verwandlungskünstler auf. So geht es einige Jahre, dann führt
ihn das Schicksal mit einem französischen Baumwollhändler zusammen. Vollmer,
der nunmehr drei Sprachen beherrscht, soll dem Franzosen als Dolmetscher dienen.
Zu Pferd geht es nach Mexiko.

Jetzt beginnt ein richtiges Abenteurerleben. Erlebnisse, wie sie Karl May erzählt,
sind für ihn tägliche Begebenheiten. Im Januar 1867, als Maximilian von Mexiko

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