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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1962-02/0045
eine Tanne, deren Stamm geschält und unter deren Wipfel ein dicker runder
Kranz von Tannenreis hängt, der mit bunten Bändern geschmückt ist. Ein verrufenes
Mädchen bekommt keinen Maibaum, sondern einen „Hexenbesen", der
an die Walpurgisnacht erinnert. Dazu wird ein Stumpbesen mit alten Kleidern
ausstaffiert und dieser vor die Türe des Mädchens gestellt, damit ihn alle sehen
können. Einem sitzengebliebenen Mädchen wurden früher auch „Hälme", „Gerstenagle
" oder „Spreu" gestreut.

An Christi Himmelfahrt und Pfingsten werden in vielen Orten
noch die laufenden Dorfbrunnen mit Blumen und Kränzen reich geziert. Besonders
schön sind die Pfingstbrunnen in den Weindörfern Britzingen, Laufen, Dattingen
und St. Ilgen. Den Brunnenstöcken werden „Kronen" von grünem Buchs
aufgesetzt, die Stöcke mit Stechpalmen- oder Tannenreiskränzen umwunden, und
die Brunnschalen zuvor gereinigt und neu gestrichen. Alles wird mit Blumen besteckt
, und auf dem Wasser schwimmen große Dahlien wie Seerosen, die durch
eine Schnur mit einem auf dem Grunde liegenden Stein verbunden sind und auf
dem Wasser feststehen. Das Schmücken der einzelnen Brunnen vor Tagesgrauen
ist Aufgabe der größeren Schulkinder, die um „ihren" Brunnen wohnen und jeder
Kreis will den schönsten Brunnen haben. Früher machten die Kinder nach dem
Schmücken und vor dem Gottesdienst eine „Maijetour" auf den Neuenfels. An
Himmelfahrt tritt noch an einigen Orten die „Uuffertbrut" in ihr Recht, und
Wanderungen der Menschen in die jungfräuliche Natur sind den Umgängen früherer
Zeiten gewichen. Gerade an Himmelfahrt sind einst die Menschen auf
die Höhen gewandert, um zu sehen, wie in der Frühe dieses Tages die Sonne
einen „Gump" aufwärts macht. Noch vor wenigen Jahrzehnten sind die Bewohner
der Dörfer um Schloß Bürgeln jedes Jahr in Scharen hinaufgewandert zur ehemaligen
Probstei. Dies soll auf die Einweihung der dortigen Klosterkirche im
Jahre 1136 an Himmelfahrt zurückzuführen gewesen sein. Anfang dieses Jahrhunderts
gab es droben noch Stände mit allerlei Nützlichem und Tand und die auf
Schnüren gereihten Kanderer Brezeli, die man um den Hals gehängt, heimtrug. Das
gleiche vollzog sich auch auf dem Schloß Rötteln, aber ohne Verkaufsstände. Manche
Gebräuche mögen auf Hirtenbräuche zurückgehen. Das wird auch vom„Pfingst-
chäs" in Weisweil vermutet, dessen Name nicht auf „Ghäs" (Kleidung) sondern auf
den fuule (stinkfuule) Chäs (Käse) zurückgeführt werden konnte. Ein Hirte, der
am Pfingstmorgen zuletzt zum Auftrieb oder zur Zusammenkunft der Hirten kam,
wurde in Weis weil „Pflngstchäs" genannt, bei uns „Pflngstpflüdderi" oder „Pfingst-
chlüdderi". Der Pflüdderi wurde einst in den Brunnen getaucht, er pflüdderte im
Wasser herum, und bespritzte die andern, die sich vom Pfirigstwasser bespritzt
zu werden gerne gefallen ließen. Der Chlüdderi ist der, welcher herumtrödelt,
nichts leistet und nicht nachkommt und beide Bezeichnungen werden bei uns heute
noch für den am Pfingstmorgen zuletzt aus den Federn Kommenden gebraucht.

Am Dreifaltigkeitstag werden drei Holderblüten gebrochen, die das
Haus vor Blitz bewahren sollen und in der Stube aufgehängt.

Der Fronleichnamstag, am zweiten Donnerstag nach Pfingsten, ist
ein Hochfest der katholischen Kirche. Feierliche Umzüge, blumenreiche Altäre,
prächtige Blumenteppiche und Böllerschüsse prägen dieses Fest, bei welchem der
Segen für das Land erfleht wird. Geht ein Gewitter mit Donnerrollen über die
Fluren, sagt man, Gott habe die Bittenden erhört.

Zum Barnabastag am 11. Juni heißt es: Regnets an St. Barnabas, nehme
d'Trüübel ab bis ins Faß! Aber ein Bauer meinte zu dieser Wetterregel: Regne
nume Barnabässli, i ha no gnueg Wii im Fäßli! Als Wetterlostage sind auch der
„Mähderlestag" (Medardus) am 8. Juni und „Siebenschläfer" am 27. Juni
heute noch genannt. Wenn es an diesen Tagen regnet, soll es sieben Wochen regnen,
ein schlechtes Vorzeichen für Wein und Ernte. Aber man hat errechnet, daß der

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