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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1962-02/0048
Bei der Geburt eines kleinen Erdenbürgers wird dieser ebenfalls heute noch
mit Glückwünschen und Geschenken bedacht. Auf dem Lande geht der kleine Zug
der Paten und Patinnen, je zwei bis vier, mit dem Täufling wenige Wochen
nach der Geburt zur Kirche, um ihn während oder nach dem Gottesdienst taufen
zu lassen. Die Hebamme legt den Täufling abwechselnd während der Feier auf
die Arme der Paten und die jüngste darf ihn zur Kirche tragen. Bevor das Kind
getauft war, durfte früher weder Kind noch Mutter aus dem Hause. Die Paten
begleiten ihr Patenkind auch zur Kirche an Konfirmation und Kommunion.

Zur Hochzeit, zu der die Eltern, Geschwister, Paten, oft Verwandte und
Freunde vom Brautpaar persönlich eingeladen werden, fungiert der Ehrgeselle
als Ordner des Hochzeitszuges mit der „Gspielin", der Brautjungfer. Beide sind
neben Braut und Bräutigam während der kirchlichen Feier. Schon vorher und
nachher kommen Glückwünsche und Geschenke an das junge Paar. Gewöhnlich
sieht die Brautjungfer mit darauf, daß alle Gäste an der Festtafel bedient sind,
während der „Ehrgesell" für das Trinken zu sorgen hat. Es kann ihm einmal
passieren, daß alle Gäste auf Verabredung ihre Gläser austrinken, sobald er in
den Keller gehen muß, und sie die leeren Weinflaschen mit Servietten zum Fenster
hinaus hängen. Kommt er mit dem großen Krug, wird er mit Hallo empfangen.
Wenn die Hochzeitsgesellschaft zum Tanz in eine Wirtschaft zieht, geht hinter
der Musik, ein Musikant mit der Handharmonika, Ehrgeselle und Gespielin und
erst ganz am Ende des Zuges das Brautpaar. Um Mitternacht darf die Braut
Kranz und Schleier, früher ihre Tracht, Kappe und Kranz, ablegen. Daß man die
Grabstätte naher verstorbener Familienmitglieder, etwa von Elternteilen, auf
dem Friedhof am zweiten Hochzeitstage besucht und Blumen hinträgt, ist eine
alte Sitte.

Wie man einst Sterbenden getrocknete Kräuter, wird ihnen heute noch manchmal
das Gesangbuch unter das Kopfkissen gelegt und das Fenster geöffnet, damit
die Seele ungehindert hinausziehen kann. Noch zu Anfang dieses Jahrhunderts
sagte man dem Vieh, den Bienen und der Verwandtschaft den Tod eines Familienmitgliedes
an. Dem Gang auf den Friedhof folgte ein einfaches Mahl, heute auch
manchmal bei großer Verwandtschaft in einer Gaststätte.

Daß man einem Besucher ein Glas Wein oder eine Tasse Kaffee und auch
etwas zu essen anbietet, ist heute wie eh und je im Markgräflerland üblich; und
man hält auf den Dörfern auf gutes Einvernehmen mit der Verwandtschaft, besonders
aber mit der Nachbarschaft.

Nun sei von den bereits erwähnten Gebräuchen an gewissen Festtagen noch
gesagt.

Leider ist das Neujahrsansingen der Kinder oder Jungen selten mehr
üblich. Nur von W y h 1 am Kaiserstuhl in der Nachbarschaft weiß man, daß die
jungen Leute in kleinen Gruppen zu Verwandten und Bekannten vor die Häuser
ziehen und das Neue Jahr „ansingen". Anschließend werden sie bewirtet und
gehen zum nächsten Haus. Das alte Lied heißt: Nun ist das alte Jahr vorbei, /
man zählt schon wieder auf das neu, / und so vergeht die Zeit. / Einst kommt
die Ewigkeit. / Viel Kummer, viele Sorgen / bringt jeder neue Morgen, / und so
bringt uns das neue Jahr / das, was im alten war. / Wir wünschen euch aus Herzensgrund
/ es bleibe Mensch und Tier gesund. / Gott segne euer Hab und euer
Gut, / alle Arbeit, die ihr tut. / Dies wollen wir nun hoffen, / vielleicht wird es
getroffen. / Gott weiß es nur allein, / was euch kann nützlich sein. / Das Neue
mag wohl besser sein, / auf Regen folgt auch Sonnenschein, / ist dieses kleine
Sprichwort wahr, / so folgt ein gutes neues Jahr.

Vom Wiesental hinter Zell aufwärts an der Straße zwischen Marnbach und
und Todtmoos liegt auf einer Bergnase das Dorf Häg mit seinen Zinken und
Höfen, das einst bis zum Künabach zum „Hinterhag" gehörte wie Zell und seine

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