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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1962-02/0049
Umgebung zum „Vorderhag" und 400 Jahre unter Österreich war. Vermutlich
haben die beiden „Häge" dem Dorf den Namen gegeben. Etwas darüber noch
liegt das Dorf Ehrsberg und dort singen die schulentlassenen Knaben ebenfalls
Schlag zwölf Uhr von Haus zu Haus: Das alte Jahr isch umme / das neue isch
gekumme. / Das edele Kind vom Himmel herab, / Gott hat es gesegnet fürwahr,
fürwahr. / Wir wünschen euch allen ein glückselig Neujahr!

Wer will dem Kindlein Vater sein? / Josefus, Josefus der heiligste Mann. / Wer
will dem Kindlein Mutter sein? / Maria, Maria die heilig Jungfrau. / Wer will
dem Kindlein Götti sein? / Johannes, Johannes der heilig Mann. / Wer will dem
Kindlein Gotti sein? / Kathrina, Kathrina, die heilig Jungfrau. / Wir wünschen
der Familie........ein glückseliges Neujahr!

Die Knaben bekommen fünfzig Pfennig oder eine Mark geschenkt und machen
dafür bei einem der Knaben den Sylvesterschmaus, Wurstsalat, Glühwein, früher
selbstgemachter Schwartenmagen oder Speck. Hier finden wir auch noch wie in
Häg, das Dreikönigsingen mit den Buben des vierten Schuljahrs. Melchior,
Balthasar und Kaspar tragen weiße Hemden mit Goldborten und Kronen, und
dem Mittleren wird das Gesicht mit Speckschwarte und Ruß geschwärzt, denn
Fett und Ruß ist das älteste Maskenmittel. An ihren Stecken tragen sie schwarze
Klingelbeutelchen, und sie singen zwei alte Lieder, je eines vor jedem Haus. Das
erste Lied heißt: Ihr Hirten auf, erwacht, erwacht! / Erleuchtet ist die Nacht. /
O eilet doch geschwind / zum neugeborenen Kind! / Das zweite: Ein Stern ging
auf im Osten, / Drei Könige sahen ihn, / sie sahen so hell noch keinen / und
mußten freudig weinen! — Der Schluß beider Lieder: Wenn ihr was gebt, so gebt
es bald / wir müssen noch durch einen finstern Tannenwald, / Der Schnee, der
Schnee, / der tut den heiligen drei Königen weh!

Ganz eigenartig ist im Markgräflerland die Gestalt des H i s g i r am „Latäri-
sunntig" in Vögisheim und Seefelden, am Ostermontag in B r i t z i n -
gen,Laufen,Dattingen und St. J 1 g e n, alle bei Müllheim. In V ö g i s-
heim wird er in geflochtene Strohzöpfe ganz kunstvoll rundherum eingenäht und
hat am Schwanzende, der am Rücken hochgebunden ist, eine Schelle. Er trägt einen
Schellengurt, eine Larve, einen hohen Hut mit grünem Busch und einen langen
Säbel, womit er die Mädchen in die Flucht schlägt. Auch im Prätigau trug man
Zylinder und Säbel, und die Perchten der Alpenländer hatten auf dem Rücken und
am Gürtel Viehglocken festgebunden, weil diese Gestalten die Dämonen erschrecken
und selbst als solche gelten wollten. Überall muß der Name des Trägers deshalb
geheim bleiben, und wer ihn nennt, wird ausgestoßen oder verprügelt. Von den
Siebtkläßlerbuben wird in Vögisheim der Brauch ausgeübt und sie heißen „Kom-
mandobuebe", weil sie sagen dürfen, welcher von den Sechstkläßler Hisgir sein
darf. Daß dieser mit Stroh verkleidet ist, zeigt, daß er den Winter darstellt, der
seinen Feind, den Frühling, erschrecken und vertreiben will. Hinter dem Hisgir
gehen im Umzug von Haus zu Haus die größeren Buben mit „Chriesichrätte", die
mit Heu ausgepolstert sind, und mit kleinen Säckchen. Dann folgen die kleinen und
kleinsten Buben in jedem Hisgirumzug und bei jedem wird geheischt. In singendem
Tonfall sagen alle ihren Spruch: Hüt isch Mitti, Mitti Faschte, / mer müen im
Hisgir Chüechli bache! / Dr Hisgir isch e völlige Naar, / er möcht gern Eier in
Anke ha! / Me hört der Löffel gaare, / me sollem Anke schaarc! / Me hört
das Messer giire, / me sollem Speck abschniide! / Me hört das Fäßli rumple: /
Der Hisgir soll uffgumpe! Er springt dreimal hoch, daß die Schellen klingen, und
sie drohen: Un wenneris keini Eier wenn ge, / so mueß euch dr Hisgir d Hüehner
neh! / Holzschlegel übers Huus, / dr Hisgir hockt im Hüehnerhuus! Nirgends
gehen sie leer aus und die Körbchen und Säckchen füllen sich mit Eiern, Butter,
Zucker und mit Mehl. Einst verteilten nach solchen Heischegängen die Kinder
besonders nach Notzeiten die empfangenen Gaben unter sich. Heute bemühen sich

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