Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1963-01/0019
voll Genugtuung, daß nunmehr aber der ganz unzureichende Steg über die Wiese
zu einer festen Brücke umgebaut würde, nachdem der Markgraf als Landesherr
seine Bewilligung erteilt und Unterstützung zugesagt habe. Die Gemeinden Tüllingen
und Lörrach zahlten zum Unterhalt der aus Landesgeldern errichteten Brücke
jährlich zu gleichen Teilen 20 Dukaten. Gar häufig war der Steg bei Hochwasser
weggerissen worden, so daß die Tüllinger längere Zeit nicht auf ihre Wiesen fahren
konnten, die sie im Lörracher Bann besaßen.

Der Landvogt stellte den Tüllinger Bauern — das Dorf hatte damals 232 Einwohner
— das beste Zeugnis aus, wenn er von ihnen sagt: „Sie seind sehr laborios
(arbeitsam) und zahlen ihre Schuldigkeiten vor andern aus." Die Tüllinger waren
Leibeigene „und schuldig, ohngemessen zu fronen, müssen hagen und jagen", d. h.
sie mußten bei Jagden des Landesherrn das Wild treiben. Es gab aber im Tüllinger
Bann kein anderes Wild als Hasen, Feldhühner und Füchse. In zwanzig Jahren
seien nur zwei Stück Rotwild hier erlegt worden, während rings um das Dorf
herum in Feldern und Reben viele Hasen aufgespürt und von den Herren Kavalieren
nur mit Pistolen geschossen würden.

Aus dem Tüllinger Bann bezogen im 18. Jahrhundert noch Zinsen und Gülten
von Feldern und Reben die Abtei St. Blasien, das Stift Säckingen, das Basler Domstift
in Arlesheim, das Direktorium der SchafTneien in Basel für die ehemalige
Kartause und das Stift St. Peter in Basel, Pfarrer und Kirche von Riehen und die
Gemeinde Stetten. — Wollte sich ein Fremder in der Gemeinde niederlassen und
dort Bürger werden, so mußte er 5 Dukaten zahlen und einen Feuereimer stiften.
Andererseits, so bemerkte Leutrum, heirateten die jungen Leute meistens unter sich
und zögen nicht gerne in benachbarte Orte. — An der Spitze der Gemeinde standen
der Vogt (Bürgermeister) und sein Stabhalter. Der Vogt von Weil leitete das
niedere Gericht in Weil, zu dem auch drei Tüllinger als Richter abgesandt wurden.
— Ein eigenes Schulhaus besaß das Dorf noch nicht, doch meinte der Landvogt,
„es solle wohl die Gemeinde bei sich ereignenden guten Jahrgängen eines zu erbauen
besorgt sein".— Die schmucke Kirche scheint damals schon zu klein geworden
zu sein und sollte erweitert werden; die Erhaltung des Langhauses oblag der markgräflichen
Verwaltung, des Chores der Abtei St. Blasien, des Turmes der Gemeinde
selbst.

Die Tüllinger Bauern, die sich zum Ortswappen eine Traube mit einem lateinischen
T erwählt hatten, verstanden sich seit jeher besonders gut auf Wein- und
Obstbau. „Hier wachset ein gutes Glas Wein, roter und weißer", schreibt Leutrum.
„Gibt auch viel Wein, der gut auf das Lager sich schicket und von denen Baslern
gern eingekauft wird. Es stehen dahero die Tilliger Untertanen ziemlich wohl."
Der Landvogt erwähnt aber auch rühmend das treffliche Obst, die Kirschen und
Pfirsiche, die im Bergdorf geerntet würden und deren Arten aus den Basler Gütern
und Gärten stammten, in welche die Bauern häufig zur Arbeit gingen. — Seltsam
sind die Übernamen, welche die Markgräfler Dörfer einander schon um 1700 gaben,
womit sie irgendwelche Schwächen oder Eigenarten ihrer Nachbarn verspotteten.
So nannte man z. B. die ötlinger „Bohnenbäuche", die Wollbacher „Schnitzblaser",
die Brombacher „Kröpfe", „weilen dergleichen Halsührle frequent an ihnen remar-
quiret werden, welches dem Wasser zugeschrieben wird". Andere Dörfer bekamen
ihre Übernamen von auf ihrer Gemarkung häufig vorkommenden Tieren. So heißt
es in Leutrums Schrift von Märkt: „Dieser Ort hat sich zu einem Wappen erwählet
einen Fischanker, weilen ihre Profession einig und allein von der Fischerei depen-
dieret. Denen Märktern ruft man nach Reigel oder queck nach dieser Vögel Geschrei,
so dahero kommt, weilen vor Zeiten, da die Reiger hier zu Land waren, solche
ihren Stand in dem Märkter Hölzle gehabt, und da sie vor diesem 14 Nester auf
einmal ausgenommen, darum gefragt werden und dahero den Namen behalten
müssen." Die Tumringer nannte man „Gückel" und die Binzener „Kronen", welch'

17


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1963-01/0019