Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1963-01/0030
6. Die Verluste durch die Kriege.

Schon infolge der örtlichen Lage waren die rotbergischen Lehensbesitzungen allen
Gefahren am Oberrhein ganz empfindlich ausgesetzt. Nach dem Dreißigjährigen
Krieg zählten Bamlach und Rheinweiler zusammen nur 50 Bürger und die Hälfte
an Hintersassen. Die Jahressteuer für beide Gemeinden betrug ganze 65 Gulden.
Seit dem französischen Krieg im Jahre 1673 war die Lage ganz besonders gefährlich,
da nach der Meinung des Chronisten Bader die Herrschaft Bamlach-Rheinweiler
„gleichsam von den Stücken der Festung Hüningen beherrscht wurde". Da wurde
der Waldbestand völlig ausgehauen. Das Schloss wurde im Jahre 1676 durch die
Franzosen zerstört. In den folgenden Feldzügen wurden die Waldungen, die wieder
nachgewachsen waren, aufs neue ausgehauen und die Einkünfte der Ortsherrschaft
um die Hälfte geschmälert. Durch Winterquartiere, Durchmärsche,
Schanzarbeiten, Fronen, Plünderungen und Brandschatzungen wurden die Bewohner
zu Bettlern gemacht. In den Jahren 1703 —1705 holzte die französische Besatzung
von Breisach und Hüningen die Bamlacher Au völlig ab. Das Brennholz
mußte daher in der benachbarten Markgrafschaft gekauft werden, das Klafter zu
30 Kreuzer. Dieser Preis aber stieg mit der Zunahme der Bergwerke im Land.

Alle diese Bedrängnisse und Verluste, welche die rotbergischen Lehensbesitzungen
erdulden mußten, erfolgten zum größten Teil wegen ihres Untertanenver-
hältnisses zum Hause Österreich. Das traf die Grundherrschaft um so schmerzlicher
, weil man sie im Laufe der Jahre durch Lockungen und Drohungen aus einem
reichsunmittelbaren Adel zu einem österreichischen Landsassen-Adel umgewandelt
hatte.

7. Die späteren Gesetze.

Was die vorderösterreichische Regierung an niederreißendem Handeln am Werk
der Freiherren von Rotberg begonnen hatte, brachten spätere Bestimmungen und
Gesetze zum tragischen Ende. Im Frieden von Preßburg im Jahre 1805 fiel
das ehemalige Reichslehen Bamlach-Rheinweiler mit dem ganzen vorderösterreichischen
Gebiet an das Großherzogtum Baden. Dadurch erfolgte die Belehnung
durch den Großherzog. Im Jahre 1866 erfolgte im Auftrag des Großherzogs die
Aufhebung der Lehen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden durch die Verfassung
sämtliche Haus-, Familien- und Stammgüter in Bausch und Bogen aufgehoben. Und
das Jahr 1923 brachte das Stammauflösungsgesetz, welches die Familienstiftungen
aufhob und verlangte, das ganze Vermögen unter die Agnaten zu verteilen. D a -
m i t konnten die Güter nicht mehr zusammengehalten werden. Die Witwe des
letzten Grundherren, die verwitwete Margarete Freifrau von Rotberg, geb.
Freiin von und zu Gilsa, eine Tante des Wolf Kurt Freiherrn von Rotberg, der
heute noch in Rheinweiler wohnhaft ist, sah sich außerstande, das Gut noch länger
zu halten, sie mußte es verkaufen.

Man kann beim besten Willen der Familie von Rotberg nicht den Vorwurf
machen, als wären ihre Güter durch leichtsinnige Bewirtschaftung verlorengegangen.
In einem anderen Zusammenhang habe ich den Namen Leopold Melchior
Freiherr von Rotberg schon einmal berührt. Er lebte 1677—1736 und war hessen-
kasselscher Geheimer Rat und Minister. Dieser hervorragende Angehörige des Rotbergischen
Geschlechts ist ein Musterbeispiel des tätigen und sparsamen Haushalters.
Wenn er auch nicht in Rheinweiler wohnte, so war er doch eifrig danach bestrebt,
alles verlorengegangene Gut der Familie wieder zurückzugewinnen. Die Schuld am
Niedergang lag ganz woanders. Die geheimen oder an den Tag getretenen Kräfte,
die sich mit dieser Schuld beluden, hatten den Freiherren von Rotberg für ihre Verdienste
einen schlechten Dank gezollt. Der Wahlspruch derer von Rotberg: „Ubi

28


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1963-01/0030