Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1963-01/0038
noch zweimal ist es der Staatsmann Fulrad, der 754 gemeinsam mit Pippin und
dessen Bruder Hieronymus in der Residenz des Langobardenkönigs Desiderius
Verhandlungen einleitet und sie zwei Jahre später zusammen mit dem Grafen
Rodbert dort erfolgreich zum Abschluß führt.

Nun beginnt die Zeit der erfolgreichen Erwerbspolitik Fulrads. Zunächst erweitert
er seine eigene Besitzbasis an der Mosel, Saar und Blies. Die Wege nach dem
elsässischen und alemannischen Gebiet ebnen ihm die Grafen Wido und Ruthard
sowie zwei andere Schenkgeber, indem sie ihm beachtlichen Grundbesitz jenseits
und diesseits der Vogesenkämme, ferner auf rechtsrheinischem Boden in Waltersweier
(Krs. Offenburg) überlassen. Im Zuge dieser Ausweitung erwirbt er 767 durch
Kauf die umfangreichen Liegenschaften in den acht im Marlenheimer Kaufbrief
aufgezählten Gemeinden am Rheinknie gegenüber von Basel.

Wenige Ivlonate darauf schließt König Pippin seine Augen für immer. Der
Regierungsantritt Karls d. Gr. ist für St.-Denis der Anfang einer der erfolgreichsten
Epochen missionarischer Entfaltung. In einer seiner ersten, am 13. Januar
769 in Aachen ausgefertigten Urkunde übereignet der junge Herrscher seinem
Abt und Hofkaplan die Abtei St.-Die im oberen Meurthegebiet am Westhang
der Vogesen, ein Beweis, daß auch Karl ihm sein Vertrauen entgegenbringt und
noch mehr als sein Vater ihn für seine politischen Pläne einzusetzen gewillt
ist. — St.-Die wird für das Zentralkloster zu einer Ausgangsposition für weitere
Niederlassungen, zunächst für eine eigene Stiftung Fulrads in Salonnes im Seiliegau
, der Heimat seines Geschlechts. Fulrad stattet sie aus mit eigenen Mitteln, Karl
beschenkt sie mit Grund und Boden, nimmt sie aus der Obhut des Bischofs von
Metz und unterstellt sie der Immunität von St.-Denis. An der alten Straße von
St.-Die nach Straßburg folgen zwei weitere Zellengründungen, die eine in Leberau
im oberen Lebertal, die andere in dem nach dem Gründer genannten Fulradovilre,
dem heutigen St.-Hippolyte zwischen Gemar und Schlettstatt. Nach einer Urkunde
Karls vom 14. September 774 fällt auch das weiträumige Waldgebiet zwischen
beiden Orten, bis dahin Reichsgut, an St.-Denis. (Auf seinem höchsten Gipfel erhebt
sich heute die bekannte Hohkönigsburg.) Somit hat die Dionysabtei diesseits der
Vogesenkämme sicheren Fuß gefaßt.

Inzwischen gelingt es den Franken, den Langobardenkönig zu stürzen und
ihren eigenen Machtbereich bis gegen Neapel vorzuschieben (773). Im Osten des
neuerworbenen Raumes, in der Gegend des Corner Sees, bekommt St.-Denis beträchtliches
Königsgut zugewiesen. Fulrad baut es aus zur wirtschaftlichen und
kirchlichen Vorpostenstellung einer karolingischen Bastion im Osten des Großreiches
.

Der missionarischen Arbeit in Bayern steht immer noch die Herzogsmacht
Tassilos18) im Wege. Dessen politische Stellung jedoch ist durch die Machtverschiebung
in Italien stark gefährdet, zumal geheime Verbindungen dortiger Adels- und
Klerikerkreise schon seit längerer Zeit auch mit St.-Denis vorhanden sind — Gegebenheiten
, welche nicht zuletzt in den Konzeptionen Karls ihren Ursprung haben.
In Herbrechtingen a. d. Brenz, einem Tor von Schwaben nach Bayern, erhält Fulrad
weiteres Königsgut, ebenso in Eßlingen a. N. sowie in Hoppetenzell, Krs. Stockach.
An jedem der drei Orte errichtet er klösterliche Zellen. Damit ist aber sein Auftrag
noch nicht erschöpft. Er knüpft Fäden bereits bestehender bayrischer Klöster zu
seiner Abtei. So zeigt ein Eintrag im Verbrüderungsbuch der Kirche St. Peter in
Salzburg aus dem Jahre 784 seinen Namenszug — Fulrado Sacardos —19) neben
dem des Bischofs Hariulf von Langres, des Gründers der Zelle Ellwangen. Wenige
Monate darauf reißt ihn der Tod aus seinem arbeitsreichen Leben. Die vier Jahre
darauf erfolgte Eingliederung des alten Herzogtums Bayern hat er somit nicht mehr
erlebt.

36


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1963-01/0038