http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1963-01/0042
Im Zuge der obigen Berichtigungen drängen auch drei irreführende Ortsbestimmungen
von früh genannten Wüstungsnamen, die in der Gemarkung Haltingen
oder deren Nähe unbestimmt von Autoren genannt und lokalisiert wurden,
den rechten Standort für sie zu ermitteln. In einem der ältesten schriftlichen Zeugnisse
unseres Landes, in einer Original-Urkunde aus dem Jahre 751, die im St.-Galler
Stiftsarchiv aufbewahrt wird, sind neben der Kirche zu „raudinlein" (Rötteln)
diese drei Orte erwähnt: „vahinchova, laidolvinchova, bodinchova", welche sowohl
das Urkundenbuch der Abtei St. Gallen wie das Urkundenbuch von Basel, Förstemann
und Roller18) als ausgegangene Orte in die Nähe von Haltingen verweisen.
In den letzten Jahren haben sich einige Forscher mit Erfolg bemüht, diese drei Orte
näher zu lokalisieren. Ihre Ergebnisse sollen hier zusammengefaßt werden und als
weitere Forschungsgrundlage dienen.
1. Vahcinchova (751) — Wahinkoffen (1113) = Hof der Angehörigen des
Wago, Waho, ist von St. Gallen später nach St. Blasien gekommen10) — als
Schenkung des Walcho von Waldeck. Seit dem 12. Jahrhundert kann sein
Standort in der Nähe von Riehen festgestellt werden, als Dorf und Bann mit
einem Fronhof zu Wenken im heutigen „Wenkenhof" bei Riehen20). Neugart
hatte ihn 1791 in Bezingen im Breisgau gesucht21).
2. Laidolvinchova (751) — Laidighofen (1113) — Laidikon (1406), welches
Neugart 1791 nach Laufen verlegte22), und Mone23) will das Laidinkon
nach einer Säckinger Zinsrolle an einem Ort bei Schliengen gefunden haben.
Dagegen aufschlußreich zählt ein st.-blasischer Berain von 140624) den Leidi-
kon-Acker unter „Riehen" und einen Garten unter dem Raine „ze leidikon"
unter Wil auf, auch Matten und Reben, ja sogar einen Gerin zu leidikon, und
1316 im Bann Weil einen Johann von Leidickon (Maria Magdalena Nr. 175;
St. A. Bas.) abwechselnd zwischen Weil und Riehen.
K. Tschamber hat wohl aus dieser Quelle seinen Schluß gezogen, wenn er in
seiner Weiler Chronik, 1928, dieses Laidighofen-Leidikon als ödung an den
Mühlenteich zu Weil, am Grenzübergang nach Riehen feststellte.
3. Bodinchoven: Emil Iselin will diesen Ort als Wüstung in der Nähe von
Leidikon in Büttiken — im Büttikerboden entdeckt haben25).
Dagegen äußert sich Dr. E. Richter26): „Der Ortsname Bettingen in unmittelbarer
Nähe von Riehen-Wenkenhof könne ohne Schwierigkeiten sprachlich von
Bodinchoven abgeleitet werden: ad. Bottinghoven — Hofen der Angehörigen
des Boto oder Buoto wurde durch Kontraktion (= Schrumpfung, Zusammenziehung
) und Umlaut zu Böttikon; infolge der Entrundung von ö zu e im
15./16. Jh. entwickelte sich Böttikon zu Bettikon - Bettige - Bettingen."
Während diese drei ältesten Namen der Urkunde 751 im Zuge der letzten
Forschungsergebnisse aus dem bisher zugewiesenen Haltinger Bannbezirk weiter
südlich ins Wiesental ausgesiedelt wurden, rückte ein neugefundener Wüstungsname
an der nördlichen Gemarkungsgrenze gegen Binzen—Otlingen in einem
Rodel des st.-bläsischen Baselamtes aus dem 14. Jh.27) nach: Reben ze Hunol-
t i n g e n bi dem Runse. Dieser ersten Kunde folgten sodann, zu Chunoltingen
gewandelt, noch manche Nennungen, in Berainen und Grundbüchern bis heute.
Das Gewann zieht sich als schwache Mulde den ötlinger Rebhang hinauf, ein
schöner, mit vielen Obstbäumen bestandener Mattengrund, worin man noch
immer die Höfe der Nachfahren des Chunolt suchen zu müssen glaubt.
Reif zum Knacken wäre in der Nachbarschaft dieser obgenannten ödungen die
harte Nuß um die Siedlung am Rhein, die in frühen Urkunden als O 111 i k o n
beschrieben ist und nach ihrem Niedergang, nach dem Dreißigjährigen Krieg als
Friedlingen wieder auferstand. Durch den gleichartigen Namen mit öttlikon, dem
Dorf in Sichtnähe auf der Rebhöhe, war die Bearbeitung klar abgegrenzter For-
40
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1963-01/0042